Der neuste
Politskandal in der Ukraine: Nadija Sawtschenko hat eine – angeblich – vollständige
Liste aller in Russland bzw. im Donbass gefangen gesetzten ukrainischen
Militärs veröffentlicht. In meinen Augen eine etwas vorschnelle, wenn auch
gerechtfertigte
Aktion. Wie sie an
diese Aufstellung gekommen ist, habe ich (weil in Ukrainisch) nicht genau
verstanden. Aber es ist nicht anzunehmen, dass sie dafür ukrainische politische
oder militärische Geheimnisse verraten hat. Diese „harte ukrainische Nuss“
haben während ihrer Haft in Russland die dortigen Geheimdienste nicht knacken
können…
Nadija hat wörtlich
gesagt: „Mit Offenlegung dieser Aufstellung haben weder Moskau noch Kiew eine
Chance, sich um Antworten zu den Schicksalen der Personen herumzudrücken.
Betrüger, die Eltern anriefen und deren Kinder zu befreien versprachen, hat es
schon davor gegeben.“
An dem Abend, als
die genannte Tatsache im ukrainischen Fernsehen diskutiert wurde, habe ich ihre
Pressesekretärin erlebt. Eine hübsche und kluge, prinzipienfeste Frau. Sie hat
sehr deutlich klar gemacht, dass sie mit Nadija gemeinsame Standpunkte haben. Von
den Mädels ist für die ukrainischen Politiker noch einiges zu erwarten.
Die Gegenwehr hat
schon begonnen. Mit dem heutigen Tag ist durch das Komitee für Nationale Sicherheit
des Parlaments der Werchowna Rada angetragen worden, Nadija Sawtschenko aus
diesem Komitee auszuschließen.
Natürlich ist wenig
sachlich, dass die politisch noch immer recht unerfahrene Nadija einen Vorschlag
macht, die Rückführung der Donbass-Region an eine zeitweilige Abtretung der
Krim an Russland zu koppeln. Allerdings sollten wir uns daran erinnern, dass
das deutsche Saarland auch eine sehr wechselvolle Geschichte mit „zeiteiliger Abtretung“
hatte und der Nadija als Teil einer gedanklichen Anregung gedient haben könnte.
Faktisch bin ich heute
jedoch der Auffassung, welche der erste ukrainische Präsident zu dieser Frage äußerte
( http://mein-ostblock.blogspot.com/2016/12/erstaunliches.html
). Eine Reaktion vom russischen Präsidentensprecher Peskow war deutlich dem
Anliegen der Nadija entgegengesetzt.
Der einstige
Gouverneur des Gebietes Donezk, Sergeij Taruta, hat in einer Fernsehsendung
erklärt, dass er seine politische Zusammenarbeit mit Präsident Poroshenko
deshalb nicht einmal begonnen hat, weil jener in einem Gespräch dazu nicht
zeigte, dass in seinem Kommando echter Dialog zu offenen Fragen erfolgen werde.
An einem Monolog sei er nicht interessiert gewesen. Das ist eine harte
Einschätzung von einem erfolgreichen Geschäftsmann.
Zum Wochenende ist
dann wieder Vadim Rabinowitsch kommentierend aufgetreten. Auf eine Frage nach
dem offiziellen Besuch des amerikanischen Vizepräsidenten Joe Biden in Kiew hat
er sehr diplomatisch geantwortet. Sachlich gesehen: der Besuch sei nicht mehr
als eine nette Geste des scheidenden Obama.
Zu den Aktivitäten
der Nadija Sawtschenko meinte er: „Sie arbeitet. Nicht alle ihre Äußerungen
kann ich akzeptieren. Aber ich habe gleich zu Beginn ihres politischen
Auftretens gesagt, dass sie keine Ikone ist. Sie sagt was sie denkt und ist
unbequem für jene, die von Reformen viel reden. Aber Demokratie ist eben, wenn
offene Meinungen diskutiert werden.“
Im anderen
Zusammenhang: „Der Minister für die okkupierten Territorien ist in der gesamten
Zeit der Existenz dieses Ministeriums noch nicht ein einziges Mal in diesen „Republiken“,
in Donezk gewesen. Viel Reden, wenig Arbeit.“
„In diesem Monat
wurden 128.000 Firmen geschlossen. Mittleres und Kleingewerbe sterben aus.
Woher soll unsere Wirtschaftskraft kommen?“
Die bedauerlichen
Angaben in der Sendung „Subjektive Erfolge der Woche“ auf dem Sender NewsOne
können auf YouTube nachgesehen werden. Mir tun die Menschen hier bitter leid. Das
hefefreie, sehr schmackhafte Mischbrot wurde schon Anfang Dezember um 50 Kopeken
teurer und – zu Beginn der jetzigen Woche nochmals. Statt acht Hrywna jetzt deren
neun. Geht anderen Preisen ähnlich. Mit dem sinkenden Hrywna-Kurs.
Bleiben Sie recht
gesund!
Ihr
Siegfried Newiger