In „DIE WELT“
vom 2. August 2013 fand ich unter „Meinungen“ den Artikel von Alan Posener „Obama
gegen Putin – Mr. Cool disst den Lümmel“. Unter dieser Überschrift gleich etwas
genauer: „Der US-Präsident beschreibt Putin als "gelangweiltes
Schulkind" und gibt zu erkennen: Amerikas Geduld ist zu Ende. Die
Beleidigung des russischen Staatsoberhaupts ist beispiellos - und richtig.“
Im
Anschluss daran ist zu erfahren, dass „Diss“ in der politischen Heimat von
Mister Präsident ein Ausdruck dafür ist, wie ein Gegner lächerlich gemacht
werden soll und dadurch gedemütigt. So weit – so schlecht. Den Artikel empfehle
ich zum Nachlesen – nicht zur Information, sondern zur Kontrolle. Ob ich etwas
falsch zitiert habe. Denn nun setze ich meine Meinung dagegen.
Wladimir
Wladimirowitsch braucht meine Hilfe nicht – das weiß ich sehr wohl. Und dennoch:
wenn vorn gar ein Oberlehrer steht und Dinge von sich gibt, welche für die Schüler uninteressant sind – dann verhält
sich der eine und der andere selbst auf der ersten Bank etwas müde.
Vor allem
ist für mich schon der Ausgangspunkt interessant. Die Geduld der „Schule
Amerika“ mit Schüler Putin ist nach Mister Poseners Meinung zu Ende, weil dem zu
Belehrenden Oberlehrer Obamas Lehren nicht gefallen. Da steht die Frage: was
soll nach Wikileaks und Edward Snowden von der US-amerikanischen Freiheit und
Demokratie denn noch nach Russland hinüber schwappen? Putin erwähnt nicht
selten die Arbeit der russischen Geheimdienste, ohne sie jedoch mit der im
Lande aufstrebenden Demokratie zu verknüpfen.
Was haben er und seine
Mitstreiter getan, um den Balkankrieg zu verhindern? Der russische Widerstand
gegen eine militärische Lösung im Irak – hat Mister Obama den vergessen? Wo sind
die angekündigten Massenvernichtungswaffen, welche dort Grund waren? Ist der
Anlass ein anderer gewesen? Wie ähnlich war das Szenarium Libyen – warum war
Russland dagegen? Weil der Schüler Putin aufgepasst hatte – das begriff
anscheinend Mister Obama nicht. Jetzt geht es um Syrien, die Pläne sind im
Pentagon fertig. Erneut stören die Russen, wenn auch nicht nur sie.
Während der
Schüler Putin die russischen Staatsschulden auf ein Minimum zurückgefahren hat,
dabei auch noch sowjetische Verbindlichkeiten alleine bedient, häuft Oberlehrer
Obama sagenhafte Schuldenberge auf. Ist das nachahmenswert?
Eine Frage an
Studienrat Posener: ist es allgemein üblich, die als solche erkannte
beispiellose Beleidigung eines beliebigen Menschen, geschweige denn eines
Staatsoberhauptes als „richtig“ einzustufen? Wie weit muss Streitkultur noch
absinken? Bis zur Streitkeule ist es da nicht mehr weit…
Auch das Folgende stammt
aus dem Kugelschreiber von Herrn Posener: „Setz dich gerade hin und mach mit:
So lautet die Botschaft des US-Präsidenten Richtung Kreml. Und wenn nicht, so
zuckt er mit den Achseln, dann eben nicht. So wichtig - auch das ist eine
Botschaft an Putin - ist Russland auch nicht.“
Wenn ich meine bescheidene
Meinung dagegen halte: kein Pädagoge. Der versucht, die Schüler auf allen
Bänken zu fesseln. Mit Themen, die im Stoff bleiben. Außerdem: der Studienrat
übersieht, dass da nicht allein Russland ist. Aber die Länder mit dem
Verbündeten Russland werden eines Tages beweisen, wer seine Hausaufgaben
gemacht hat.
Bleiben Sie, lieber Leser, recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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