Dienstag, 8. November 2016

Rücktritt



Dieser Post sollte ganz anders heißen und beginnen. Da kam dem Entwurf der nun schon ehemalige Gouverneur der Stadt und des Gebiets Odessa, Michail Saakaschwili, zuvor. Er trat gestern vor die Fernsehkameras und mit einer Erklärung zurück. Für meine deutschen Leser seine Erklärung in meiner Übersetzung:
„Ich habe mich entschlossen, zurückzutreten und eine neue Etappe des Kampfes zu beginnen. Meine Hände lasse ich nicht sinken, ich werde nicht müde. Darauf braucht keiner zu hoffen, damit sollte niemand rechnen, mich so loszuwerden. Ich bin wie ein Soldat, der kämpft wie er kann und dann so lange es notwendig ist. Solange wie es der vollständige Sieg erfordert, um die Ukraine von diesem Dreck zu befreien. Von diesem korrumpierten Schmutz, der das Blut unserer Soldaten kapitalisiert, die Opfer des Maidans auch. Der die Ideen der ukrainischen Revolution verraten hat, dessen einzige Motivation darin besteht, in seiner Position sich die Taschen vollzustopfen, den eigenen Clan zu stärken und die Ukraine bis zur Armut auszuplündern.“
Der Polizeichef von Odessa, ein General, ebenfalls ein ehemaliger Grusinier/Georgier wie Saakaschwili, dort zeitweilig stellvertretender Innenminister, heute beide ukrainische Staatsangehörige, ist gleichzeitig zurückgetreten. Der ukrainische Präsident hat das Rücktrittsgesuch Saakaschwilis angenommen.
Meine Sicht auf diese Vorgänge formuliere ich mit dem Titel eines russischen Films: „Warten wir den Montag ab“ – den nächsten.

Saakaschwilis Abschied von diesem Posten hatte der ukrainische Bürger jüdischer Nationalität Vadim Rabinovitch in einem seiner Kommentare zur Woche schon vorhergesehen. In meinem Post http://mein-ostblock.blogspot.com/2016/10/verscharfte-situation.html habe ich dazu berichtet.
Eben dieser Herr Rabinovitch hat in einem langen Fernseh-Interview auf dem Sender „zik“ nicht nur seine Besitzverhältnisse eindeutig dargelegt (?), sondern darauf hingewiesen, dass er trotz guter Bekanntschaft mit allen ehemaligen und dem jetzigen Präsidenten des Landes nicht einen einzigen Betrieb für sich „privatisiert“ hat. Dass er alle Oligarchen persönlich kenne, sich ihnen aber nicht zurechnet. Seine Geschäftsfelder seien einst ganz andere gewesen.

Vor der Vollendung zum Thema füge ich einen „bösen“ russischen Witz ein.
Parteitag von „Einiges Russland“. Putin spricht. „Im Jahre 2017 werden die meisten kein Geld für Fleischwaren haben. Was tun wir?“ Schweigen im Saale, bis sich ein Mann meldet. „Wir werden 10 Stunden arbeiten.“ „Bravo! Was tun, wenn 2018 die meisten Russen keine Milchprodukte mehr kaufen können?“ Nach längerem Schweigen meldet sich erneut der besagte Mann: „Wir werden 16 Stunden arbeiten.“ „Bravo! Das ist echt russisch! Was aber, wenn es für die meisten 2019 kein Brot mehr gibt?“ Da steht der besagte Mann selbständig auf und ruft: „Dann arbeiten wir rund um die Uhr!“ Putin: „Ausgezeichnet! Was sind sie von Beruf?“ „Totengräber.“
Die ähnliche Situation hier im Lande charakterisiert der ukrainische Humor weicher: „Petrenko, ich verschreibe ihnen jetzt Tabletten. Die nehmen sie fünfmal täglich je eine nach dem Essen.“ „Doktor, womit soll ich so viel zum Essen kaufen?“

Herr Rabinovitch hat im erwähnten Interview bezüglich der schon „berüchtigten“ Steuererklärungen seiner Abgeordnetenkollegen und anderer höherer Amtsinhaber formuliert: „Sie reden viel über die Ausstattung und Versorgung der kämpfenden Truppe und der Armee überhaupt. Wenn sie nur einen Teil der gestohlenen deklarierten Mittel dafür einsetzten würden, könnte man viele Panzer oder andere Waffensysteme im eigenen Land beschaffen.“
Sein Ziel mit seiner Partei „LEBEN“ sei nicht, ihn zum Präsidenten zu machen. Nur die alten, fortgesetzten Strukturen wirklich aufzubrechen. Er setze dabei nicht auf Revolution, die immer Blutopfer bringt, sondern auf demokratische Wahlen.
Wirtschaftlich charakterisierte er bildhaft die Ukraine als eine unter politischen Druck gesetzte mächtige Sprungfeder, welche bei Wegfallen dieses Drucks mit großer Kraft das Land in eine positive Zukunft treiben könne.  

Es wird zunehmend interessant hier.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger







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