Freitag, 16. Januar 2015

Meinungsvielfalt und Meinungsmache...

Es ist mit dem Internet so eine Sache. Für Gutwillige eine Quelle mehr oder minder "sauberer" Informationen. Andere bedienen sich aus zweifelhaften Meldungen oder berichten bewusst tendenziös. Wer will, sollte dazu gezielt unter http://www.faz.net/aktuell/politik/das-internet-als-propagandavehikel-obskurer-theorien-13364530.html  einmal blättern.

Zu diesem Post hat mich ein Link veranlasst, welcher auf die Webseite einer deutschen "Bürgerinitiative für Frieden in der Ukraine" führte. Dem Titel nach eine löbliche Vereinigung. Die Inhalte schwanken sehr zwischen sachlich informativ (die Analyse zur wirtschaftlichen Lage z. B.) und politischen Meinungen, welche von - bis reichen. 

In der Ukraine lebe ich seit fast 20 Jahren. Habe in meiner Familie einiges über Mentalität und Lebenshaltung kennen und erdulden gelernt. Schon als der damalige Präsident Justschenko posthum an Stefan Bandera den Titel "Held der Ukraine" verlieh, habe ich mich nicht darüber gewundert, dass das in der Westukraine weitgehend bejubelt wurde. Diese Ehrung wurde aber nicht nur von Russland und Polen, sondern ebenfalls vom europäischen Parlament ganz offiziell verurteilt.
Die gegenwärtige "Ankunft im Kapitalismus" wird bei Bandera-Anhängern auch heute noch als historischer Sieg über die kommunistische Ideologie gesehen. Bandera, der 1934 in Polen wegen Beteiligung an der Ermordung des polnischen Innenministers zum Tode verurteilt worden war, später begnadigt und von den Nazis befreit wurde, danach sich den deutschen Faschisten andiente, hatte aber unter anderem auch dieses Ziel. Es wurde ohne ihn erreicht, er als Vorkämpfer hochgejubelt.

Das alles ist Ansichtssache. Nur sehen es eben viele der bei der Bürgerbewegung aktiven Kommentatoren so, dass die Meinungsfreiheit anderer dort aufhört, wo eine eigene Meinung beginnt. Von Rosa Luxemburg stammt folgender Satz: "Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden."

Wodurch im Einzelnen die militärische Situation in der Ostukraine ausgelöst wurde, ist später sicher unterschiedlich zu lesen - je nach Quelle. Wieder Rosa Luxemburg: "Die Missachtung des Lebens und die Brutalität gegen den Menschen lassen die Fähigkeit des Menschen zur Unmenschlichkeit erkennen. - Sie kann und darf kein Mittel einer Konfliktlösung sein und bleiben." Das geht alle Seiten etwas an.

Unter den Inhalten bei der "Bürgerinitiative für Frieden in der Ukraine" stört mich, dass entgegen den Entscheidungen der ukrainischen Wähler (es waren mehr als 95 % der Wahlberechtigten) bei den Parlamentswahlen gegen die faschistisch angehauchten rechten Kräfte von Autoren und Kommentatoren der Website Einschätzungen formuliert werden, welche allen rein nationalistischen Bestrebungen hier im Land einen faschistischen Stempel aufdrücken. Vor allem: die in den unterschiedlichsten Einheiten, manchmal auch unter recht dubiosen Abzeichen kämpfenden Soldaten stehen in erster Linie für ihr Vaterland ein. Frei nach Bert Brecht, selbst wenn sie den nicht kennen: "Wer den Kampf nicht teilt, wird die Niederlage teilen müssen."

Mir gefallen an Nazizeiten erinnernde Symbole ebenfalls nicht. Sofern sie nicht verboten sind, müssen wir auf andere, intelligentere Weise uns um ihr Verschwinden kümmern. Dafür sollte man Phantasie einsetzen.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger 





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