Mittwoch, 14. August 2013

Land unter...

Vor kurzem fanden in Kasan – der Hauptstadt Tatarstans – die  Studentischen Sommerspiele 2013 statt. Der Übersicht nach ein voller Erfolg auch für das russische Image in der Welt.
Die gegenwärtige Weltmeisterschaft der Leichtathleten in Moskau zieht natürlich auch viel Aufmerksamkeit auf Russland. Allerdings werden so einige  Vorgänge verdeckt, welche noch nach den Spielen ernste Auswirkungen auf die russische Gesellschaft haben werden.

Sehen Sie sich bitte das Video an.  http://www.youtube.com/watch?v=hD3c3dM-FGo  Es stammt aus dem Fernen Osten Russlands, aus dem Amurgebiet. Dort haben wochenlange Regenfälle mit bis zum Achtfachen der monatlichen Niederschlagsnorm zu Situationen geführt, welche in diesem Frühjahr in Deutschland zu beobachten waren.
Der Schaden, vor allem in der Landwirtschaft, wird auf schon mehr als 4 Milliarden Rubel geschätzt. Das ist etwas mehr, als die einfache Umrechnung in Euro oder Dollar ergibt. Die Summe is vor allem den Menschen begreiflich – darin stecken menschliche Arbeit und materielle Werte. Sie sind hier etwas anders aufgestellt.
Das russische Finanzministerium hat deshalb bereits formuliert, dass die für den Bereich „Einsatz für Folgen von Katastrophen“ im Budget geplanten Mittel aufgebraucht sind. Die Leitung des Landes wird andere Wege suchen und gehen müssen.

Wer wie ich die Meldungen aus den Katastrophengebieten aufmerksam verfolgt, bemerkt zweierlei. Da ist vor allem der aufopfernde Einsatz der sehr zweckmäßig gelenkten Kräfte des Ministeriums für Katastrophenschutz. Unterstützt von vielen Freiwilligen und Soldaten der eingesetzten Truppenteile. Zum anderen die nur selten mit Kritik an Behörden tätige und geduldig erduldende Bevölkerung. Manchmal bricht durch, was vielen Westeuropäern ungewohnt ist – das Lachen unter Tränen. Dass die Wettervoraussagen keine Besserung versprechen, ist für die schon von der Schneeschmelze gebeutelten Regionen zusätzliche Belastung.

Ein zweiter Vorgang läuft im Hintergrund ab – das durch eine Straftat an einem Polizisten endgültig ausgelöste energischere Vorgehen gegen unberechtigte Einwanderer aus Ländern der ehemaligen UdSSR, vor allem aus wirtschaftlich schwachen. Die Razzien der Polizei im gesamten Land und der im Interesse der russischen Staatsbürger (ich schreibe hier bewusst nicht „russischen Menschen“) angelaufene Prozess der rechtlich begründeten Ausweisung von Schwarzarbeitern wird für Ordnung in vielen Bereichen sorgen. Für die Entspannung der Situation am Arbeitsmarkt ebenso wie im Bereich der „Schattenwirtschaft“, wo aber Millionen in „graue Kassen“ flossen, Steuerhinterziehung und Bestechlichkeit blühten – aber auch andere Rechtsverletzungen üblich waren. Vor allem, weil die „Ausländer“ mit Beharrlichkeit versuchten, nach ihren „gesetzlichen“ Vorstellungen zu leben, sich nicht einordnen wollten. Obwohl Russland seit Jahrhunderten unter anderem auch religiöse Toleranz übt – es gibt eben doch Grenzen.

Wenn dumme Jungens ein Mannequin auffällig anziehen und auf die Gleise des Hochgeschwindigkeitszuges „Sabsan“ stellen, ist es recht, wenn ihre Eltern dafür zur Verantwortung gezogen werden. Das Übel jugendlicher Unbekümmertheit ist nicht recht auszurotten…
Auch dann, wenn der Zug dank des ausgeklügelten Sicherheitssystems gebremst werden konnte. Wenn anlässlich des Ehrentages aller Mitarbeiter des Verkehrswesens der russische Chefeisenbahner seinem Präsidenten meldet, das in Kürze die ersten im Lande produzierten Doppelstockzüge auf die Gleise kommen werden, um die Reisequalität zu erhöhen und den Preis je Ticket um etwa 30 % zu senken – dann sind beide letzte Meldungen für mich eine positive Erwähnung wert.

                Wie sagt dazu J. W. v. Goethe: „Wahrheitsliebe zeigt sich darin, dass man überall das Gute zu finden und zu schätzen weiß.“

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger



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