In fünf russischen Regionen des Fernen Ostens herrscht zur Zeit der
Ausnahmezustand. Wochenlange Regenfälle haben unter anderem im Amurgebiet dazu
geführt, dass Flüsse über die Ufer getreten sind, Dörfer in den Fluten fast
versanken und in manchen Innenstädten das Wasser meterhoch fließt. Bilder, wie
sie in diesem Jahr schon um Passau und an der Elbe um Magdeburg zu sehen waren.
Allerdings haben die russischen Bürger wesentlich ungünstigere
Ausgangspositionen. Noch ist unklar, ob auch hier die Regierung ähnlich
großzügig eingreifen wird wie bei den Frühlingshochwassern.
Es ist schon fast langweilig, Russlands Präsidenten beim Regieren
zuzuschauen. Heute hatte er unter anderem den russischen Generalstaatsanwalt
zum Bericht bei sich. Das Szenario wie gewohnt, wenn es diesmal auch um die Rettung
der russischen Holzvorkommen geht, die durch verbrecherisch begünstigte
Abholzung im Fernen Osten mit von der Zentrale ungenehmigtem Export an das extrem aufnahmebereite China sichtlich schwinden. Die
von Herrn Tschaika genannten Zahlen über schon eröffnete Untersuchungen zu Bestechungsverfahren
sprechen für sich und die Reaktion Wladimir Wladimirowitschs für den Willen des
Präsidenten, dem Riegel vorzuschieben.
Der Bericht im Fernsehen von Start, Flug und erfolgreicher Landung eines
russischen Zeppelins war für mich aufschlussreich. Denn die in Brand/NL (Land Brandenburg) stehende umfunktionierte Tropenhalle war ja einst als Hangar für den Anfang neuer
deutscher Luftschiffära gedacht. Beim Bau des ehemaligen Flugplatzes der
sowjetischen Armee habe ich eben dort einmal in meinen Sommerferien vor etwa rund 60 Jahren für unsere Verhältnisse als Erdarbeiter gutes Geld verdient.
Der russische Reporter bemerkte sehr passend: diese mit Helium gefüllten
„Lastesel“ werden vor allem bei der geologischen Erkundung schwer zugänglicher
Gebiete des Fernen Ostens und im Hohen Norden Russlands eine positive Rolle spielen
können. Das Luftfahrzeug hat alle technologischen Hürden für eine Zulassung
genommen. Was hier auch etwas heißen will. Die in Großformat gezeigte Kabine und der gesamte
Bericht haben mich, der eine Kleinigkeit von ziviler und militärischer Luftfahrt versteht, davon überzeugt, dass das begonnene Projekt Zukunft hat.
Das allerdings Bemerkenswerteste in den heutigen Fernsehnachrichten war
eine Reportage darüber, wie ein Einwohner der Stadt Woronesh eine dortige Bank
mit ihren eigenen Waffen geschlagen hat. Dem Mann war ein Kreditangebot
zugegangen, das er sich aufmerksam durchgelesen hat.
Dazu ist anzumerken: vor einigen Tagen war der Chef der russischen
Sparkasse bei Putin. Mit ihm war besprochen worden, dass unter anderem
gesetzliche Regelungen geschaffen werden müssen, um in Kreditverträgen „kleingeschriebene“
Klauseln auszuschließen, welche versteckte Zahlungsbedingungen für Keditnehmer
enthalten. Herrmann Gref berichtete dem Präsidenten, dass die Sparkasse
entsprechend seinen – des Präsidenten – Hinweisen ein Programm zur Umschuldung
für so betrogene Kreditnehmer aufgelegt hat, welches Anklang bei der
Bevölkerung fand und findet. Die Senkung der Kreditkosten dadurch ist sehr beträchtlich.
Der Mann aus Woronesh hatte vorgesorgt. Wenn die Bankangestellten in
Kenntnis der versteckten Zusatzzahlungen sich darauf verließen, dass der
Kreditnehmer das Kleingeschriebene nicht las, konnte er sich darauf verlassen,
dass sie das auch nicht taten. Also scannte er die Seite ein und ersetzte die
Bankbedingungen durch seine eigenen. Druckte das Dokument aus und legte es an
dessen Platz in den Unterlagen. Beide Seiten unterschrieben.
Ab nun geht der Streit los. Denn im Kleingedruckten hat der Held einen
zinslosen Kredit für sich festgeschrieben. Außerdem sind für den Fall, dass die
Bank einseitig den Vertrag beendet, Konventionalstrafen in Höhe von gesamt 24
Millionen Rubel (etwa 600.000 €) vorgesehen. Im unterschriebenen
Kleingedruckten.
Wie der Rechtsstreit – ab September – ausgeht, kann ich nicht sagen.
Aber die regelrecht von Eulenspiegel oder Schwejk abgelauschte Idee erfreut
mich ungemein. Es gibt sie doch – die wachsamen Leute mit Fantasie.
Bleiben Sie
recht gesund!
Ihr
Siegfried
Newiger
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