Sonntag, 5. August 2012

Wer regiert Russland?

        Wegen seiner Bedeutung für Russland und mich soll dieses Zitat hier im Original und in der Übersetzung stehen:

        "Россией не я управляю; Россией управляют сорок тысяч столоначалников."

        "Nicht ich regiere Russland; Russland wird von vierzig tausend Amtsvorstehern regiert."
                                                                                   Zar Nikolaus II. 

        Was hat das mit der heutigen Machtausübung in Russland zu tun?

        Nach meiner Meinung eine ganze Menge. Denn ich habe schon an anderer Stelle darauf verwiesen, dass sowohl der Präsident als auch der Premierminister dieses Landes seit längerem verstärkt auf die ganz persönliche Verantwortung der Amtsvorsteher aller Stufen verweisen.
        Das diese von den einfachen Personalentscheidungen bis hin zu strafrechtlichen Sanktionen reichen können und werden. 
       
        Vorgestern Abend sah ich im ukrainischen Fernsehen ein Interwiev mit dem mir sehr sympathischen russischen Querdenker-Regisseur Stanislaw Goworuchin. Er war zu Gast bei dem auch sehr eigenwilligen ukrainischen Fernseh-Journalisten Dmitrij Gordon. Dort hörte ich erstmals eine etwas schockierende Antwort. Auf Gordons Frage: "Stimmt es, dass sie Jelzin öffentlich einen Verbrecher genannt haben?" kam die ruhige Antwort: "Ja, denn er hat Russland umgebracht."
         Die weitere Unterhaltung lasse ich unberichtet - das alles müssten sie hören und verstehen können. Nur eins recherchierte ich später, um mich zu vergewissern: Stanislaw Goworuchin war im vergangenen Jahr der Leiter des Wahlstabes von Wladimir Putin . Ich erinnere mich an seine Auftritte im russischen Fernsehen, wo er sachlich-ruhig seine unkonventionelle Meinung zu einigen in der westeuropäischen Medienlandschaft hochgespielten Protestveranstaltungen gegen Putin sagte.

        Aus allem bisher Verfolgten gibt es für mich eine Überlegung: Goworuchin ist mit der Situation in Russland nicht zufrieden - Putin und Medwedjew auch nicht. Alle drei äußern das direkt und freimütig. Sie haben auch Ideen und Vorschläge, wie etwas geändert werden kann. Sie greifen bereitwillig auch vernünftige Ansätze von anderen auf - darunter solche von der Opposition.

        Das Ziel aller ernsthaften Regierung ist doch, den Bürgern des Landes eine lebenswürdige Existenz zu sichern. Das wird in Russland noch einige Zeit dauern. Aber hier geht es mir um eine bisher in den westeuropäischen und nordamerikanischen Massenmedien laut beschriene Kategorie: um die Demokratie.

        Russland löste sich vom Einparteiensystem der Sowjetunion - nicht genug. In der russischen Duma waren schon von Anbeginn mehr Parteien vertreten als im USA-Parlament oder im englischen. Nicht genug - obwohl ich mir die Frage nach einer Präsidentenwahl in den USA heute noch stelle, wo es das "Florida-Syndrom" gab ... Aber - es gibt keine russische Demokratie. Nun ist die Registrierungsschwelle für eine Partei extrem abgesenkt worden, dass sogar die denkende Jugend (s. den Post "Seliger...") die Frage nach dem Sinn der Sache stellt. Was ist noch zu tun?

        Hier werde ich nächstens auszugsweise eine Übersetzung des Artikels "London - die Hauptstadt Russlands" bringen - auch eine Meinung und etwas, mit dem Putin und Medwedjew zu kämpfen haben.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger





       
       

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen