Dienstag, 27. Januar 2015

Stimmungsänderungen



Es war an Tatyanas Namenstag – am vorigen Sonntag, dem 25. Januar 2015. Also vorgestern. Tanya, unsere Freundin in Odessa, bei der und ihrem Mann ich zu Gast war, hatten zum Nachmittag den Besuch zweier Freundinnen zum Kaffee und Gebäck angekündigt. Der davor geplante Besuch in einem grusinischen (georgischen) Nationalitätenrestaurant war durch alle Eingeladenen übereinstimmend abgesagt worden. Wegen der blutigen Ereignisse in Mariupol, der ukrainischen Hafenstadt am Schwarzen Meer. Hervorgerufen durch den Beschuss der Stadt aus russischer Waffentechnik, die sowohl von ukrainischen Separatisten als auch von russischen Söldnern bedient wird.
Am Sonntagmorgen sagten die Freundinnen ihren Besuch auch noch ab. Also wollten wir uns gemeinsam zu dritt erst Kuchen und Kaffee einverleiben, danach eine deutsche Filmkonserve zu einem ernsthaften Thema.
Als wir beiden Männer neben den Blumen für die Dame des Hauses auch noch einige Flaschen Wasser, Limonade und Bier für den „Radler“ einkauften und etwas Obst sowie eine kleine Torte, gab es im Geschäft in der ersten Etage des von den Freunden mit bewohnten Hauses noch eine nette kleine Situation. Ich hatte gehört, dass jemand die Kassiererin Tanya gerufen hatte. Als sie fragte, ob wir bar oder mit Karte bezahlen würden, hängte ich an meine Antwort die Frage an, ob sie denn wirklich Tatyana heiße und an ihrem Namenstag arbeiten müsse. Sie bejahte und ich wünschte ihr von ihren beiden Kunden das Allerbeste.
Sehr erstaunt waren wir aber, als sie mir dankend sagte, dass ich meiner Tochter oder Schwiegertochter, welche doch ebenfalls Tanya wäre, beste Wünsche übermitteln solle. Eine erfreuliche Gedächtnisleistung.
In der Wohnung musste ich mich anschließend lachend entscheiden, ob ich lieber Schwiegertochter und Sohn in Odessa haben will oder die andere Kombination.   

Wie Frauen so sind – sie wurden die Überraschung, als sie am Nachmittag entgegen der morgendlichen Absprache plötzlich vor der Haustür standen. Mit ihnen der Ehemann einer Dame – Kapitän für große Fahrt. Mit ihm wurde die Unterhaltung besonders interessant für mich. Wir haben politische Fragen nur am Rande gestreift.

Abends erfuhr ich über Skype, dass mehrere Freundinnen meiner Frau und auch sie die Skype-Verbindung zu einer ehemaligen Klassenkameradin abgebrochen haben. Diese hatte ihnen geschrieben, dass sie jeder ukrainischen Familie ihren eigenen Helden wünsche. Mit anderen Worten – einen Gefallenen, einen waffenlos Getöteten.
Noch selten habe ich eine so geschlossene Stimmungsänderung bei Frauen als eine patriotische Reaktion empfunden.

Andererseits aber erfasst, dass Herr Taruta aus meinem Post vom 12. Januar dieses Jahres völlig recht hatte mit seiner Meinung zur gefährlich starken russischen Fünften Kolonne in der Ukraine.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger





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