Am dritten Januar
d. J. war die uns bekannte Straßenkehrerin wieder an ihrem Arbeitsplatz. Sie beobachtete
unser Herankommen kritisch. Denn sowohl Hund als auch Herr hatten mit dem
Glatteis ihre Probleme. Es sah auch extrem eigenartig aus, wenn dem Vierbeiner die
vier Extremitäten gleichzeitig in alle Richtungen wegrutschten. Nur ist seine
Fallhöhe ja begrenzt. Da musste ich viel vorsichtiger sein.
Wir begrüßten uns
und wünschten einander das Beste für den Rest des Jahres 2017. Auf meine Frage,
wie sich das Neue Jahr für sie vom alten unterscheidet, bekam ich eine
denkwürdige Antwort: „Ich habe als Arbeitsgerät immer noch den Reisigbesen. Also
keine Modernisierung. Das einzig andere – etwa drei Wochen lang müssen wir
aufpassen, bei Datumsangaben nicht 2016 zu schreiben. Außerdem ist 2017 kein
Schaltjahr.“ Mein Leser außerhalb der Ukraine sollten erfahren, dass die Slawen
das Schaltjahr wegen eines vorwiegend zusätzlichen Arbeitstages als ungünstig
betrachten. Das ist meine Deutung – sie kann falsch sein, da mir bisher keine
einleuchtendere Erklärung bekannt wurde.
Mein „Erlebnis
Leben“ macht ja nicht nur Freude. Dass gestern Morgen ein Taxifahrer bei für
ihn lange schon “Rot“ ungebremst über eine Kreuzung bretterte, war sachlich
extrem undiszipliniert, unschön. Seine Gründe? Das Gute – es kam niemand zu Schaden.
Dass ein anderer Taxifahrer mein gutes Smartphone aufbewahrte, das mir aus
einer seitlichen Hosentasche in sein Fahrzeug gerutscht war, versöhnt ein wenig
mit dem Berufsstand. War ja besonders erfreulich.
Ähnlich nett eine
andere Episode. Meine Frau war bei etwas ungünstigem Wetter mit einem Kleinbus
aus Deutschland bis Lvov (Lemberg) mitgefahren. Ihr Sohn hatte dort telefonisch
einen Busplatz nach Kiew bestellt. Zu einer Zeit, da der Kleinbus ankommen
sollte. Da aber unvorhersehbar Glatteis und Nebel die Ankunft an der polnisch-ukrainischen
Grenze stark verzögert hatten, rief sie nach Passieren dieser in Lvov an. Man
versprach, die etwa 10 Minuten Verzögerung zu warten. Sonst hätte sie drei
Stunden auf dem nicht besonders gemütlichen Busbahnhof die nächste
Busverbindung abwarten müssen. Das Versprechen wurde gehalten.
Die Arbeiten an den
rund dreihundert Metern Allee vor dem beachtenswerten Dendropark der Stadt sind
abgeschlossen. Sie hat dort jetzt zwei gepflasterte Gehwege mit Laternen in der
Mitte und recht guten Sitzbänken in Rondellen. Angenehm.
Eine ganz unangenehme
Angelegenheit: der Krieg, dem ich vor 70 Jahren entkommen schien, hat mich
eingeholt. Der Freund eines Bekannten bat mich, für ihn einen Brief des „Volksbundes
für Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.“ ins Russische zu übersetzen. Darin
wird er informiert, dass sein Vater 1943 im Lazarett Bila Tserkva verstorben
ist und auf einem Soldatenfriedhof beerdigt wurde. Dieser sei neben einer orthodoxen
Kirche eingerichtet worden. Die heute wieder von Gläubigen besucht wird. Der
Friedhof sei von der Wehrmacht vor Abzug plattgemacht worden – angeblich, um
keine Information über die Verluste zu hinterlassen. Dass auf einem Teil der
Fläche angeblich ein Museum errichtet wurde, der Rest städtische Grünfläche
wurde, stand auch darin. Bestürzt erfuhr ich, dass auf diesem Friedhof mehr als
1200 deutsche Soldaten beerdigt worden waren. Eine Exhumierung auf einer
kleinen Fläche förderte 28 Überreste zu Tage. Der Gesuchte war nicht darunter.
Mich bat man, vor
Ort zu erfragen, ob vielleicht doch neue Informationen vorliegen. Die Anfrage
des Sohnes erfolgte Dezember 2012, die Antwort ist vom Oktober 2014. Deshalb
werde ich ohne Hoffnung auf eine Information nachfragen. Schön wäre es anders…
Bleiben Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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