Mittwoch, 14. Dezember 2016

Erstaunliches



Als der Dr. der Physik Stanislau Schuschkewitsch, ehemaliger de-facto-Präsident Weißrusslands, dem ukrainischen Fernsehjournalisten Dmitro Gordon gegenüber saß, wollte ich schon weiter klicken. Aber beide behandelten ein brisantes Thema. Den Kennedy-Mord. Schuschkewitsch ist unter anderem auch in Dallas gewesen. Seine Worte (sinngemäß): „Von der Fahrstrecke des Konvois kurz vor dem Ort des Geschehens und auch dahinter habe ich mir ein Bild gemacht. Auch von den Gebäuden ringsum. Als Physiker sage ich, dass für mich ein Einzeltäter unter diesen Bedingungen keine Chance hatte, den amerikanischen Präsidenten zu töten.“
Hier habe ich das meiste der Auslassungen weggelassen. Sie waren in ihrer Gesamtheit überzeugend – für mich. Das Rätsel bleibt…

Einige Tage später war der erste Präsident der unabhängigen Ukraine Gast bei Gordon. Leonid Makarowytsch Krawtschuk ging auf die Frage ein, wie er zu der Meinung zweier ukrainischer Schriftsteller stünde, den Donbass ganz Russland zu überlassen. Im Interesse einer friedlichen Lösung.
Er akzeptierte die Einlassung Gordons, dass bei jenem freiwillige ukrainische Kämpfer gegen die Separatisten und russischen Unterstützungskräfte gesagt haben, dass ihnen in der dortigen Bevölkerung regelrechter Hass entgegengeschlagen sei.  
Dennoch könne er einer solchen Lösung nicht zustimmen. Auch hier berichte ich sinngemäß: „Schriftsteller und andere Intelligenzler reagieren zuerst meist emotionell, mit Worten, die Unheil stiften können. Wenn sie danach ernsthafter nachdenken, formulieren sie ihre Meinung etwas zweckdienlicher. Als Politiker muss ich sehr genau überlegen, in die Antwort  viele Faktoren einbeziehen.“
Dann verwies er darauf, dass zwischen Japan und Russland noch immer kein Friedensvertrag existiere – wegen dem Anspruch Japans auf einige kleine Kurileninseln. Die Ukraine sei aus vielen Stücken in den Jahrhunderten gewachsen. Teile von Österreich-Ungarn, Rumänien, Polen – nach einem Donbass-Präzedent für Russland würden wahrscheinlich andere Ansprüche gestellt werden. Die westlichen Verbündeten könnten in einem solchen Falle formulieren, dass die gegenwärtigen Anstrengungen nicht hätten zu sein brauchen. Dann lohne es sich auch nicht, die anderen Stücke zu behalten. Die Idee des russischen Präsidenten eines Russlands in den Grenzen des Zarenreiches würde mit Einverleibung der Ukraine sich erfüllen. Kein Stück Vaterland, auf das wir Anspruch haben, darf an einen anderen Staat abgegeben werden.  

Wie er denn die Wahl Janukowitschs kommentiere, welche doch vor allem den Stimmen aus dem Donbass zuzuschreiben sei. Die Zustimmung für einen doppelt Kriminellen?
Im Donbass gab es viele Personen, welche – gerecht oder auch ungerecht – mit dem Gefängnis Erfahrung hatten. Sie dachten in etwa: jetzt wählen wir einen von den unseren. Recht einfach, aber nur so erklärlich.

Ein anderer, neu gewählter Präsident macht sich Rating. Wie der Rada-Abgeordnete Vadim Rabinovitch auf die Frage eines Anrufers zu dem Verhalten der anderen Abgeordneten dieses Parlaments antwortete, war für mich interessant. Er erklärte dem Zuschauer, dass Donald Trump auf sein Gehalt als Präsident verzichtet habe. (Mit der Geste rettet er die Staatsfinanzen der USA auch nicht) Aber die ukrainischen Abgeordneten, welche extrem große Bargeldsummen deklariert haben, nehmen aus dem Budget der Rada alle Vergünstigungen mit. Ohne echt bedürftig zu sein…

Zum Schluss Nadija Sawtschenko. In einer Gesprächsrunde im ukrainischen Fernsehen – Talkshow wird die wohl richtig genannt. Es ging darum, dass sie wohl nicht im Auftrag der Rada nach Minsk gereist war (Belorussland) und dort mit Personen gesprochen hatte, die zu den Separatisten des Donbass gehören. Außerdem, dass sie aus der Timoschenko-Fraktion ausscheidet.  Auf mich hat diese klar und ruhig argumentierende, ansehnliche Frau großen Eindruck gemacht. Gegen sie stachen ein Journalist und ein Generalmajor des Sicherheitsdienstes vor allem durch ihre Lautstärke und der Journalist noch durch grobe Unhöflichkeit ab. Nadija hat zu verstehen gegeben, dass sie als Abgeordnete dennoch Teil des ihr vertrauenden Volkes sei. Sie habe auch als Geheimnisträger in russischer Haft keinen Verrat geübt. In Minsk habe sie als mit der Situation vertraute Person über die Rückführung der Gefangenen im Donbass geredet. Die Reaktion der Gesprächsrunde gemischt – erstaunlich die sofortige strikte Ablehnung einer anderen Meinung. Dass Nadija eine solche hat, wird durch ihr Ausscheiden aus der Fraktion „Batkivtschina“ der Julia Timoschenko erhärtet.
Das habe ich im Post http://mein-ostblock.blogspot.com/2016/07/nadija-mit-charakter.html schon vorausgesehen. Auch hier ziehe ich den Hut vor dem geradlinigen Offizier der ukrainischen Luftstreitkräfte und dem aufrechten Abgeordneten der Werchowna Rada.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger





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