Dienstag, 23. Juli 2013

Sewastopol ist die Reise wert

Wir hatten den zweiten Tag etwas unglücklich geplant – uns zu viel vorgenommen. Nach dem Besuch von Balaklawa gab es nur eine kurze Fahrt durch Jalta und danach die Reise nach Sewastopol.
Die Stadt gefiel mir. Sowohl was die Lage, aber auch die wiederhergestellte Bausubstanz betrifft. Die halbstündige Kutterfahrt über die Buchten bei gutem Wetter mit einer sehr überlegten Darstellung der wirtschaftlichen und militärischen Geschichte des Hafens und seiner Erbauer wie auch Nutzer bot viel Bedenkenswertes. Erneut kam der Krimkrieg von 1853 bis 1856 ins Gespräch.
Er kostete zur Abriegelung der Einfahrt in den Hafen einen Teil der russischen Schwarzmeerflotte – die Schiffe wurden dort versenkt. Ihnen zum Gedenken wurde eine Säule mit einem Adler darauf errichtet – auf Höhe ihrer Versenkung. Wir bekamen sie bei einem ausgedehnten Spaziergang am gut ausgebauten Ufer erneut zu sehen.
Die britische Leichte Brigade vor Balaklawa verlor von 463 Kämpfern 110 an Toten und fast vierhundert Pferde, die an dem Krieg sicher nicht mitschuldig waren. (siehe vorheriger Post) Dann kam von russischer Seite die Opferung der Schiffe und die fast einjährige Verteidigung von Sewastopol – die Menschenopfer sind schwer zu erfahren.

Was aber sind das für Zahlen im Vergleich mit jenen aus dem Zweiten Weltkrieg, in welchem in Sewastopol während 250 Tagen Belagerung fast kein Stein auf dem anderen blieb?                                                                   
Dann ergab sich anschließend für mich die Frage aus dem Besuch der unterirdischen Werft: wer hätte das Recht auf Überdauern in den Kasematten von Balaklawa vor einem Kernwaffenschlag auf sie bekommen? Von wem war die Entscheidung über Tod oder späteres Vegetieren in der Atomwüste zu treffen? Wie verdrängt militärisches Kalkül auf allen Seiten die dringend überlebenswichtigen Überlegungen: was ist vorrangig zur Stabilisierung von Frieden in allen Regionen der Erde zu tun? Alle diese Fragen habe ich unseren Gastgebern nicht gestellt.

Denn wir hatten noch ein Treffen vor uns. Schon in der Dämmerung fuhren wir nach Simferopol. Dort trafen Anatolij und Natascha, die beiden Absolventen des Bautechnikums, ihren Studienfreund – nach extrem kurzer telefonischer Anmeldung. Die Telefonnummer hatte meine Frau mit fast kriminalistischer Findigkeit herausbekommen. Wie das so häufig mit ähnlichen Treffen ist – das unvorbereitete Wiedersehen nach 38 Jahren wurde ein voller Erfolg. Wir fanden ein kleines preiswertes Cafe, in dem wir etwa zu Abend aßen, wo vor allem aber Erinnerungen ausgetauscht wurden. Nach etwa zwei Stunden fuhren wir weiter und kamen gegen ein Uhr nachts endlich ins Bett. Mit dem Plan, am nächsten Tag gut ausgeschlafen den „Löwenpark Taigan“ zu besuchen.
Er ist bei dem Ort Belogorsk zu finden und der einzige Tierpark in Europa, in welchem auf einem Gelände von 32 Hektar mehr als 50 Löwen leben – vorwiegend im Freigehege. Aber dazu mehr im folgenden Post.


Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen