Familienpolitik...
Die „Kriegsberichterstattung“ aus der Ukraine sollte eigentlich deutlich weniger
werden. Denn es sind Verhandlungen angekündigt.
Wahrscheinlich weniger des Ultimatums
der Opposition wegen, das auf nur 48 Stunden befristet ist. Die wichtigste
Forderung darin: Rücktritt von Präsident und Regierung – mit allen daraus folgenden extrem teuren organisatorischen Maßnahmen (Wahlen u. a. m.) sowie deren Wirkungen.
Die an der Macht
befindlichen Kräfte haben diese Macht noch und könnten die einsetzen. Ein syrisches
Szenarium ist allerdings denkbar. Denn es gilt immer noch und immer wieder, was
der amerikanische Schriftsteller Isaac Asimov formulierte: „Gewalt ist die
letzte Zuflucht des Unfähigen.“
Und an der staatsmännischen Weisheit beider
Seiten hier habe ich seit gewisser Zeit Zweifel entwickelt. Auch wenn heute als
Vermittler die drei ehemaligen Präsidenten der Ukraine auftreten werden. Denn
unter ihrer Führung haben sich doch die Voraussetzungen der gegenwärtigen miserablen
wirtschaftlichen Situation des Landes entwickelt. Oder nicht?
Die Diskussion
zum Thema in der eigenen Familie ist nicht selten hitzig. Denn der einfache
Weg, unter Einfluss gewisser Bilder und angepasster Kommentare eine begründete
politische Meinung zu bilden, ist nicht selten Streitpunkt. Weil:zu den Bildern
habe ich Fragen. Wenn es heißt: „Es wurde auf Kinder eingeschlagen!“ Warum
haben die leitenden Oppositionsführer Familien zu Protestaktionen eingeladen? War
nicht mit „Entgleisungen“ zu rechnen?
„Die Sicherheitskräfte haben selbst
provoziert!“ „Was wissen wir, was ihnen zugerufen wurde? Du (der Stiefsohn)
bist aus dem Auto gesprungen und hast dem Beleidiger deine Mutter die Fre…
poliert – richtig?“ „Das war etwas ganz anderes!“ „Hast du etwas gehört? Nur
die Reaktion mit dem Knüppel gesehen – oder? Auf die Beleidigung (Schläge mit
Worten).“
Etwas später: „Woher kommen auf einmal die vielen Knüppel her bei den „friedlichen“
Demonstranten? Aus Holz oder kurze Metallstäbe (Moniereisen). Liegen die
gewöhnlich auf dem Kretschatik umher? Hat man die vielleicht „vorsorglich“
mitgebracht?“
An anderer Stelle: „Mit welchem Geld haben die Leute, welche eine
miserabel bezahlte oder keine Arbeit haben, sich denn die Reise in die
Hauptstadt geleistet? In Hoffnung auf bessere Bedingungen in der EU über Nacht?“
Die Reaktionen auf diese und ähnliche meiner Fragen wie auf jene zur
Orangen-Revolution (siehe Post „Was war vor dem Maidan?“). „Du hast keine
Ahnung und verstehst uns nicht!“ Man wird doch fragen dürfen… Um Ahnung oder
gar Wissen zu erwerben.
Dann wird mir erklärt, dass der deutsche Außenminister
Westerwelle ein Prachtkerl sei. Er hätte – ganz im Gegensatz zu mir – für das
ukrainische Volk, für die Opposition öffentlich Verständnis gezeigt. Der
Versuch zu erklären, dass ich das Verhalten dieses ranghohen deutschen
Politikers als absolut unzweckmäßig und politisch instinktlos empfinde, weil es diplomatischer Etikette
widerspricht (Einmischung in innere Angelegenheiten eines anderen Staates),
wurde mit Protest erwidert. Viel fehlte nicht, um zum Gegner des ukrainischen
Volkes erklärt zu werden.
Als ich dann den Stiefsohn erinnerte, wie sehr die
Untergebenen des deutschen Außenministers in der Konsularabteilung der deutschen
Botschaft in Kiew seine persönliche Assoziation mit der EU durch Verweigerung
eines Visums verhinderten, wurde er zeitweilig etwas ruhiger. Der Vorgang kann
unter „Die Kuh im Propeller“ (5 Post`s) im Archiv dieses Blogs nachgelesen
werden.
Für das ukrainische Volk wünsche ich das erdenklich Beste. Wie das
erreicht werden kann, weiß ich nicht.
Bleiben Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried
Newiger
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