Sonntag, 25. August 2013

Oberlehrer Obama

          In „DIE WELT“ vom 2. August 2013 fand ich unter „Meinungen“ den Artikel von Alan Posener „Obama gegen Putin – Mr. Cool disst den Lümmel“. Unter dieser Überschrift gleich etwas genauer: „Der US-Präsident beschreibt Putin als "gelangweiltes Schulkind" und gibt zu erkennen: Amerikas Geduld ist zu Ende. Die Beleidigung des russischen Staatsoberhaupts ist beispiellos - und richtig.“ 
          Im Anschluss daran ist zu erfahren, dass „Diss“ in der politischen Heimat von Mister Präsident ein Ausdruck dafür ist, wie ein Gegner lächerlich gemacht werden soll und dadurch gedemütigt. So weit – so schlecht. Den Artikel empfehle ich zum Nachlesen – nicht zur Information, sondern zur Kontrolle. Ob ich etwas falsch zitiert habe. Denn nun setze ich meine Meinung dagegen. 
          Wladimir Wladimirowitsch braucht meine Hilfe nicht – das weiß ich sehr wohl. Und dennoch: wenn vorn gar ein Oberlehrer steht und Dinge von sich gibt, welche für die  Schüler uninteressant sind – dann verhält sich der eine und der andere selbst auf der ersten Bank etwas müde. 
          Vor allem ist für mich schon der Ausgangspunkt interessant. Die Geduld der „Schule Amerika“ mit Schüler Putin ist nach Mister Poseners Meinung zu Ende, weil dem zu Belehrenden Oberlehrer Obamas Lehren nicht gefallen. Da steht die Frage: was soll nach Wikileaks und Edward Snowden von der US-amerikanischen Freiheit und Demokratie denn noch nach Russland hinüber schwappen? Putin erwähnt nicht selten die Arbeit der russischen Geheimdienste, ohne sie jedoch mit der im Lande aufstrebenden Demokratie zu verknüpfen. 
          Was haben er und seine Mitstreiter getan, um den Balkankrieg zu verhindern? Der russische Widerstand gegen eine militärische Lösung im Irak – hat Mister Obama den vergessen? Wo sind die angekündigten Massenvernichtungswaffen, welche dort Grund waren? Ist der Anlass ein anderer gewesen? Wie ähnlich war das Szenarium Libyen – warum war Russland dagegen? Weil der Schüler Putin aufgepasst hatte – das begriff anscheinend Mister Obama nicht. Jetzt geht es um Syrien, die Pläne sind im Pentagon fertig. Erneut stören die Russen, wenn auch nicht nur sie. 
          Während der Schüler Putin die russischen Staatsschulden auf ein Minimum zurückgefahren hat, dabei auch noch sowjetische Verbindlichkeiten alleine bedient, häuft Oberlehrer Obama sagenhafte Schuldenberge auf. Ist das nachahmenswert? 
          Eine Frage an Studienrat Posener: ist es allgemein üblich, die als solche erkannte beispiellose Beleidigung eines beliebigen Menschen, geschweige denn eines Staatsoberhauptes als „richtig“ einzustufen? Wie weit muss Streitkultur noch absinken? Bis zur Streitkeule ist es da nicht mehr weit… 

          Auch das Folgende stammt aus dem Kugelschreiber von Herrn Posener: „Setz dich gerade hin und mach mit: So lautet die Botschaft des US-Präsidenten Richtung Kreml. Und wenn nicht, so zuckt er mit den Achseln, dann eben nicht. So wichtig - auch das ist eine Botschaft an Putin - ist Russland auch nicht.“ 
          Wenn ich meine bescheidene Meinung dagegen halte: kein Pädagoge. Der versucht, die Schüler auf allen Bänken zu fesseln. Mit Themen, die im Stoff bleiben. Außerdem: der Studienrat übersieht, dass da nicht allein Russland ist. Aber die Länder mit dem Verbündeten Russland werden eines Tages beweisen, wer seine Hausaufgaben gemacht hat. 


Bleiben Sie, lieber Leser, recht gesund! 

Ihr 

Siegfried Newiger





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