Samstag, 20. Juli 2013

Balaklawa unterirdisch...

                Die felsige Straßenschlucht von Balaklawa ist bekannt durch die dort am 25. Oktober 1854 verlaufene Schlacht im Krimkrieg zwischen den russischen Streitkräften und jenen dort vereinigten Kontingenten Englands, Frankreichs und der Türkei. Die militärische Beurteilung ist widersprüchlich. Denn es ist häufig davon die Rede, dass es ein auf Irrtümern beruhender und wegen persönlichen Antipathien nicht richtig übermittelter Angriffsbefehl an die britische Leichte Brigade war, der Auftakt zu deren verlustreichem „Todesritt“ wurde.

                Unsere Gastgeber luden uns ein, am Tag nach unserer Ankunft in Nishnegorskij mit ihnen über Jalta nach Sewastopol zu fahren. Die Idee, einen Abstecher nach Balaklawa zu machen, um das dortige U-Boot-Museum zu besuchen, kam ihnen erst unterwegs. Da ich mich vor der Reise ein wenig mit der Krim und ihrer Geschichte vertraut gemacht hatte, war mir die politische Situation in etwa geläufig. Auch, dass der ehemalige sowjetische Generalsekretär der Kommunistischen Partei Nikita Chrustschow unter Verletzung der sowjetischen Verfassung die Krim der Verwaltungshoheit der Ukraine untergeordnet hatte. Vom genannten Museum hatte ich aber noch nie gehört.

                Auf dem Weg gab es zusätzlich eine Überraschung. Wir sahen noch die Reste der schon beseitigten Erdrutsche, welche in diesem Jahr infolge heftiger Regenfälle auf der Krim an der Strecke Simferopol-Jalta erst vor kurzem zur Vollsperrung der Straße geführt hatten. Wir erfuhren, dass das auf der längsten mit Oberleitungsbussen befahrenen Strecke in Europa natürlich extreme Behinderungen im Berufsverkehr mit sich gebracht hatte.

                Der Wechsel von der eher „sanften“ Hügellandschaft um Nishnegorskij zu der felsigen Gegend um Jalta war recht beeindruckend. Auf mich als Militär im Ruhestand machte allerdings die atombombensicher in das Felsmassiv untergebrachte Werft für U-Boote der Schwarzmeerflotte einen viel größeren Eindruck. Deren Ausbau begann 1953.
                Der Zugang zu dem rund 600 m langen Kanal, in welchem gleichzeitig 5 mittlere oder 7 kleine U-Boote Platz fanden, war geschickt getarnt worden. Einlaufen bzw. auslaufen durften die U-Boote nur in der Dämmerung oder nachts. Die 5 m dicke Stahlbetondecke des Kanals mit dem Felsmassiv darüber hielt nach den Berechnungen eine Explosion aus, die von Kernwaffen mit dem 10-fachen Potential der in Hiroshima eingesetzten stammen konnte.
                Die in drei streng voneinander geteilte Sektionen unterteilte Werft besaß etwa 600 Mitarbeiter als Stammbelegschaft, dazu die kaserniert unterirdisch untergebrachten U-Boot-Besatzungen. Die Räumlichkeiten waren so ausgelegt, dass kurzzeitig bei Gefahr atomarer Angriffe etwa 3000 Personen gesamt behelfsmäßig untergebracht werden konnten. Das ausgefeilte Sicherheitssystem verlangte, dass jeder Mitarbeiter 5 verschiedene spezielle Ausweise bei sich führen musste. Wer in der ersten Sektion arbeitete (Entladen und Vorbereiten der Überholung), kannte gewöhnlich niemanden von jenen, welche zur speziellen Sektion „Aufrüstung mit Raketen mit Atomsprengköpfen“ gehörte.

                Während unsere Frauen darüber moserten, dass während der rund 20 Minuten „Seereise“ auf dem 8 m tiefen Kanal kein außer Dienst gestelltes echtes U-Boot zur Besichtigung vor Anker lag, bewerteten wir Männer den aberwitzigen Aufwand an Mitteln und Kräften, die dem Lande anders hätten zu Geltung verhelfen können. 

              Warum musste die Doktrin des „Wer nicht mein Freund ist, der ist mein Feind!“ damals und heute greifen an Stelle des „Wer nicht mein Feind ist, der ist mein Freund!“?

Fortsetzung folgt!


Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger







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