Montag, 12. Januar 2015

Wer ist Taruta?

Das wusste ich auch nicht so genau. Denn nur wenn ein Gespräch vor der Kamera mit einem sachkundigen Partner stattfindet, lassen sich wesentliche Einzelheiten zu einem psychologischen Porträt erfahren. Für mich ist die Serie "Zu Gast bei Gordon" mit dem hoch gebildeten, kultivierten Fernsehjournalisten Dmitrij Gordon hier in der Ukraine dafür eine Fundgrube.
Es spielt deshalb fast keine Rolle, wer bei ihm Gast ist. Weil Dmitrij dazu bereit und in der informatorischen Lage ist, sehr sachkundige Fragen zu stellen. Ab und an auch sehr direkte, unangenehme. Immer aber so, dass die Achtung vor der interviewten Person nicht verloren geht. Bei aller Schärfe der Diskussion.
Leider habe ich die vorige Sendung nur zum Teil sehen können. Dass der Oligarch Sergeij Taruta heute fast nur noch zum wohlhabenden Mittelstand gehört, war mir unbekannt. Er machte um seine bedeutenden Verluste kein Wesen - denn er hätte eigentlich immer nur so gelebt.
Dass der Gouverneur des Gebietes Donezk von März 2014 bis 10. Oktober 2014 einiges zu den politischen Vorgängen dieser Zeit ruhig und überlegt beisteuern konnte, war nicht überraschend. Aber sehr aufschlussreich.
Zu seinem "Offenen Brief" an Putin meinte er lediglich, dass er seinen Standpunkt habe darlegen wollen. Er schätze diesen Mann als guten Analytiker ein, dazu aber auch sehr hart im Vorgehen. 
Mit Separatisten habe er sich nie getroffen, nie verhandelt. Das wäre nicht in seine Kompetenz gefallen. In dem Zusammenhang kam die Frage, ob er die 5. Kolonne in der Ukraine für stark halte. Besorgt bejahte der bis zu dem Moment fast unbeeindruckbar scheinende Mann die Frage. In einem anderen Moment kam seine Auffassung zur Entwicklung eines neuen Bewusstseins bei den einfachen Ukrainern zu Tage. Er formulierte etwas, was ich seit Jahren in vielen Unterhaltungen antworte, wenn solche Themen anstehen. Viele Ukrainer sind immer noch im Unterbewusstsein sowjetische Untertanen - noch keine echten Bürger ihres Landes. Jedoch auf dem Wege dazu. 

Die Unterstützung eines bekannten Wissenschaftlers und Sammlers (Pawlow, wenn ich nicht irre) hätte er nicht geübt, um sich eine reichhaltige Sammlung über die Tripolje-Kultur anzulegen. Sondern um in einer Zeit des Chaos, da solche Gegenstände offiziell und geschmuggelt dem Land verloren gingen, sie der Heimat zu erhalten. Sie auf internationalen Ausstellungen zeigen zu können - wie z. B. im Vatikan.

Befragt, ob denn eine vertiefte Bekanntschaft mit dem einstigen Präsidenten Justschenko zustande gekommen wäre, welcher bekanntlich auch Sammler sei, antwortete Sergeij Alekseijewitsch: "Darauf habe ich keinen Wert gelegt, nachdem ich erkannte, wie ineffektiv dieser Mann war."

Zur gegenwärtigen Situation und den Aussichten der Ukraine in der Zukunft meinte er: "Das Land kann reich werden, seine Bürger gesichert leben. Nur wann - das wage ich nicht zu sagen. Noch lange hin - bei den Politikern, welche bisher noch keine ernsthaften Änderungen erreicht haben. Dazu wieder eine schwache Werchowna Rada. (Parlament)" Deren Abgeordneter er ebenfalls ist - also weiß, wovon er redet.

Es ist immer wieder interessant, auf genannte Weise etwas mehr zu allen jenen zu erfahren, welche in der öffentlichen Meinung unter dem Stempel "Oligarch" oder wie auch immer in die bekannten "Schubladen" eingeordnet werden, wohin sie nach Meinung von Lesern, Hörern und Zuschauern gehören. Dank Gordon kann ich eine Kleinigkeit objektiver urteilen.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger 





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen