Mittwoch, 18. Januar 2017

Erneut Nadija...



Der neuste Politskandal in der Ukraine: Nadija Sawtschenko hat eine – angeblich – vollständige Liste aller in Russland bzw. im Donbass gefangen gesetzten ukrainischen Militärs veröffentlicht. In meinen Augen eine etwas vorschnelle, wenn auch gerechtfertigte
Aktion. Wie sie an diese Aufstellung gekommen ist, habe ich (weil in Ukrainisch) nicht genau verstanden. Aber es ist nicht anzunehmen, dass sie dafür ukrainische politische oder militärische Geheimnisse verraten hat. Diese „harte ukrainische Nuss“ haben während ihrer Haft in Russland die dortigen Geheimdienste nicht knacken können…
Nadija hat wörtlich gesagt: „Mit Offenlegung dieser Aufstellung haben weder Moskau noch Kiew eine Chance, sich um Antworten zu den Schicksalen der Personen herumzudrücken. Betrüger, die Eltern anriefen und deren Kinder zu befreien versprachen, hat es schon davor gegeben.“
An dem Abend, als die genannte Tatsache im ukrainischen Fernsehen diskutiert wurde, habe ich ihre Pressesekretärin erlebt. Eine hübsche und kluge, prinzipienfeste Frau. Sie hat sehr deutlich klar gemacht, dass sie mit Nadija gemeinsame Standpunkte haben. Von den Mädels ist für die ukrainischen Politiker noch einiges zu erwarten.
Die Gegenwehr hat schon begonnen. Mit dem heutigen Tag ist durch das Komitee für Nationale Sicherheit des Parlaments der Werchowna Rada angetragen worden, Nadija Sawtschenko aus diesem Komitee auszuschließen.
Natürlich ist wenig sachlich, dass die politisch noch immer recht unerfahrene Nadija einen Vorschlag macht, die Rückführung der Donbass-Region an eine zeitweilige Abtretung der Krim an Russland zu koppeln. Allerdings sollten wir uns daran erinnern, dass das deutsche Saarland auch eine sehr wechselvolle Geschichte mit „zeiteiliger Abtretung“ hatte und der Nadija als Teil einer gedanklichen Anregung gedient haben könnte.
Faktisch bin ich heute jedoch der Auffassung, welche der erste ukrainische Präsident zu dieser Frage äußerte ( http://mein-ostblock.blogspot.com/2016/12/erstaunliches.html ). Eine Reaktion vom russischen Präsidentensprecher Peskow war deutlich dem Anliegen der Nadija entgegengesetzt.

Der einstige Gouverneur des Gebietes Donezk, Sergeij Taruta, hat in einer Fernsehsendung erklärt, dass er seine politische Zusammenarbeit mit Präsident Poroshenko deshalb nicht einmal begonnen hat, weil jener in einem Gespräch dazu nicht zeigte, dass in seinem Kommando echter Dialog zu offenen Fragen erfolgen werde. An einem Monolog sei er nicht interessiert gewesen. Das ist eine harte Einschätzung von einem erfolgreichen Geschäftsmann.

Zum Wochenende ist dann wieder Vadim Rabinowitsch kommentierend aufgetreten. Auf eine Frage nach dem offiziellen Besuch des amerikanischen Vizepräsidenten Joe Biden in Kiew hat er sehr diplomatisch geantwortet. Sachlich gesehen: der Besuch sei nicht mehr als eine nette Geste des scheidenden Obama.
Zu den Aktivitäten der Nadija Sawtschenko meinte er: „Sie arbeitet. Nicht alle ihre Äußerungen kann ich akzeptieren. Aber ich habe gleich zu Beginn ihres politischen Auftretens gesagt, dass sie keine Ikone ist. Sie sagt was sie denkt und ist unbequem für jene, die von Reformen viel reden. Aber Demokratie ist eben, wenn offene Meinungen diskutiert werden.“
Im anderen Zusammenhang: „Der Minister für die okkupierten Territorien ist in der gesamten Zeit der Existenz dieses Ministeriums noch nicht ein einziges Mal in diesen „Republiken“, in Donezk gewesen. Viel Reden, wenig Arbeit.“
„In diesem Monat wurden 128.000 Firmen geschlossen. Mittleres und Kleingewerbe sterben aus. Woher soll unsere Wirtschaftskraft kommen?“
Die bedauerlichen Angaben in der Sendung „Subjektive Erfolge der Woche“ auf dem Sender NewsOne können auf YouTube nachgesehen werden. Mir tun die Menschen hier bitter leid. Das hefefreie, sehr schmackhafte Mischbrot wurde schon Anfang Dezember um 50 Kopeken teurer und – zu Beginn der jetzigen Woche nochmals. Statt acht Hrywna jetzt deren neun. Geht anderen Preisen ähnlich. Mit dem sinkenden Hrywna-Kurs.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger  




  

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