Bei jeder
Einschätzung von Personen, Vorgängen und aktuellen Situationen hat jeder von
uns sein so ganz eigenes Gepäck von Erfahrungen und Gewohnheiten mit sich. Das ist
so schwer in die psychologische Ecke zu stellen.
Wodurch bei manchem Dritten
von dir der Eindruck von Prinzipienfestigkeit und beim anderen der von
Altersstarrsinn entsteht. Oder eine andere, von persönlichen Vorlieben oder
Vorurteilen geprägte Einschätzung. Dazu kommt, was der deutsche Geschäftsmann
und Philosoph Friedrich Engels dem Sinne nach so formulierte: „Wenn du wissen
willst, weshalb eine Person so handelt, wie du das bemerkst, versuche ihre
wirtschaftlichen Interessen dahinter zu ergründen.“
Folglich ist jede
öffentlich gemachte Meinung – vor allem jede in so genannten „sozialen Netzen“ –
unter dem Gesichtspunkt der eigenen Unzulänglichkeit zu prüfen.
Obwohl die
letzten beiden Wochen voller unmenschlich geplanter Bluttaten waren (auch
voller natürlicher Katastrophen), will ich mich bewegende Hoffnungsschimmer
betrachten.
Angeregt hat diesen Post der Leiter der Abteilung „Organisierte
Kriminalität“ des ukrainischen Sicherheitsdienstes bis zum Jahre 2000. Er erläuterte
in der Fernsehsendung „Schuster live“ unter anderem Methoden verbrecherischer
Gruppierungen bei der Vorbereitung von Attentaten. Wie das, dem am Morgen des gleichen
Tages in Kiew der belorussische Journalist Pavel Scheremet zum Opfer gefallen
war.
Auf die Frage, ob eine an der Tat nach Aufzeichnungen einer Videokamera
beteiligte Frau für die Verbrecher kein Risiko darstelle, sagte er sinngemäß: „Wenn
sich eine Frau für eine solche Aufgabe entschließt, sollten sie immer davon
ausgehen, dass sie ein extrem guter Professional ist. Sie können eine Frau nur
unterschätzen.“ Und fast zum Schluss: „Jeder, der hier die Wahrheit sagt, kann
damit rechnen, dass er einer einflussreichen, aber gewissenlosen Person so auf
die Zehen tritt, dass diese ihn auf die Liste ihn störender Leute setzt.“
Als die
neue britische Premierministerin Theresa May sehr bestimmt sagte, dass Brexit
ist und bleibt, sie annehmbare Lösungen für die Trennung mit Frau Merkel und
Monsieur Hollande sucht und zu denen flog, war klar, dass eine neue „eiserne
Lady“ die Geschäfte übernommen hat. „Wenn du willst, dass etwas gesagt wird,
frage einen Mann. Wenn du willst, dass etwas getan wird, frage eine Frau.“ (Margaret
Hilda Thatcher)
Wenn hier Nadija Sawtschenko den Leuten nicht „Makkaroni über
die Ohren hängt“ (ne lapschy na uschi weschaet), weil sie als Neuling in der
Politik einerseits die ihr geläufige militärische Ausdrucksweise nicht immer
ablegt, andererseits eigene und ab wie an radikale Ansichten deutlich
formuliert, ist die hochqualifizierte einzige Militärpilotin der Ukraine nicht
wenigen Personen ein Dorn im Auge. Deshalb werden schon in dieser ihrer
Qualifizierungsphase als Politikerin gewisse Schwächen hochgespielt.
Die Leute
sollten das alte deutsche Sprichwort verinnerlichen: „Auf Erden lebt kein
Menschenkind, an dem man keinen Mangel find't.“
Das Interview, in welchem
Nadija auf die Fragen nach ihrer Tätigkeit als Abgeordnete sehr deutlich
antwortete, habe ich sehr aufmerksam verfolgt. Anstrengend, weil sie rasch
spricht und fließend ukrainisch. Es hat mich dennoch überzeugt. Sie ist für
mich ein Thatcher-May-Typ. Die Ukrainer haben von ihr einiges zu erwarten –
auch wenn manche das gegenwärtig noch nicht so sehen.
Heute nun gab es endlich
für mich die Entscheidung, auf die ich lange gewartet habe. Vadim Rabinivitch
hat die Partei „Leben“ gegründet. Mich hatte er am Sonntagabend schon wieder
überzeugt, dass er zweckdienlich denkt. Die Umbenennung des Flughafens Borispol
nach irgendeinem „Helden der ukrainischen Geschichte“ zurzeit hat er rundweg
abgelehnt. Der Ort Borispol ist älter als der ukrainische Staat, ein alter
slawischer Begriff. Das national und international aufzuwendende Geld für diese
„Taufe“ könne sinnvoller verwendet werden. Mit der Umbenennung würde die
Aufmerksamkeit der Bürger von den wesentlichen Fragen in der Ukraine abgelenkt.
Womit er Recht hat.
Bleiben Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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