Donnerstag, 8. August 2013

Intelligenter Bankräuber....

In fünf russischen Regionen des Fernen Ostens herrscht zur Zeit der Ausnahmezustand. Wochenlange Regenfälle haben unter anderem im Amurgebiet dazu geführt, dass Flüsse über die Ufer getreten sind, Dörfer in den Fluten fast versanken und in manchen Innenstädten das Wasser meterhoch fließt. Bilder, wie sie in diesem Jahr schon um Passau und an der Elbe um Magdeburg zu sehen waren. Allerdings haben die russischen Bürger wesentlich ungünstigere Ausgangspositionen. Noch ist unklar, ob auch hier die Regierung ähnlich großzügig eingreifen wird wie bei den Frühlingshochwassern.

Es ist schon fast langweilig, Russlands Präsidenten beim Regieren zuzuschauen. Heute hatte er unter anderem den russischen Generalstaatsanwalt zum Bericht bei sich. Das Szenario wie gewohnt, wenn es diesmal auch um die Rettung der russischen Holzvorkommen geht, die durch verbrecherisch begünstigte Abholzung im Fernen Osten mit von der Zentrale ungenehmigtem Export an das extrem aufnahmebereite China sichtlich schwinden. Die von Herrn Tschaika genannten Zahlen über schon eröffnete Untersuchungen zu Bestechungsverfahren sprechen für sich und die Reaktion Wladimir Wladimirowitschs für den Willen des Präsidenten, dem Riegel vorzuschieben.

Der Bericht im Fernsehen von Start, Flug und erfolgreicher Landung eines russischen Zeppelins war für mich aufschlussreich. Denn die in Brand/NL (Land Brandenburg) stehende umfunktionierte Tropenhalle war ja einst als Hangar für den Anfang neuer deutscher Luftschiffära gedacht. Beim Bau des ehemaligen Flugplatzes der sowjetischen Armee habe ich eben dort einmal in meinen Sommerferien vor etwa rund 60 Jahren für unsere Verhältnisse als Erdarbeiter gutes Geld verdient.
Der russische Reporter bemerkte sehr passend: diese mit Helium gefüllten „Lastesel“ werden vor allem bei der geologischen Erkundung schwer zugänglicher Gebiete des Fernen Ostens und im Hohen Norden Russlands  eine positive Rolle spielen können. Das Luftfahrzeug hat alle technologischen Hürden für eine Zulassung genommen. Was hier auch etwas heißen will. Die in Großformat gezeigte Kabine und der gesamte Bericht haben mich, der eine Kleinigkeit von ziviler und militärischer Luftfahrt versteht, davon überzeugt, dass das begonnene Projekt Zukunft hat.

Das allerdings Bemerkenswerteste in den heutigen Fernsehnachrichten war eine Reportage darüber, wie ein Einwohner der Stadt Woronesh eine dortige Bank mit ihren eigenen Waffen geschlagen hat. Dem Mann war ein Kreditangebot zugegangen, das er sich aufmerksam durchgelesen hat.
Dazu ist anzumerken: vor einigen Tagen war der Chef der russischen Sparkasse bei Putin. Mit ihm war besprochen worden, dass unter anderem gesetzliche Regelungen geschaffen werden müssen, um in Kreditverträgen „kleingeschriebene“ Klauseln auszuschließen, welche versteckte Zahlungsbedingungen für Keditnehmer enthalten. Herrmann Gref berichtete dem Präsidenten, dass die Sparkasse entsprechend seinen – des Präsidenten – Hinweisen ein Programm zur Umschuldung für so betrogene Kreditnehmer aufgelegt hat, welches Anklang bei der Bevölkerung fand und findet. Die Senkung der Kreditkosten dadurch ist sehr beträchtlich.

Der Mann aus Woronesh hatte vorgesorgt. Wenn die Bankangestellten in Kenntnis der versteckten Zusatzzahlungen sich darauf verließen, dass der Kreditnehmer das Kleingeschriebene nicht las, konnte er sich darauf verlassen, dass sie das auch nicht taten. Also scannte er die Seite ein und ersetzte die Bankbedingungen durch seine eigenen. Druckte das Dokument aus und legte es an dessen Platz in den Unterlagen. Beide Seiten unterschrieben.
Ab nun geht der Streit los. Denn im Kleingedruckten hat der Held einen zinslosen Kredit für sich festgeschrieben. Außerdem sind für den Fall, dass die Bank einseitig den Vertrag beendet, Konventionalstrafen in Höhe von gesamt 24 Millionen Rubel (etwa 600.000 €) vorgesehen. Im unterschriebenen Kleingedruckten.

Wie der Rechtsstreit – ab September – ausgeht, kann ich nicht sagen. Aber die regelrecht von Eulenspiegel oder Schwejk abgelauschte Idee erfreut mich ungemein. Es gibt sie doch – die wachsamen Leute mit Fantasie.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger




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