Am Freitag, dem 19.06.2015 waren wir zum Essen anlässlich des 40-sten Tages
nach Ableben unserer Nachbarin eingeladen. Im engsten Familienkreis. Das ist in
der Ukraine Sitte, Tradition. Für Westeuropäer etwas ungewöhnlich. Allerdings
habe ich nun schon – in 20 Jahren – dazu Erfahrungen sammeln müssen. Es ist
jedoch für uns Ältere immer ein wenig vom eigenen Abschied mit dabei.
Von der
Verschiedenen wurde berechtigt gut gesprochen. Das persische Sprichwort ist stimmt auf jeden wie auch diesen Fall: „Nur der ist tot, der keinen guten Namen hinterlässt.“ Bewundert
habe ich die 83-jährige Mutter der Verstorbenen. Die allen Gästen zugewandt
sich um deren leibliches Wohl kümmerte.
Das
Folgende war am Sonnabend, dem 20. Juni 2015, beim Morgenspaziergang. Vor einer
Parkbank lag eine Münze. Von oben gesehen anscheinend ein 2-Kopeken-Stück. Also
0,04 Eurocents etwa. Von Kind an gewohnt, Brot aufzuessen und Geld aufzuheben,
bückte ich mich in einem Land, wo das Aufheben von Münzen verpönt ist. Jemand könne
die Münze mit einem bösen Wunsch belastet extra weggeworfen haben.
Erstaunt war
ich jedoch, dass sich die Monete als ein DDR-Sechser erwies. Ein 5-Pfennig-Stück
aus einem seit 25 Jahren nicht mehr existierenden Staat. In welchem ich einen
Großteil meines Lebens gelebt hatte. Dazu etwa 1400 km von dessen ehemaliger
Grenze entfernt in einer ukrainischen Stadt…
Es hat mich keine Nostalgie
erfasst. Denn zurzeit erlebe ich hier die Farce auf die DDR. Die russischen
Sender werden von den Providern der Ukraine nicht mehr übertragen. Wir lebten
lange in Bautzen, also noch weiter östlich als das „Tal der Ahnungslosen“ um Dresden
herum. Das so hieß, weil dorthin bundesdeutsches Fernsehen nicht gelangte. Nun geht mir das so mit dem russischen.
Danach
traf ich einen mir bekannten Mann. Krebskrank. Er beklagte sich ein wenig bei mir,
dass ein für ihn wichtiges Medikament zeitweilig nicht mehr verfügbar sei –
außerdem sei es in der letzten Zeit sehr teuer geworden. Das hat meine Natascha
auch schon erfahren. Unsere Pillen und Tinkturen sind etwa auf mehr als das Doppelte
verteuert. Außerdem habe ich in einem Fernsehinterview erfasst, dass
umfangreiche Bestellungen an einfachsten Medikamenten aus Import nicht rechtzeitig
getätigt wurden.
Um einiges zu erfahren, was bei den Menschen auf der
Schattenseite hier vorgeht, empfehle ich auf Facebook: https://www.facebook.com/charis.haska/posts/843204319079594 Die Ehefrau des deutschen Pastors Haska spricht
von den Alltagserlebnissen. Er selbst hat ein Buch zu den Vorgängen auf dem
Maidan geschrieben, wie ich soeben erfuhr. Das werde ich mir auch besorgen.
Außerdem
ist als Ergänzung zu empfehlen https://www.facebook.com/lebenslotse/posts/10206653382991574?pnref=story
Gestern nun ein Tag der Erinnerungen an
ganz andere Zeiten. Vor 74 Jahren begann der Überfall auf die Sowjetunion. Die Ehrung
der Opfer durch den Präsidenten der Ukraine fand bei strömendem Regen statt. Nicht
ohne ein Wort zu jenen, die Opfer sind des gegenwärtigen, unerklärten und
dennoch menschliche Verluste auf beiden Seiten fordernden Krieges.
Bleiben Sie
recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger