Dienstag, 10. Dezember 2013

Familienpolitik...

          Die „Kriegsberichterstattung“ aus der Ukraine sollte eigentlich deutlich weniger werden. Denn es sind Verhandlungen angekündigt. 

         Wahrscheinlich weniger des Ultimatums der Opposition wegen, das auf nur 48 Stunden befristet ist. Die wichtigste Forderung darin: Rücktritt von Präsident und Regierung – mit allen daraus folgenden extrem teuren organisatorischen Maßnahmen (Wahlen u. a. m.) sowie deren Wirkungen. 

        Die an der Macht befindlichen Kräfte haben diese Macht noch und könnten die einsetzen. Ein syrisches Szenarium ist allerdings denkbar. Denn es gilt immer noch und immer wieder, was der amerikanische Schriftsteller Isaac Asimov formulierte: „Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen.“ 

        Und an der staatsmännischen Weisheit beider Seiten hier habe ich seit gewisser Zeit Zweifel entwickelt. Auch wenn heute als Vermittler die drei ehemaligen Präsidenten der Ukraine auftreten werden. Denn unter ihrer Führung haben sich doch die Voraussetzungen der gegenwärtigen miserablen wirtschaftlichen Situation des Landes entwickelt. Oder nicht? 

        Die Diskussion zum Thema in der eigenen Familie ist nicht selten hitzig. Denn der einfache Weg, unter Einfluss gewisser Bilder und angepasster Kommentare eine begründete politische Meinung zu bilden, ist nicht selten Streitpunkt. Weil:zu den Bildern habe ich Fragen. Wenn es heißt: „Es wurde auf Kinder eingeschlagen!“ Warum haben die leitenden Oppositionsführer Familien zu Protestaktionen eingeladen? War nicht mit „Entgleisungen“ zu rechnen? 

       „Die Sicherheitskräfte haben selbst provoziert!“ „Was wissen wir, was ihnen zugerufen wurde? Du (der Stiefsohn) bist aus dem Auto gesprungen und hast dem Beleidiger deine Mutter die Fre… poliert – richtig?“ „Das war etwas ganz anderes!“ „Hast du etwas gehört? Nur die Reaktion mit dem Knüppel gesehen – oder? Auf die Beleidigung (Schläge mit Worten).“ 

        Etwas später: „Woher kommen auf einmal die vielen Knüppel her bei den „friedlichen“ Demonstranten? Aus Holz oder kurze Metallstäbe (Moniereisen). Liegen die gewöhnlich auf dem Kretschatik umher? Hat man die vielleicht „vorsorglich“ mitgebracht?“ 

           An anderer Stelle: „Mit welchem Geld haben die Leute, welche eine miserabel bezahlte oder keine Arbeit haben, sich denn die Reise in die Hauptstadt geleistet? In Hoffnung auf bessere Bedingungen in der EU über Nacht?“ 

          Die Reaktionen auf diese und ähnliche meiner Fragen wie auf jene zur Orangen-Revolution (siehe Post „Was war vor dem Maidan?“). „Du hast keine Ahnung und verstehst uns nicht!“ Man wird doch fragen dürfen… Um Ahnung oder gar Wissen zu erwerben. 

        Dann wird mir erklärt, dass der deutsche Außenminister Westerwelle ein Prachtkerl sei. Er hätte – ganz im Gegensatz zu mir – für das ukrainische Volk, für die Opposition öffentlich Verständnis gezeigt. Der Versuch zu erklären, dass ich das Verhalten dieses ranghohen deutschen Politikers als absolut unzweckmäßig und politisch instinktlos empfinde, weil es diplomatischer Etikette widerspricht (Einmischung in innere Angelegenheiten eines anderen Staates), wurde mit Protest erwidert. Viel fehlte nicht, um zum Gegner des ukrainischen Volkes erklärt zu werden. 

       Als ich dann den Stiefsohn erinnerte, wie sehr die Untergebenen des deutschen Außenministers in der Konsularabteilung der deutschen Botschaft in Kiew seine persönliche Assoziation mit der EU durch Verweigerung eines Visums verhinderten, wurde er zeitweilig etwas ruhiger. Der Vorgang kann unter „Die Kuh im Propeller“ (5 Post`s) im Archiv dieses Blogs nachgelesen werden. 


          Für das ukrainische Volk wünsche ich das erdenklich Beste. Wie das erreicht werden kann, weiß ich nicht. 


Bleiben Sie recht gesund! 


Ihr 


Siegfried Newiger






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