Mittwoch, 8. Februar 2017

Unzufriedenheit...



Als ich gestern Abend mit dem Hund Gassi war, stritten sich recht laut drei junge Männer. Thema: ukrainische Innenpolitik. Die Ausdrücke, mit welchen sie das ukrainische Parlament bedachten, waren deftig. Hier zu wiederholen nicht angemessen. Dagegen war  die von Nadija Sawtschenko vor den Abgeordneten der Rada vernehmbar geäußerte Charakteristik für diese als „Hammelherde“ lächerlich unbedeutend. Die Unzufriedenheit im Volk wächst deutlich. Da befürchte ich leider unkontrollierte Ausbrüche…

Im Fernsehen gibt es Sendungen, welche die Situation relativ gesittet, aber dennoch deutlich darstellen. Um im Kurs zu sein, versuche ich jene mit den Oligarchen Sergeij Taruta und Vadim Rabinowitsch zu erwischen. Beide haben relativ gleiche, die Ukraine sachlich deutlich darstellende Ansichten. Dazu die Möglichkeiten und Verbindungen, an sehr „intime“ Informationen zu kommen. Beide können viele Zusammenhänge auch in die ökonomische Entwicklung des Landes verständlich einordnen. 

Als vor etwa 10 Tagen bei uns im Wohnhaus mit 36 Wohnungen in zwei davon eingebrochen wurde, erinnerte ich mich daran, dass in einer Sendung mit Rabinowitsch jener davon sprach, dass die Anzahl der Wohnungseinbrüche in der Hauptstadt Kiew im Januar 2017 bedauerliche über 750 erreicht habe – etwa 50 % mehr als im Vorjahr. Die aufgeklärten darunter seien eine unbedeutende Menge. Er bewies mit weiteren Zahlen, dass die kriminogene Situation im Land durch die rigorose Säuberungsaktion in der Polizei drastisch verschlechtert worden ist. 
 
Da musste ich an die Zeit nach 1945 denken. Die dem faschistischen Staat dienenden Amtsinhaber wurden durch die Siegermächte in fünf Gruppen eingeteilt: in Hauptschuldige (Kriegsverbrecher), Belastete (Aktivisten, Militaristen und Nutznießer), Minderbelastete, Mitläufer und Entlastete. Die hiesige „Lustration“ hat nach internationaler Einschätzung häufig zur Verletzung von Menschenrechten geführt und leitungstechnische Probleme (siehe Kriminalistik und nicht nur dort) geschaffen. Also ist „historisches Lernen“ ein Wunschtraum… 

Da ist der Bereich Gesundheitswesen. Die Tatsache, dass nach dem Georgier Alexander Kwitaschwili als Kurzzeitminister sein Nachfolger die jetzt noch den Ministersessel zeitweilig einnehmende Frau Uljana Suprun eine in den USA geborene und ausgebildete Ukrainerin und  Ärztin ist, hat wenig Gewicht. Denn es gilt für diese Christin (in Wikipedia hervorgehoben) auch das Bibelwort: „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.“ 
Wenn dazu gehört, dass die Brigaden „Schneller medizinischer Hilfe“ ohne Ärzte zu den Patienten fahren dürfen (müssen), ist das eine ihrer „Heldentaten“. Ihre Entscheidungen im Bereich Transplantationen sind sehr fragwürdig (der international bekannte Herzchirurg Boris Todurow kommentierte das wesentlich vornehmer, ich darf direkter sein). Allerdings hat er das Fehlen von Verbrauchsmaterial für Herzoperationen deutlich angesprochen. Auch seinen Willen ausgedrückt, im Lande bleiben zu wollen. Das, obwohl die Gesundheitspolitik tausende junger Mediziner ins Ausland treibt…
Der Leiter eines der 26 Institute der Medizinischen Akademie der Ukraine hat erläutert, dass diese alle laut Budget nur bis zum Februar 2017 finanziert sind. Danach können weder Gehälter noch Dienstleistungen Dritter bezahlt werden. Daran hat Frau Suprun noch keinen Anteil – um sachlich richtig zu informieren.

Vadim Rabinowitsch bezeichnet diese Gesundheitspolitik als „Mord am ukrainischen Volk.“

Sergeij Taruta hat auf ein anderes Problem hingewiesen. Der extrem hochbezahlte Chef der staatlichen Eisenbahnen der Ukraine, neuerdings ein polnischer „Gastarbeiter“, ist seiner bisherigen Arbeit vor allem „ferngeblieben“. Also auch einer Reihe von dringenden Entscheidungen vor Ort… Angeblich soll er das ukrainische Eisenbahntransportwesen reformieren. Dort klemmt es an allen Ecken. Dass die ukrainische Wirtschaft bei weiterer Verschlechterung der notwendigen Transportleistungen noch tiefer in die Krise rutscht,  ist verständlich. Nur: eben ein „Gastarbeiter“.

Auch hier stelle ich wieder auf das „wiedervereinigte Deutschland“ ab. Es gab damals in den deutschen Medien die recht offene Diskussion darüber, dass „in den Osten“ (die neuen Bundesländer) nur die zweite Kategorie der Beamten geschickt wurde. Welche die „Erschwerniszuschläge“ (Buschzulage im Volksmund) lockten.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger







   
  



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