Sonntag, 17. Juli 2016

Fortsetzung Guillaume...



In „Wilhelm Tell“ formuliert der deutsche Dichter Friedrich Schiller passend: „Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an, das halte fest mit deinem ganzen Herzen. Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft.“ 
Wenn ich in diesem Ostblock-Blog auf Vaterland Deutschland zurückkommen muss, dann hat das Gründe. Einer davon ist Ärger. Über den nicht aufzuhaltenden Verfall von Worten und Werten. Die für mich einmal miteinander verbunden waren. 

Da ist als erstes „Freiheit“ und alles, was mit ihr ableitend verbunden ist. Nur wenigen ist es vergönnt, sich mit den Worten des Philosophen Arthur Schopenhauer anzufreunden: „Ganz er selbst sein darf jeder nur, solange er allein ist. Wer also nicht die Einsamkeit liebt, der liebt auch nicht die Freiheit; denn nur wenn man allein ist, ist man frei.“  
Weil aber die – meist sehr unpersönlich, also ohne ein erforderliches Eigenschafts- oder Zweitwort vor allem von Politikern zitierte – FREIHEIT als vorrangiger zivilisatorischer Grundwert dargestellt wird, der eben von Schopenhauer schon im 19. Jahrhundert so deutlich entzaubert wurde, sind seine weiter oben zitierten Worte den meisten Personen unbekannt.

Wenn in den meisten sich demokratisch gebärdenden Staaten die Freiheit so entartet, dass privater Terror (so nenne ich unorganisierte Einzeltäter – siehe Dallas, USA), Todesaktionen wie in Nizza oder Versuche staatlichen Umsturzes mit zwischen 150 und 250 Toten wie in der Türkei geschehen, sind ähnlich geartete Handlungen in der Ukraine Folge „eifrigen Lernens“.
Wobei ich mich über Leute nicht nur einfach ärgere, welche die türkische Aktion bejubeln. Hunderte von Toten können für mich, der das Ende des Zweiten Weltkrieges miterlebte, kein Grund für positive Gefühle sein. 

Als nächstes ärgere ich mich über alle mit dem Wort „Unabhängigkeit“ verbundenen Schönfärbereien. Selbst in einer sehr liebevollen Partnerschaft zu zweit ist man weder frei noch unabhängig. Wer das Glück einer solchen genießen kann, wird immer die Wünsche und Vorstellungen der/des Anderen berücksichtigen. 
Wenn ich sehe, wie abhängig die angeblich unabhängige Ukraine von den Krediten des Internationalen Währungsfonds gemacht wurde, könnte ich ausrasten. 
Da verstehe ich die Ausgaben für eine Militärparade (Vorbereitung sichtbar auf dem ehemaligen Flugplatz in Bila Tserkva, wo wir wohnen) zum Unabhängigkeitstag nicht. Wo doch die an der „Ostfront“ um Lugansk und Donezk kämpfende Truppe dringend anderes braucht…

Womit wir bei den Oberbefehlshabern wären. Hier Präsident Poroshenko, in den USA Barack Obama, im Kriegsfall laut deutschem Grundgesetz 115a die Landesmutter Angela Merkel und in Russland Wladimir Putin. 
Nun wird von allen Massenmedien den drei ersten zugestanden, dass sie nah ihren parteilichen und häufig vor allem persönlichen Vorstellungen von den “Interessen ihrer Länder“ zu handeln berechtigt sind. Ohne mit dem Vierten einverstanden zu sein bei der Wahl seiner Mittel, hat er jedoch entsprechendes Handlungsrecht – oder? 
Seine Verunglimpfung in vielen Massenmedien erscheint mir einfach zwischen kurzsichtig bis dumm. Ein langjähriger Berater russischer Präsidenten, Andrei Illarionow, heute an einem amerikanischen Institut forschend und lehrend, hat hier im Interview mit Dmitri Gordon auf eine diesbezügliche Frage geantwortet, dass Wladimir Putin sehr intelligent und sendungsbewusst ist. Der bekannte US-amerikanische Politiker Henry Kissinger hat seinerseits Putin einmal gesagt, dass er keine Berührungsängste habe – man wäre doch „aus einem Stall“. Also aus dem Bereich „Spezialdienste“. 

Die meisten Geheimdienstleute sind doch wenn nicht immer klug, so doch intelligent. Wo wir zum Schluss wieder beim Ärgerthema wären. Oberbefehlshaber senden ihre Soldaten zum Töten und zum getötet werden heute nach Afghanistan, Syrien oder in die Ostukraine. Jeder von ihnen erfährt noch vor oder gleich nach der demokratischen Machtübernahme, in welchem Generalsrang die Geheimdienstchefs stehen und worüber sie berichten sollen. Wenn Angela Merkel zur amerikanischen Abhöraffäre einen eher lahmen Kommentar abgab, dann war sie bereits lange zuvor davon unterrichtet, dass die eigenen Ohren und Augen fast bis in die Ehebetten der politischen Partner und Freunde reichten. Was soeben – siehe einer an – publik wurde. 
Die sensationsgeilen „Enthüllungsjournalisten“ vergessen die alte deutsche Regel „Man liebt den Harzer Käse, doch man deckt ihn zu.“ Spionage gehört nicht erst seit dem STASI-Aufklärer Guillaume 1974 neben dem deutschen Bundeskanzler zum politischen Alltag, ist für mich keine Sensation, sondern Ärgernis. 

Bleiben Sie recht gesund! 

Ihr  

Siegfried Newiger







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen