Donnerstag, 5. Januar 2017

Glatteis...



Am dritten Januar d. J. war die uns bekannte Straßenkehrerin wieder an ihrem Arbeitsplatz. Sie beobachtete unser Herankommen kritisch. Denn sowohl Hund als auch Herr hatten mit dem Glatteis ihre Probleme. Es sah auch extrem eigenartig aus, wenn dem Vierbeiner die vier Extremitäten gleichzeitig in alle Richtungen wegrutschten. Nur ist seine Fallhöhe ja begrenzt. Da musste ich viel vorsichtiger sein.
Wir begrüßten uns und wünschten einander das Beste für den Rest des Jahres 2017. Auf meine Frage, wie sich das Neue Jahr für sie vom alten unterscheidet, bekam ich eine denkwürdige Antwort: „Ich habe als Arbeitsgerät immer noch den Reisigbesen. Also keine Modernisierung. Das einzig andere – etwa drei Wochen lang müssen wir aufpassen, bei Datumsangaben nicht 2016 zu schreiben. Außerdem ist 2017 kein Schaltjahr.“ Mein Leser außerhalb der Ukraine sollten erfahren, dass die Slawen das Schaltjahr wegen eines vorwiegend zusätzlichen Arbeitstages als ungünstig betrachten. Das ist meine Deutung – sie kann falsch sein, da mir bisher keine einleuchtendere Erklärung bekannt wurde. 

Mein „Erlebnis Leben“ macht ja nicht nur Freude. Dass gestern Morgen ein Taxifahrer bei für ihn lange schon “Rot“ ungebremst über eine Kreuzung bretterte, war sachlich extrem undiszipliniert, unschön. Seine Gründe? Das Gute – es kam niemand zu Schaden. Dass ein anderer Taxifahrer mein gutes Smartphone aufbewahrte, das mir aus einer seitlichen Hosentasche in sein Fahrzeug gerutscht war, versöhnt ein wenig mit dem Berufsstand. War ja besonders erfreulich.

Ähnlich nett eine andere Episode. Meine Frau war bei etwas ungünstigem Wetter mit einem Kleinbus aus Deutschland bis Lvov (Lemberg) mitgefahren. Ihr Sohn hatte dort telefonisch einen Busplatz nach Kiew bestellt. Zu einer Zeit, da der Kleinbus ankommen sollte. Da aber unvorhersehbar Glatteis und Nebel die Ankunft an der polnisch-ukrainischen Grenze stark verzögert hatten, rief sie nach Passieren dieser in Lvov an. Man versprach, die etwa 10 Minuten Verzögerung zu warten. Sonst hätte sie drei Stunden auf dem nicht besonders gemütlichen Busbahnhof die nächste Busverbindung abwarten müssen. Das Versprechen wurde gehalten.

Die Arbeiten an den rund dreihundert Metern Allee vor dem beachtenswerten Dendropark der Stadt sind abgeschlossen. Sie hat dort jetzt zwei gepflasterte Gehwege mit Laternen in der Mitte und recht guten Sitzbänken in Rondellen. Angenehm.

Eine ganz unangenehme Angelegenheit: der Krieg, dem ich vor 70 Jahren entkommen schien, hat mich eingeholt. Der Freund eines Bekannten bat mich, für ihn einen Brief des „Volksbundes für Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.“ ins Russische zu übersetzen. Darin wird er informiert, dass sein Vater 1943 im Lazarett Bila Tserkva verstorben ist und auf einem Soldatenfriedhof beerdigt wurde. Dieser sei neben einer orthodoxen Kirche eingerichtet worden. Die heute wieder von Gläubigen besucht wird. Der Friedhof sei von der Wehrmacht vor Abzug plattgemacht worden – angeblich, um keine Information über die Verluste zu hinterlassen. Dass auf einem Teil der Fläche angeblich ein Museum errichtet wurde, der Rest städtische Grünfläche wurde, stand auch darin. Bestürzt erfuhr ich, dass auf diesem Friedhof mehr als 1200 deutsche Soldaten beerdigt worden waren. Eine Exhumierung auf einer kleinen Fläche förderte 28 Überreste zu Tage. Der Gesuchte war nicht darunter.
Mich bat man, vor Ort zu erfragen, ob vielleicht doch neue Informationen vorliegen. Die Anfrage des Sohnes erfolgte Dezember 2012, die Antwort ist vom Oktober 2014. Deshalb werde ich ohne Hoffnung auf eine Information nachfragen. Schön wäre es anders…

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger





     
  

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