Es ist
etwas eigenartig – und doch bedingt. Dadurch, dass jüngere Generationen nicht
einmal wissen, was gemeint ist.
Da regte sich doch kurz nach der beendeten
Fußballweltmeisterschaft, wo am Endspiel sowohl Kanzlerin Merkel als auch
Präsident Putin als Zuschauer teilnahmen, bei den ukrainischen Twitterianern
ein erstaunliches geschichtliches Wissen. Denn Frau Merkel wurde plötzlich „Frau
Ribbentrop“ tituliert.
Das Minimum an Wissen, dass sich auch einige Deutsche
der Generation heute 55-60-jähriger Westdeutscher angegoogelt hatten, reichte
nicht weit über Namen und Funktion „Außenminister“ im 3. Reich hinaus. Den Test hatte ich durch Befragen Bekannter unangekündigt gemacht. Von ihnen
hatte noch niemand gehört, dass es außer dem „Nichtangriffspakt
Molotow-Ribbentrop“ dazu noch ein Geheimdokument gab, in welchen unter anderem Deutschland
sowjetische Neutralität bei einer kriegerischen Auseinandersetzung mit den
Westmächten und Polen garantiert wurde und die Aufteilung der Territorien
Finnlands, Estlands, Lettlands und Litauens, Teile von Polen, Bessarabien und
der Nordbukowina zwischen Deutschland und der Sowjetunion sowie ein Austausch
seiner deutschen, ukrainischen und weißrussischen Bevölkerung vereinbart
wurden.
Für mich ist eindeutig, dass die vorwiegend jugendliche
Twittergeneration kaum auf die Idee einer solchen Personifizierung gekommen
sein konnte. Grund: fehlende Geschichtskenntnisse. Folglich stecken da Leute
dahinter, welche in die relative Einheit der westeuropäischen Staaten einen
Keil treiben wollen.
Ähnliches geschah einige Tage später – ich bereitete mich
in der Ukraine auf meine Reise nach Berlin vor. Gemeldet wurde, dass der
englische „Independent“ darüber geschrieben hätte, dass zwischen Deutschland
und Russland Geheimverhandlungen stattfinden würden. Ich bekam noch zweierlei
mit: dass der leitende deutsche Vertreter des Bundestages in der Kommission
Deutschland-Ukraine diese „Ente“ kategorisch dementierte – und dass die
Journalisten berechtigt darauf aufmerksam machten, dass dieses Blatt seit
einiger Zeit einem russischen Oligarchen gehört. Der sich gegen vorerst
unbekannte Vorteile Mühe gibt, ähnlich wie die Twittergemeinde zu handeln. Also
Westeuropa mit beliebigen Mitteln des Informationskrieges zu entzweien.
Wir haben
allen Grund, uns Informationen immer kritisch anzusehen.
Bleiben Sie recht
gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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