Nadija Sawtschenko
macht es dem Betrachter und den Ukrainern nicht leicht. Diese hochintelligente
Frau hat in ihrem Armeedienst bewiesen, dass sie sich durchzusetzen versteht. Sie
ist die einzige ukrainische Militärpilotin.
Wenn Sie einmal Lust haben, googeln
Sie bitte nach SU-24. Das ist ein Frontbomber mit mehr als 34 Tonnen
Startmasse, der in seiner Gipfelhöhe bei 17.000 m die doppelte
Schallgeschwindigkeit erreichen kann. Schauen Sie sich die technischen Daten
zur Ausrüstung an und dann erfassen Sie als Minimum was es bedeutet, dieses
Waffengerät zu fliegen.
Der Kampfhubschrauber Mi-24, den Nadija auch geflogen
hat, ist ebenfalls nur von gut ausgebildeten Spezialisten zu beherrschen.
Beide
Bemerkungen stammen von jemandem, der 32 Lebensjahre mit der militärischen
Luftfahrt befasst war.
In Interviews ist die junge Frau scharfzüngig und auch
zurückhaltend. Sie hat offensichtlich
erfasst, dass sie von der Partei „Batkiwschtschyna“ der sehr wohl berechnenden Julia
Timoschenko als Vorzeige-Persönlichkeit 2014 in die Werchowna Rada gewählt
wurde. Persönlich hat sie sich diese Partei nicht ausgesucht, ihre Wahl aber
als ein denkbares Mittel ihrer Befreiung aus russischer Haft akzeptiert.
Inzwischen scheint sie ihre Lektionen zu lernen – wie sie bei ihrem ersten
Interview auf ukrainischem Boden versprach
Denn bei der
Vorstellung einer Kandidatin dieser Partei in einer ukrainischen Stadt, welche
Nadija begleitete, hielt sie sich so zurück, dass die potentiellen Wähler von
dem „Lockvogel“ enttäuscht waren.
Laut erklärte Meinung: „Die Frau …sowieso…
kennen wir, die haben wir doch schon einmal gewählt. Was hat sie für uns
gemacht? Nichts.“
Mit solcher persönlichen Zurückhaltung kann jemand seine
Einstellung dazu, dass dieses Parlament aufgelöst werden sollte, auch dezent
elegant demonstrieren.
Ich habe kein Recht, ukrainische Politik einzuschätzen.
Wenn jedoch im Parlament dessen Arbeit statt mit durchdachten, diskutablen
Vorschlägen befördert, sondern durch die Blockade der Arbeitsplattform aktiv
behindert wird, scheinen die betreffenden Abgeordneten eigenartige Formen der
Demokratie zu praktizieren. Auch die nicht seltenen Handgemenge haben für mich
mit Parlamentarismus wenig zu tun.
In einem Interview vor kurzem hat Nadija
Sawtschenko bezüglich des ukrainischen Verteidigungsministeriums sinngemäß
formuliert, dass dieses komplett aufgelöst werden müsse, um neuen Leuten Platz
zu machen. „Ein befähigter Hauptmann ist wohl in der Lage, eine Brigade zu
führen.“
Diese zielstrebige Frau Offizier könnte sinngerecht zu den Anhängern
von Vadim Rabinovich wechseln, der die Meinung vertritt, dass die geplanten
Tarife für Dienstleistungen im Wohnbereich (Mieten, Gas, Elektroenergie,
Wasser, Heizung) für das ukrainische Volk finanzieller Totschlag sind.
Noch ist
nicht ganz deutlich – aus sprachlichen Gründen für mich – ob er nur eine
Interessenvertretung oder eine Partei gründen will…
Der außerdem meint, das die
diskutierten Verkäufe von noch staatseigenen Aktiva wie Hafenbetriebe und
ähnlich gegenwärtig bei deren Tiefpreisen ökonomisch sinnlos sei. Womit er
recht hat – das Tafelsilber ist nur einmal zu veräußern. Da sollte dann auch
ein solider Gewinn bei herauskommen.
Wenn ich an dieser Stelle erneut auf die
Sprachprobleme zurückkomme, hat das Grund. Wer zum Beispiel in militärischer
Terminologie nicht sicher ist, kann durch Dritte als Übersetzer leicht unwahr
werden. Habe das in der eigenen Familie durch. Bis ich erreichen konnte, dass
mir die ukrainische Meldung über den Einsatz „krupnokalibernowo“ (schwerer) Waffen
richtig übersetzt wurde, hat das gedauert…
Wenn von „schweren Maschinengewehren“
die Rede ist und sich im Satz noch Granatwerfer und Kanonen befinden, ist das
auseinander zu halten.
Schwere MG des Kalibers 12,7 mm sind laut Minsker
Vereinbarung nicht verboten. Schwere Granatwerfer schon. Maschinenwaffen mit
Kalibern über 20 mm werden gewöhnlich als Maschinenkanonen bezeichnet.
Der gutmeinende
Ausländer kann, der Sprache ungenügend mächtig, über Facebook und Twitter so ungewollt
zum Verkünder von Halbwahrheiten werden.
Dieses Beispiel könnte ich auf andere
Bereiche erweitern. Eine Bitte: seien Sie gewissenhaft. Das ist, wie das Wort
sagt, ein Appell an Ihr Gewissen.
Bleiben Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried
Newiger
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