Freitag, 11. November 2016

Präsident Trump



Bis der neue Präsident der USA offiziell seinen Amtseid abgelegt hat, will ich mit meiner Meinung nicht warten. Weil meine ukrainischen Gesprächspartner zum Wahlsieg des Donald Trump so manche sehr eigenartige Bemerkungen machen. 
Jene, die mich antrieb folgendes zu schreiben, war die einer uns bekannten Backwaren-Verkäuferin aus einem kleinen, zum stationären umfunktionierten fahrbaren Verkaufskiosk. „Was regen sich die Amerikaner jetzt über das Wahlergebnis auf? Das hätten sie vor der Wahl tun sollen. Kennen sie den Unterschied zwischen dem neuen amerikanischen Präsidenten und unserem?“ Natürlich kannte ich den nicht. „Dort ist der ein Milliardär im reichen Land, hier  einer im armen Staat.“
Das konnte ich nicht so stehen lassen – denn das widerspricht der Realität. Die USA sind der am höchsten verschuldete Staat in der Welt. In dem Augenblick, da ich dieses schreibe, beträgt ihre Staatsschuld 19.840 Milliarden US-Dollar. Damit hat heute schon jedes Neugeborene dort 60995 US-$ „ererbte Schulden“ als Bürger dieses Landes. Davon sind die ukrainischen Kinder zum Glück noch weit entfernt.
Der neugewählte Präsident der USA hat mit eigenen Unternehmen schon vor dem Bankrott gestanden, sich gerettet. Vielleicht hat er sich der neue Mister President der Aufgabe verschrieben, sein Vaterland zu retten. Indem er beispielsweise die von Präsident Obama veranlasste Reform medizinischer Versorgung zurückfährt. Die Rede war bei ihm schon davon. 
Die ukrainische Verkäuferin war auch darüber verwundert, dass knapp 50 Millionen USA-Bürger heute nur überleben können, wenn sie LEBENSMITTELKARTEN vom Staat bekommen. Sie glaubte mir das vorgestern nicht – ihr Enkel hat die Information aus dem Internet inzwischen bestätigt.
Dass angesichts der sich häufenden Schusswaffen-Opfer in den USA ich auch weiß, dass dieses Land außer beeindruckenden Leistungen auf vielen Gebieten die höchste Dichte an einsitzenden Verurteilten als alle anderen Staaten weltweit hat, war ihr unbekannt. Dass ich das alles nicht aus Amerikafeindlichkeit weiß, sondern aus einem weitreichenden Mitgefühl für ehrliche einfache Menschen, war schwer zu übermitteln. 

Vor rund 700 Jahren schon hat der Meister Eckhart bereits geschrieben: „Hast du dich selbst lieb, so hast du alle Menschen lieb wie dich selbst. Solange du einen einzigen Menschen weniger lieb hast als dich selbst, so hast du dich selbst nie wahrhaft lieb gewonnen.“ Die gute Frau – die Verkäuferin – ist nicht die einzige Person, welche mir diese „altmodische Einstellung“ nicht abnimmt. Natürlich ist es leichter, in Feindbildern zu denken. Folglich anzunehmen, dass diese Denkungsart auch bei jedem Anderen so wirkt. Da bin ich gerne eine Ausnahme…

Ein ukrainischer Politologe hat eine beunruhigend interessante Variante angeboten – habe mir den Sender nicht gemerkt. Zu seinen Erwartungen an den im Januar 2017 sein Amt antretenden Präsidenten Trump gehört etwas Beunruhigendes: beide Präsidenten, Trump und Putin, hätten ein übersteigertes Sendungsbewusstsein. Daraus könne zwischen beiden eine Zuspitzung der Gegensätze zwischen den politisch denkbaren Lösungen vieler internationaler Probleme bis an die Grenzen militärischer Machtproben erfolgen. Oder darüber hinaus…
Das ist eine Ansicht, die ich erwähne, auch wenn ich sie nicht teile. Weil sie das Risiko persönlicher Fehlentscheidungen bis über ein erträgliches Maß hinaus enthält.
Meine Meinung: es wird international nicht einfacher. Aber beide Präsidenten sind – nach Abwägung aller Risiken – keine Selbstmörder. Caesar Nero konnte Rom anzünden lassen in der Gewissheit, dass er in der Nachwelt berühmt-berüchtigt würde. Bei diesen beiden Mächtigen würde nur Asche flüstern…

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger









                   

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