Die felsige Straßenschlucht von
Balaklawa ist bekannt durch die dort am 25. Oktober 1854 verlaufene Schlacht im
Krimkrieg zwischen den russischen Streitkräften und jenen dort vereinigten
Kontingenten Englands, Frankreichs und der Türkei. Die militärische Beurteilung
ist widersprüchlich. Denn es ist häufig davon die Rede, dass es ein
auf Irrtümern beruhender und wegen persönlichen Antipathien nicht richtig
übermittelter Angriffsbefehl an die britische Leichte Brigade war, der Auftakt zu deren
verlustreichem „Todesritt“ wurde.
Unsere Gastgeber luden uns ein,
am Tag nach unserer Ankunft in Nishnegorskij mit ihnen über Jalta nach
Sewastopol zu fahren. Die Idee, einen Abstecher nach Balaklawa zu machen, um
das dortige U-Boot-Museum zu besuchen, kam ihnen erst unterwegs. Da ich mich
vor der Reise ein wenig mit der Krim und ihrer Geschichte vertraut gemacht
hatte, war mir die politische Situation in etwa geläufig. Auch, dass der
ehemalige sowjetische Generalsekretär der Kommunistischen Partei Nikita
Chrustschow unter Verletzung der sowjetischen Verfassung die Krim der
Verwaltungshoheit der Ukraine untergeordnet hatte. Vom genannten Museum hatte
ich aber noch nie gehört.
Auf dem Weg gab es zusätzlich
eine Überraschung. Wir sahen noch die Reste der schon beseitigten Erdrutsche,
welche in diesem Jahr infolge heftiger Regenfälle auf der Krim an der Strecke Simferopol-Jalta
erst vor kurzem zur Vollsperrung der Straße geführt hatten. Wir erfuhren, dass
das auf der längsten mit Oberleitungsbussen befahrenen Strecke in Europa
natürlich extreme Behinderungen im Berufsverkehr mit sich gebracht hatte.
Der Wechsel von der eher „sanften“
Hügellandschaft um Nishnegorskij zu der felsigen Gegend um Jalta war recht
beeindruckend. Auf mich als Militär im Ruhestand machte allerdings die atombombensicher
in das Felsmassiv untergebrachte Werft für U-Boote der Schwarzmeerflotte einen
viel größeren Eindruck. Deren Ausbau begann 1953.
Der Zugang zu dem rund 600 m langen
Kanal, in welchem gleichzeitig 5 mittlere oder 7 kleine U-Boote Platz fanden,
war geschickt getarnt worden. Einlaufen bzw. auslaufen durften die U-Boote nur in der
Dämmerung oder nachts. Die 5 m dicke Stahlbetondecke des Kanals mit dem Felsmassiv darüber
hielt nach den Berechnungen eine Explosion aus, die von Kernwaffen mit dem
10-fachen Potential der in Hiroshima eingesetzten stammen konnte.
Die in drei streng voneinander
geteilte Sektionen unterteilte Werft besaß etwa 600 Mitarbeiter als
Stammbelegschaft, dazu die kaserniert unterirdisch untergebrachten
U-Boot-Besatzungen. Die Räumlichkeiten waren so ausgelegt, dass kurzzeitig bei
Gefahr atomarer Angriffe etwa 3000 Personen gesamt behelfsmäßig untergebracht
werden konnten. Das ausgefeilte Sicherheitssystem verlangte, dass jeder
Mitarbeiter 5 verschiedene spezielle Ausweise bei sich führen musste. Wer in
der ersten Sektion arbeitete (Entladen und Vorbereiten der Überholung), kannte
gewöhnlich niemanden von jenen, welche zur speziellen Sektion „Aufrüstung mit
Raketen mit Atomsprengköpfen“ gehörte.
Während unsere Frauen darüber
moserten, dass während der rund 20 Minuten „Seereise“ auf dem 8 m tiefen Kanal
kein außer Dienst gestelltes echtes U-Boot zur Besichtigung vor Anker lag, bewerteten wir Männer den
aberwitzigen Aufwand an Mitteln und Kräften, die dem Lande anders hätten zu
Geltung verhelfen können.
Warum musste die Doktrin des „Wer nicht mein Freund ist,
der ist mein Feind!“ damals und heute greifen an Stelle des „Wer nicht mein
Feind ist, der ist mein Freund!“?
Fortsetzung
folgt!
Bleiben Sie
recht gesund!
Ihr
Siegfried
Newiger
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