Dienstag, 26. Juli 2016

Drei - oder vier - Mädchen



Bei jeder Einschätzung von Personen, Vorgängen und aktuellen Situationen hat jeder von uns sein so ganz eigenes Gepäck von Erfahrungen und Gewohnheiten mit sich. Das ist so schwer in die psychologische Ecke zu stellen. 
Wodurch bei manchem Dritten von dir der Eindruck von Prinzipienfestigkeit und beim anderen der von Altersstarrsinn entsteht. Oder eine andere, von persönlichen Vorlieben oder Vorurteilen geprägte Einschätzung. Dazu kommt, was der deutsche Geschäftsmann und Philosoph Friedrich Engels dem Sinne nach so formulierte: „Wenn du wissen willst, weshalb eine Person so handelt, wie du das bemerkst, versuche ihre wirtschaftlichen Interessen dahinter zu ergründen.“ 
Folglich ist jede öffentlich gemachte Meinung – vor allem jede in so genannten „sozialen Netzen“ – unter dem Gesichtspunkt der eigenen Unzulänglichkeit zu prüfen. 

Obwohl die letzten beiden Wochen voller unmenschlich geplanter Bluttaten waren (auch voller natürlicher Katastrophen), will ich mich bewegende Hoffnungsschimmer betrachten. 
Angeregt hat diesen Post der Leiter der Abteilung „Organisierte Kriminalität“ des ukrainischen Sicherheitsdienstes bis zum Jahre 2000. Er erläuterte in der Fernsehsendung „Schuster live“ unter anderem Methoden verbrecherischer Gruppierungen bei der Vorbereitung von Attentaten. Wie das, dem am Morgen des gleichen Tages in Kiew der belorussische Journalist Pavel Scheremet zum Opfer gefallen war. 
Auf die Frage, ob eine an der Tat nach Aufzeichnungen einer Videokamera beteiligte Frau für die Verbrecher kein Risiko darstelle, sagte er sinngemäß: „Wenn sich eine Frau für eine solche Aufgabe entschließt, sollten sie immer davon ausgehen, dass sie ein extrem guter Professional ist. Sie können eine Frau nur unterschätzen.“ Und fast zum Schluss: „Jeder, der hier die Wahrheit sagt, kann damit rechnen, dass er einer einflussreichen, aber gewissenlosen Person so auf die Zehen tritt, dass diese ihn auf die Liste ihn störender Leute setzt.“ 

Als die neue britische Premierministerin Theresa May sehr bestimmt sagte, dass Brexit ist und bleibt, sie annehmbare Lösungen für die Trennung mit Frau Merkel und Monsieur Hollande sucht und zu denen flog, war klar, dass eine neue „eiserne Lady“ die Geschäfte übernommen hat. „Wenn du willst, dass etwas gesagt wird, frage einen Mann. Wenn du willst, dass etwas getan wird, frage eine Frau.“ (Margaret Hilda Thatcher) 

Wenn hier Nadija Sawtschenko den Leuten nicht „Makkaroni über die Ohren hängt“ (ne lapschy na uschi weschaet), weil sie als Neuling in der Politik einerseits die ihr geläufige militärische Ausdrucksweise nicht immer ablegt, andererseits eigene und ab wie an radikale Ansichten deutlich formuliert, ist die hochqualifizierte einzige Militärpilotin der Ukraine nicht wenigen Personen ein Dorn im Auge. Deshalb werden schon in dieser ihrer Qualifizierungsphase als Politikerin gewisse Schwächen hochgespielt. 
Die Leute sollten das alte deutsche Sprichwort verinnerlichen: „Auf Erden lebt kein Menschenkind, an dem man keinen Mangel find't.“ 
Das Interview, in welchem Nadija auf die Fragen nach ihrer Tätigkeit als Abgeordnete sehr deutlich antwortete, habe ich sehr aufmerksam verfolgt. Anstrengend, weil sie rasch spricht und fließend ukrainisch. Es hat mich dennoch überzeugt. Sie ist für mich ein Thatcher-May-Typ. Die Ukrainer haben von ihr einiges zu erwarten – auch wenn manche das gegenwärtig noch nicht so sehen. 

Heute nun gab es endlich für mich die Entscheidung, auf die ich lange gewartet habe. Vadim Rabinivitch hat die Partei „Leben“ gegründet. Mich hatte er am Sonntagabend schon wieder überzeugt, dass er zweckdienlich denkt. Die Umbenennung des Flughafens Borispol nach irgendeinem „Helden der ukrainischen Geschichte“ zurzeit hat er rundweg abgelehnt. Der Ort Borispol ist älter als der ukrainische Staat, ein alter slawischer Begriff. Das national und international aufzuwendende Geld für diese „Taufe“ könne sinnvoller verwendet werden. Mit der Umbenennung würde die Aufmerksamkeit der Bürger von den wesentlichen Fragen in der Ukraine abgelenkt. Womit er Recht hat. 

Bleiben Sie recht gesund! 

Ihr 

Siegfried Newiger






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen