Was an diesem Tag vor
70 Jahren in der japanischen Stadt Hiroshima geschah, ist heute einerseits
unvorstellbar, andererseits denkbare Bedrohung. Heute Abend läuft erneut im
russischen Kanal „Unser Planet“ der Film zu diesem schrecklichen Ereignis.
Hier
ziehe ich ein Zitat vor, geäußert vom Franzosen Peter Abaelard vor etwa 900
Jahren: „Das sittlich Gute oder Boese liegen in der Absicht, nicht in der
Handlung.“ Mit diesen Worten bin ich einverstanden. Sie gehen besonders alle
jene etwas an, welche kriegerische Handlungen planen. Einschließlich jener im
ukrainischen Donbass.
Der Einsatz der Atombombe in Hiroshima – kurz darauf in
Nagasaki – sollte nach offizieller geschichtlicher Lesart die japanische Seite
zur Beendigung des Krieges zwingen. Das aber war bei der fürchterlichen Wirkung
der Kernwaffe zu erwarten. Sachlich ist es jedoch ein Kernwaffenversuch an
Zivilisten gewesen. Für den Massenmord an rund 230.000 Menschen allein in Hiroshima
haben sich Offizielle der USA meines Wissens niemals entschuldigt. Ja,
Hiroshima war auch Garnisonsstadt – aber die Opfer waren in erster Linie
Zivilisten. Ein in 2009 gestorbener, ehemaliger Pressefotograf der Armee hat
zwei Fotos gemacht von der Brücke über den Fluss, auf welche einige der mit vielen
und großflächigen Brandwunden übersäten Menschen sich in Hoffnung auf Rettung geflüchtet
hatten.
Die Aussagen einzelner, wie durch ein Wunder überlebender japanischer
Augenzeugen sowie die spätere Auswertung dieser Fotos durch erfahrene
japanische Ärzte und Physiker konnte mit nachweisen, dass die überwiegende Anzahl
der Opfer eben durch die Strahlenverbrennungen getötet wurden.
Für mich ist
augenscheinlich, dass von US-amerikanischer Seite dieser Waffeneinsatz in jeder
Beziehung ein Test sein sollte. Denn alle später von US-amerikanischen Ärzten
und anderen Kommissionsmitglieder angefertigten Protokolle, Messergebnisse und
Proben konservierten menschlichen Gewebes wurden als „Geheim“ eingestuft und
standen zur Zeit, als der Film gedreht wurde, noch nicht zur Auswertung offen.
Allerdings
hat auch die japanische Seite an den Ereignissen grausamen Anteil. Ein Zeuge,
zu dem Zeitpunkt junger Soldat, wurde zur Evakuierung auch von Personen auf
oben erwähnter Brücke eingesetzt. Der dem Kommando gegebene Befehl: nur junge
Soldaten retten. Deutlich wurden Frauen und Kinder ausgenommen – ein Zeichen
dafür, dass die Entscheidungsträger vor Ort nicht an Aufgabe, sondern an die
Fortführung des Krieges dachten. Als ich die sicherlich gestellte, aber auf
Augenzeugenbericht beruhende Szene davon sah, wie ein Soldat einbittendes
kleines Mädchen abwies, habe ich vor Wut fast geheult.
In meinem Post http://mein-ostblock.blogspot.com/2015/07/dilemma.html
habe ich versucht deutlich zu machen, dass Soldaten im Schützengraben oder im
Cockpit des Bombers keine Wahl mehr haben, wenn sie durch eine Berufswahl oder
persönliche „Berufung“ (bzw. Mobilmachung) an die jeweilige Stelle gekommen
sind. Wie Völker ihre Politiker zwingen können, mehr auf echte Gemeinsamkeit
hin zu arbeiten statt auf bewaffnete Auseinandersetzung, weiß ich nicht.
Dass dies
aber nötig ist, beweist das Gedenken an Hiroshima. Nicht nur mit
Schweigeminuten!
Bleiben Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger