Sonntag, 12. August 2012

Keine Meinung?


       Die Frage "Warum schreibst du nichts zur Ukraine" auf dem "Ostblock-Blog", lässt sich einfach beantworten. Weil ich fast täglich auf dem Blog "Erlebnis Leben" das schreibe, was mich ständig umgibt.
        Dann gibt es noch einen Umstand. Sich hier weit aus dem Fenster zu lehnen mit Name und Adresse ist als "Unabhängiger" nicht ganz einfach. Die schützende Hand des großen Medienbereichs fehlt. Das ist der Preis der Unabhängigkeit ...
        Die ukrainischen Parlamentswahlen vom Oktober 2012 werfen ihre Schatten voraus. Es ist für mich erstaunlich, dass hier zwei politische Kräfte sich wieder versuchen - mit abgebrauchten Worten und Personen. Zuerst zu den Worten.

        Die Kommunistische Partei des Landes wirbt mit einer Losung: "Das Land dem Volk zurückgeben." Sinngemäß: die Staatsmacht dem Volke!
        Weil ich mich hin und wieder mit den vom Denken der Vergangenheit echt freien Ukrainern unterhalte, sind wir übereinstimmend zu der Auffassung gekommen, dass viele unter ihnen noch nicht in der "unabhängigen Ukraine" angekommen sind. Wenn man sieht, wie unverantwortlich mit der Umwelt umgegangen wird - obwohl schon einiges besser wurde - dann sind die meisten noch nicht "Bürger des Landes", sondern "Untertanen". Ihnen gehörte noch vor wenigen Jahren das gesamte Land - "Alles ist Volkseigentum!" - nur hatten sie für nichts Verantwortung zu tragen. Also "nach uns die Sintflut!" Zurück zu diesem Zustand?

        Dann taucht im Fernsehen und in den Medien der vorige Präsident Justshenko wieder häufiger auf. Ein Bekannter war mir vor dessen Wahl zum Präsidenten böse gewesen. Er habe einen Traum gehabt, in welchem eben jener Mann als Messias aufgetaucht sei. Er habe auch 5 Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen versprochen. Da war ich so vermessen, die Erfahrungen des einstigen deutschen Kanzlers Schröder zu zitieren, der in Deutschland mit der doppelten Bevölkerungszahl an der Schaffung von 2,5 Millionen Arbeitsplätzen gescheitert war. Ich wurde lange schief angeschaut ...
        Beim heutigen Nachmittagsspaziergang mit Hund traf ich einen achtenswerten Ukrainer, der mich mit angenehmer Direktheit fragte, was ich davon hielte, wenn Justshenko wieder Präsident würde. Ich war weder dafür noch dagegen. Da würde ihn meine Meinung interessieren. Ich winkte ab. Meine Meinung will ich nicht äußern. Ich bin Gast im Land und soll mich so benehmen - das bedeutet Nichteinmischung in seine inneren Angelegenheiten. Aber ich darf im Lande geäußerte Meinungen zitieren.
        "Der erste Präsident der Ukraine nach Erlangung ihrer Unabhängigkeit von der Sowjetunion, Leonid Makarowytsch Krawtschuk hat vor etwa einem halben Jahr ein Interview gegeben. Ein typisches Beispiel dafür, wie klug wir alle hinterher sind. Die erste - für mich erstaunliche - Aussage: "Mein größter Fehler war, Leonid Kutschma für die Präsidentschaft vorzuschlagen." Die darauf sofort folgender Frage war, weshalb er dann nicht auch zur großen Demonstration, dem Auftakt der Orangen-Revolution, auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan Nesaleshnosti) gekommen sei. "Ich sah von Beginn an, dass dort vor allem Schwätzer versammelt waren. Viktor Justshenko ist ein netter Mensch. Er muss aber nicht folgerichtig ein guter Präsident sein." "
        Mein Gesprächspartner lächelte. Wir hatten einander verstanden.
       
        Ganz nebenbei: dieser Mann hat mir einmal eine Lesart zu Frau Timoschenko vermittelt, die ich nicht von der Hand weisen konnte. "Wie reich die Gasprinzessin ist, wissen wir beide nicht. Aber wir haben ein wenig Menschenkenntnis und etwas Erfahrung in wirtschaftlichen Dingen. Wer über seine Unternehmen direkt am Gasimport verdient, kann der an einer Senkung des Gaspreises interessiert sein? Ist dem das Hemd nicht näher als die Hose, wie ihr Deutschen sagt?"

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger




       








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