Als der Dr. der
Physik Stanislau Schuschkewitsch, ehemaliger de-facto-Präsident Weißrusslands,
dem ukrainischen Fernsehjournalisten Dmitro Gordon gegenüber saß, wollte ich
schon weiter klicken. Aber beide behandelten ein brisantes Thema. Den Kennedy-Mord.
Schuschkewitsch ist unter anderem auch in Dallas gewesen. Seine Worte (sinngemäß):
„Von der Fahrstrecke des Konvois kurz vor dem Ort des Geschehens und auch
dahinter habe ich mir ein Bild gemacht. Auch von den Gebäuden ringsum. Als Physiker
sage ich, dass für mich ein Einzeltäter unter diesen Bedingungen keine Chance
hatte, den amerikanischen Präsidenten zu töten.“
Hier habe ich das
meiste der Auslassungen weggelassen. Sie waren in ihrer Gesamtheit überzeugend –
für mich. Das Rätsel bleibt…
Einige Tage später
war der erste Präsident der unabhängigen Ukraine Gast bei Gordon. Leonid
Makarowytsch Krawtschuk ging auf die Frage ein, wie er zu der Meinung zweier ukrainischer
Schriftsteller stünde, den Donbass ganz Russland zu überlassen. Im Interesse
einer friedlichen Lösung.
Er akzeptierte die
Einlassung Gordons, dass bei jenem freiwillige ukrainische Kämpfer gegen die
Separatisten und russischen Unterstützungskräfte gesagt haben, dass ihnen in
der dortigen Bevölkerung regelrechter Hass entgegengeschlagen sei.
Dennoch könne er
einer solchen Lösung nicht zustimmen. Auch hier berichte ich sinngemäß: „Schriftsteller
und andere Intelligenzler reagieren zuerst meist emotionell, mit Worten, die
Unheil stiften können. Wenn sie danach ernsthafter nachdenken, formulieren sie
ihre Meinung etwas zweckdienlicher. Als Politiker muss ich sehr genau
überlegen, in die Antwort viele Faktoren
einbeziehen.“
Dann verwies er
darauf, dass zwischen Japan und Russland noch immer kein Friedensvertrag existiere
– wegen dem Anspruch Japans auf einige kleine Kurileninseln. Die Ukraine sei
aus vielen Stücken in den Jahrhunderten gewachsen. Teile von Österreich-Ungarn,
Rumänien, Polen – nach einem Donbass-Präzedent für Russland würden
wahrscheinlich andere Ansprüche gestellt werden. Die westlichen Verbündeten
könnten in einem solchen Falle formulieren, dass die gegenwärtigen
Anstrengungen nicht hätten zu sein brauchen. Dann lohne es sich auch nicht, die
anderen Stücke zu behalten. Die Idee des russischen Präsidenten eines Russlands
in den Grenzen des Zarenreiches würde mit Einverleibung der Ukraine sich
erfüllen. Kein Stück Vaterland, auf das wir Anspruch haben, darf an einen
anderen Staat abgegeben werden.
Wie er denn die
Wahl Janukowitschs kommentiere, welche doch vor allem den Stimmen aus dem
Donbass zuzuschreiben sei. Die Zustimmung für einen doppelt Kriminellen?
Im Donbass gab es
viele Personen, welche – gerecht oder auch ungerecht – mit dem Gefängnis
Erfahrung hatten. Sie dachten in etwa: jetzt wählen wir einen von den unseren. Recht
einfach, aber nur so erklärlich.
Ein anderer, neu
gewählter Präsident macht sich Rating. Wie der Rada-Abgeordnete Vadim
Rabinovitch auf die Frage eines Anrufers zu dem Verhalten der anderen
Abgeordneten dieses Parlaments antwortete, war für mich interessant. Er erklärte
dem Zuschauer, dass Donald Trump auf sein Gehalt als Präsident verzichtet habe.
(Mit der Geste rettet er die Staatsfinanzen der USA auch nicht) Aber die
ukrainischen Abgeordneten, welche extrem große Bargeldsummen deklariert haben,
nehmen aus dem Budget der Rada alle Vergünstigungen mit. Ohne echt bedürftig zu
sein…
Zum Schluss Nadija
Sawtschenko. In einer Gesprächsrunde im ukrainischen Fernsehen – Talkshow wird
die wohl richtig genannt. Es ging darum, dass sie wohl nicht im Auftrag der
Rada nach Minsk gereist war (Belorussland) und dort mit Personen gesprochen hatte,
die zu den Separatisten des Donbass gehören. Außerdem, dass sie aus der
Timoschenko-Fraktion ausscheidet. Auf mich
hat diese klar und ruhig argumentierende, ansehnliche Frau großen Eindruck
gemacht. Gegen sie stachen ein Journalist und ein Generalmajor des
Sicherheitsdienstes vor allem durch ihre Lautstärke und der Journalist noch
durch grobe Unhöflichkeit ab. Nadija hat zu verstehen gegeben, dass sie als
Abgeordnete dennoch Teil des ihr vertrauenden Volkes sei. Sie habe auch als
Geheimnisträger in russischer Haft keinen Verrat geübt. In Minsk habe sie als
mit der Situation vertraute Person über die Rückführung der Gefangenen im Donbass
geredet. Die Reaktion der Gesprächsrunde gemischt – erstaunlich die sofortige
strikte Ablehnung einer anderen Meinung. Dass Nadija eine solche hat, wird
durch ihr Ausscheiden aus der Fraktion „Batkivtschina“ der Julia Timoschenko
erhärtet.
Das habe ich im
Post http://mein-ostblock.blogspot.com/2016/07/nadija-mit-charakter.html
schon vorausgesehen. Auch hier ziehe ich den Hut vor dem geradlinigen Offizier
der ukrainischen Luftstreitkräfte und dem aufrechten Abgeordneten der Werchowna
Rada.
Bleiben Sie recht
gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen