Samstag, 3. August 2013

Seliger - Putin?

Seit 2005 findet in Russland jedes Jahr ein Sommerlager schöpferischer Jugend statt. Unter der Bezeichnung „Seliger Jahreszahl“ also seit 14. Juli dieses Jahres „Seliger 2013“.
Zu Beginn war es die ersten drei Jahre ein Projekt der Jugendbewegung „Naschi“ (Unsere). Um eigene Kader heranzubilden. Auch wenn Kritiker benörgeln, dass die Idee aus der Administration des Präsidenten Russlands kam. Daher auch heute noch ein Teil der Finanzierung. Aber wenn die Parteien in Deutschland ihre Jugendorganisationen aufbauen und unterstützen – wo ist da etwas Verwerfliches dabei?

Denn „Seliger“ ist eine große Bildungsveranstaltung geblieben – was Kritiker auch sagen mögen. Mit Lektoren aus der Spitze russischer Wissenschaftler und Praktiker. Von dem Ablauf her echt etwas für junge Leute – Zeltlager, Frohsinn, Freundschaften, Veranstaltungen…  Aber auch mit Problemen. Die sind hier und heute nicht mein Thema. Sie gehören zum realen Leben mit dazu.

Zwei Ereignisse haben mich inspiriert, diesen Post zu schreiben. Das erste: der Besuch Putins im inzwischen international gewordenen Zeltlager. Dass er sich ein Wasserflugzeug für seine Anreise in die „Seenplatte des Gebietes Twer“ ausgesucht hatte, zeugt davon, dass er auch genau weiß, was Marketing bedeutet. Danach folgte mehr als zwei Stunden Gespräch mit den Teilnehmern. Erneut konnte ich mich davon überzeugen, dass Wladimir Wladimirowitsch ein gebildeter und prinzipienfester Mensch ist. Ein winziges Beispiel: ein junger Historiker empfahl, die Geschichte Russlands „lebendiger“ zu lehren, damit sie von den Kindern und Jugendlichen besser angenommen wird. Sinngemäß aus der Antwort: „Das ist doch ihr Brot. Schreiben sie einfach das Lehrbuch, das ihren Anforderungen gerecht wird. Ein Beispiel. Peter der Erste heiratete eine Frau aus der Beute seiner Soldaten – Jekaterina I. und machte sie dennoch zur Zarin. Ist das nicht eine Lawstory, welche sowohl seine Stärke als Persönlichkeit zeigt als auch die historischen Bedingungen beleuchtet?“

Weil ich hier viele hoch interessante Gespräche auslassen muss, die mich mehr als zwei Stunden begeisterten, hier noch ein Teil aus der Frage eines jungen Mannes: „Können in die Bildungsprogramme unserer Schulen nicht solche Themen wie „Familie“ aufgenommen werden? Viele junge Menschen gehen aus Unkenntnis der Probleme, die mit der Gründung einer Familie auf sie zukommen, schon nach recht kurzer Zeit wieder auseinander.“

Eine sehr energische, hübsche und kluge junge Frau bat um Unterstützung für ihr Projekt, das ich hier einmal mit „Verbraucherschutz“ abkürzen will. Die wurde ihr mit einer sehr passenden Begründung zugesichert. Eine andere Geschäftsfrau präsentierte eine eigene Erfindung zur Früherkennung von Krebserkrankungen – Putin sagte ihr sachkundige Prüfung zu.

Was war für mich wesentlich?
Nicht nur die überzeugende Fähigkeit des Präsidenten, sich auf jeden Gesprächspartner einstellen zu können, sondern seine überzeugende Bestrebung, nicht nur oberflächlich small-talk zu betreiben. Er stellte in den erforderlichen Antworten immer wieder heraus, dass alle Handlungen innerhalb der russischen Gesellschaft erlaubt sind – wenn sie sich im Rahmen der manchmal auch nicht vollendeten Gesetzlichkeit bewegen. Deshalb riet er auch recht engagierten Persönlichkeiten immer wieder: „Handeln sie bitte und lassen sie auch uns immer sehr abgewägt tätig sein. Denn Eile schadet nicht selten.“

Ein junger Mann formulierte in seiner recht langen Frage: „…Menschen und Mädchen…“. Putin stellte der Moderatorin sofort die Frage: „Haben sie das gehört?“ Der junge Mann entschuldigte sich bei allen Damen. Wladimir Wladimirowitsch fragte die Moderatorin, ob die Entschuldigung angenommen würde. Bekam von ihr eine positive Antwort – die Show ging weiter.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger





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