Samstag, 23. August 2014

Auf die Spitze getrieben...

Heute ist hier in der Ukraine "Tag der Staatsflagge" und morgen der "Tag der Unabhängigkeit". Anlässlich einer feierlichen offiziösen Flaggenhissung auf dem Platz der Heiligen Sofia in Kiew sprach Präsident Poroshenko sehr gemäßigt und doch recht eindrucksvoll zum ukrainischen Volk.
Mit keinem Wort erwähnte er, was am Vortage in Moskau geschehen war. Ein mir bisher unbekannter Ukrainer hatte in der Nacht davor den Stern auf der höchsten baulichen Erhebung der Stadt, dem Turm auf dem Dach der Lomonossow-Universität, in die ukrainischen Landesfarben blau-gelb eingefärbt und dazu noch die Fahne des eigenen Vaterlandes aufrecht angebracht. Eine beachtliche Leistung. Gewissermaßen eine Spitzenleistung.
Einige meiner hiesigen Gesprächspartner meinten, dass die Idee hier im Sicheren ausgeheckt und auch entsprechend bezahlt worden sei. Der Einfall zeugt für mich erneut von dem eigenwilligen ukrainischen Humor: "Wir lachen, um nicht weinen zu müssen!" - sieht man auf die Ostukraine... 

Meine ukrainische Ehefrau erklärte mir gestern Abend noch, dass der "Fahnenträger" erklärt habe, sich einem russischen Gericht zu stellen, wenn vorher die Fliegerin Nadesda Sawtshenko freigelassen wird. Sie habe nur ihre soldatische Pflicht erfüllt, als Operator im Kampfhubschrauber Mi-24 ein zugewiesenes Ziel zu bekämpfen. Ihre Absicht sei nicht gewesen, dabei gezielt und vor allem vorsätzlich russische Journalisten zu töten. 

Nochmals will ich auf den Radikalenführer Ljaschko eingehen. Auch auf seine für mich existierende "Verbindung" zum verstorbenen Peter Scholl-Latour. Das gesamte Taschenbuch "Kampf dem Terror - Kampf dem Islam?" ist voll von hin und wieder sogar sehr harten Einschätzungen zu Politikern in aller Welt und deren "Erfolgen". Scholl-Latour hat dabei kein Blatt vor den Mund genommen. 

Die Seiten 199 bis 204 dieses Taschenbuches (ISBN 3-548-36679-1) zum Beispiel zeigen das sehr genau am Doppelspiel der USA-Politik mit den irakischen Kurden 1991. Welche zum Putsch gegen Saddam Hussein angestiftet und danach zum Abschuss freigegeben wurden.

 Wenn Ljaschko hier im Fernsehen einerseits formuliert, dass der Westen die Ukraine nicht verraten habe, weil keine Verträge dazu existieren, aber heute nicht einmal bereit ist, Nachtsichtgeräte zu liefern, ohne welche die ukrainischen Soldaten vor ihren Gegnern wie blinde Kätzchen seien - dann ist das wohl ein berechtigter Vorwurf. 
Stützt sich auch auf seine Zitate aus Churchill, den er gerade liest und sehr geschickt auf die Jetztzeit anwendet.

Vielleicht kann mich jemand aktuell beraten. Denn zum militärischen Zeremoniell hier wurde von den Soldaten "unter Gewehr" (im Präsentiergriff) die Nationalhymne mitgesungen. Für mich erstmalig bewusst wahrgenommen und als eigenartig befunden. Kennt jemand diese Gewohnheit auch bei anderen Armeen dieser Welt? 

Bleiben Sie recht gesund! 

Ihr 

Siegfried Newiger





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