Donnerstag, 9. Januar 2014

Nordkorea durchquert


            Die Umstellung auf Windows 7 ist abgeschlossen – das hat ein wenig gedauert. Inzwischen konnte ich auf dem Notebook des Stiefsohnes zumindest meine Post lesen. Dort hat mir ein guter Bekannter einen höchst interessanten Link zugeschickt. Den auszuprobieren kann ich nur empfehlen:
           Denn was die zielstrebigen Neuseeländer erreicht haben und mit einem Video dokumentieren, ist famos. Auch wenn es für mich etwas kritisch zu bemerken gibt.
             Da ist als erstes der rot-gelb gestrichene Waggon auf der russischen Grenzstation Chassan. Er bringt wegen seiner abgedunkelten Fenster (schwarz gestrichen) die Einwohner der süd-westlichen Welt auf die Idee, er würde gewissermaßen spionagesicher ausgerüstet sein.
             Meine ukrainischen und russischen Freunde haben mir bestätigt – der angehängte Flachwaggon beweist es zusätzlich: der bunte Wagen ist ein Eisenbahnbauwagggon. In dem die Schichten schlafen und leben können, wenn an einer  Strecke der russischen Eisenbahn irgendwo eine längere und aufwändigere Reparatur notwendig ist. Für Grenzübertritt gewöhnlich nicht gedacht…  
             Was von Nordkorea im Bild der Neuseeländer zu sehen ist, finde ich informativ. Die Hinweise auf die lange Geschichte des Landes ebenfalls. Was ich allerdings erwartet hätte – einige Bemerkungen dazu, wie kaiserliches Japan und zaristisches Russland schon vor rund 100 Jahren ganz Korea als ihre Einflusszone betrachteten und es schließlich 1910 als japanische Kolonie unter Fremdherrschaft bis 1945 kam. Das bringt einem das Verständnis näher.
             Als ehemaliger Bürger der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik glaube ich auch, den Nordkoreanern psychologisch etwas näher zu sein. Zumal ich die Praxis einer fünfjährigen Bekanntschaft mit hoch intelligenten Menschen aus diesem Lande während meines Studiums in Moskau hatte.
            Deshalb stimme ich einem der Kommentare zu, in dem der deutsche Untertitel lautet: „Und du fragst dich, ob du da viel hinein interpretierst.“ Das ist gewiss so. Die sich selbst gestellte Frage der Neuseeländer, ob den Leuten von staatlichen Stellen ein Landstrich zum leben und arbeiten zugewiesen wird, ist eindeutig eine solche Interpretation. Ein Bergbauingenieur Englands, Australiens oder der USA wird seine Arbeit in einem Bergbaugebiet finden – in Deutschland einst das Ruhrgebiet. Und die Bergarbeiter in den ukrainischen Kohlengruben um Lugansk kommen aus der Umgebung – und fahren nicht über hundert Kilometer irgendwo hin zur Arbeit.
             Warum soll aber gerade das sesshaft sein  in Nordkorea „erzwungen“ werden?
            Das unschuldige Ansinnen der einzigen Motorraddame, im heiligen Bergsee vielleicht nackt baden zu dürfen, konnte sie im Video ja äußern. Sicher haben die koreanischen Begleiter eine später vielleicht diesbezügliche Anfrage sehr nachdrücklich verneint – höflich, aber unnachgiebig.
            Aus meinen Erfahrungen mit nunmehr 18 Jahren Ukraine – da sagt man in ähnlichem Falle poetisch: „Du sollst nicht mit eigenem Gesangbuch in eine fremde Kirche gehen.“  

         Die ausgelassene Gesellschaft Koreaner am Meeresstrand, wo die Neuseeländer ein wenig badeten, machte keinen unterernährten Eindruck – und vor allem auch keinen zur-Fröhlichkeit-befohlenen.
           Wir lebten in der DDR auch bescheidener – aber wir haben gelacht, getanzt, geliebt und nicht eben schlecht gearbeitet.
           Anpassungsfähigkeit an Gegebenheiten ist eine natürliche Gabe – keineswegs eine Erbsünde der Leute aus „ungeliebten Regimes“, sondern auch im gewöhnlichen Kapitalismus. Sonst hätten wir Menschen als biologische Art unter ungünstigen Bedingungen  nie überleben können!

            Ja, Korea ist seit 68 Jahren geteilt. Dass da in den 80-er Jahren noch alte Männer wehmütig in den Süden schauten (du umgekehrt), ist denkbar. Nur dürften die Barrieren zwischen Nord und Süd in Korea noch größer sein als in dem nach rund 44 Jahren wiedervereinigten Deutschland. In welchem es heute noch Stimmen gibt, die Mauer noch höher als sie war wieder aufzurichten. (Quellenhinweis im Post „Der erste Besuch“ vom 29. Juni 2012)
             Da das Problem der „alten Männer“ sich ganz natürlich verflüchtigt (bin 76 Jahre alt), dürfte dieser Grund für eine Vereinigung bald verschwunden sein.
        Dass wir alle mit der propagandistisch so geliebten „FREIHEIT“ wirklich echte Grundwerte überreicht bekamen, bezweifele ich seit langem…

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger







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