Montag, 9. Dezember 2013

Der schwarze Mann?

           Die Situation in der Ukraine ist unübersichtlich. Weil ich nicht berichten kann, was ich direkt gesehen und gehört habe, kommentiere ich ein wenig die ukrainischen Fernsehsendungen – von deren Fragen und Kommentaren ich allerdings nur etwa die Hälfte verstehe. Jedoch sind die Bemerkungen meiner Familie mit Rücksicht auf mich in Russisch. Also kann ich mir doch eine Meinung bilden. Allerdings werde ich die in Fragen verpacken. 
          Cato der Ältere (vor rund 2200 Jahren gelebt) soll, unabhängig vom Thema der Senatssitzungen, jede seiner Reden dort mit den Worten beendet haben: "Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss." Darf ich mich daran erinnert fühlen, wenn im ukrainischen Teil des Internets am Sonntagmorgen (08.12.2013) die eigenartige Formulierung eines ukrainischen Journalisten auftaucht: „Putin wird Janukowitsch bis 2015 (Wahljahr Präsident in der Ukraine) nicht in Ruhe lassen.“ Darf ich daran zweifeln? 
       Der russische Präsident hat bei seinen Pressekonferenzen im italienischen Triest (26.11.2013) und in Jerewan (Armenien, 02.12.2013) sehr eindeutig formuliert und mit Zahlen unterlegt, welche Unterstützung die russische Regierung und einzelne wirtschaftliche Bereiche der Ukraine gewähren. Alles in allem etwas über 35 Milliarden US-$! 
             Darf andererseits der Präsident Russland nicht darauf aufmerksam machen, dass nach vorliegenden Dokumenten die Ukraine von der EU veranlasst wird, zwei Monate nach Unterschrift unter den Assoziationsvertrag die Zollschranken der Ukraine gegenüber der EU drastisch zu verringern. Wenn die Ukraine im gegenwärtigen Status mit Russland verbleibt, bedeutet dieses „Anlehnen an die EU“ sachlich, dass die Waren von dort unter der Maske ukrainischer auf den russischen Markt strömen können. 
               Wer von Ihnen, meine Leser, würde als Präsident seines Landes dafür sorgen wollen, dass die bei 5,3 % stabilisierte Arbeitslosenquote im eigenen Land durch Überflutung mit Waren aus dem Ausland (unter Umgehung wirkender Verträge!) sich schlagartig erhöht? Dass ganze eigene Industriebereiche von Stilllegung bedroht werden? Oder würden Sie auch den Partner bitten: entscheide dich – so oder so. Sei dann auch bereit, die Folgen abzuwägen und zu tragen. 
          Wladimir Putin hat zweimal eindeutig – international hörbar – diese Einstellung ausgesprochen. Haben Journalisten Tatsachen zu berichten oder zweifelhafte Kommentare zu schreiben? Warum musste sich der sonst extrem ruhige russische Außenminister Lawrow etwas erregt mit dem Gerücht beschäftigen, es bestünden Pläne zum militärischen russischen Eingreifen in der Ukraine? Wer hat das niederträchtig erfunden? 
            Die politische russische Führung hat für mich deutlich gemacht, dass sie weitsichtig genug war, um die amerikanischen Bomber von Syrien abzuwenden, das dortige Giftgasproblem einer Lösung zuzuführen und die iranische Führung zum Einlenken in der nuklearen Problematik zu veranlassen. Das meiste davon durchsichtig und öffentlich – im Sinne internationaler Vorgaben (UNO). Dass einzelne Bereiche auch vertraulich sein müssen, ist unbestreitbar und für Unvoreingenommene verständlich. 
            Doch die Geheimverhandlungen der USA mit dem Iran wurden der Welt erst später bekannt. Wie auch ihre Geheimdienstanstrengungen. Vielleicht ist dieser Post auch schon gespeichert… Die Parallelen zu den Geheimverhandlungen der Westmächte während des 2. Weltkrieges hinter dem Rücken der Sowjetunion mit Hitlers Abgesandten zu einem Separatfrieden sind für mich unübersehbar. 
           Putin und seine Mannschaft haben aus der Geschichte gelernt. Das ist für mich deutlich. Auch im eigenen Land macht er sauber. Genauer: er versucht das. Denn ihm geht es wie einem der letzten russischen Zaren, welcher formulierte: „Nicht ich regiere Russland, sondern seine 247 (Zahl kann falsch sein) Gouverneure.“ Das bewies mir sein Auftreten vor den Delegierten der Allrussischen Volksfront (05.12.2013). Dort haben die Delegierten ihm direkt Beispiele angeboten – und er hat reagiert und notiert. Ich möchte nicht in der Haut jener stecken, die sich werden verantworten müssen.  

Bleiben Sie recht gesund! 

Ihr 

Siegfried Newiger    





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