Donnerstag, 8. Dezember 2016

Polen und danach



Der ukrainische Präsident Petro Poroshenko war am 02. Dezember zu einem eintägigen Staatsbesuch in Polen eingetroffen. Der Anlass dieses Besuches war ein Forum anlässlich des 25. Jahrestages der Anerkennung der staatlichen Unabhängigkeit der Ukraine durch Polen und der Aufnahme diplomatischer Beziehungen.
Den größten Teil der Rede des ukrainischen Präsidenten vor diesem Forum habe ich verstanden, da er sehr sauber und akzentuiert Ukrainisch spricht. Seine Redenschreiber und er haben sich mit dieser Rede sehr viel Mühe gegeben. Poroshenko hat nicht umsonst den großen Beitrag der polnischen Politiker an den Entscheidungen der EU zu den die Ukraine betreffenden Fragen herausgehoben.
Beifall bekam der ukrainische Präsident nach seiner Bemerkung, dass die Verteidigungsminister beider Staaten zum gegebenen Anlass ein Dokument über die engere Zusammenarbeit auf ihrem Fachgebiet unterzeichnet haben.
In dem Zusammenhang erwähnte Präsident Poroshenko gesondert, dass der ukrainische Verteidigungsminister und er als Oberbefehlshaber sehr gründlich ihre Entscheidung beraten haben, trotz Drohung aus Moskau die Erprobung ukrainischer Luftabwehrraketen über dem Schwarzen Meer wie geplant und veröffentlicht doch durchzuführen. Auch als praktischer Beweis dessen, wessen Luftraum trotz der Annexion der Krim dieser ist. Die militärische Führung seines Landes sei auch von den Ergebnissen dieses Tests sehr befriedigt. Auch für diese Passage gab es Sonderbeifall.
Während die traurigen Ereignisse aus der sehr widersprüchlichen und verwobenen polnisch-ukrainischen Geschichte eher beiläufig erwähnt wurden, kamen die ethnischen Grundlagen einiger ukrainischer Bürger polnischer Nationalität sehr deutlich zur Geltung, die für die Verteidigung des Donbass in den letzten beiden Jahren ihr Leben geopfert haben.
Was die Rede des ukrainischen Präsidenten noch auszeichnete, war, wie geschickt die politischen und ökonomischen Erfolge Polens im Kontext mit den Bemühungen der ukrainischen Seite um ähnliche Ergebnisse verknüpft waren. Gleichzeitig wurde auch sehr eindringlich darum ersucht, die Ukraine bei allen diesen Bemühungen mit Rat und Tat (Investitionen) zu unterstützen.
Für mich insgesamt ein Auftritt mit Gewicht für alle am polnisch-ukrainischen Verhältnis interessierten politischen Entscheidungsträger.

Die Protokoll-Handlungen (Kranzniederlegung am Grab des unbekannten Soldaten, die Ablage eines Blumenkorbes am Denkmal des ukrainischen Nationaldichters Taras Schewtschenko) boten für mich keine weiteren erwähnenswerten Besonderheiten.

Jedoch reichte das ukrainische Fernsehen heute etwas nach. Was diesen meinen Post auslöste. Wer die Situation in der Ukraine verfolgt, kennt die recht offenen Debatten im ukrainischen Parlament – der Werchowna Rada. Weiß auch etwas Bescheid über die Rangeleien hinter der Bühne.
Als in einer Sendung heute unter anderem Kommentare zu den Anschuldigungen gegen den Abgeordneten Nowinsky kamen, wurde eine kurze Einblendung gezeigt mit sehr impulsiven, extrem lauten Bemerkungen des Präsidenten Poroshenko gegenüber Erstgenanntem. Die habe ich leider nicht genau verstanden. Aber die anschließenden Kommentare zum Geschehen waren doch erstaunlich. Auch weitere Reportage-Ausschnitte aus der Werchowna Rada mit Bemerkungen zu politischen Intrigen auch des Generalstaatsanwaltes Luzenko. Sinngemäß ist festzustellen: die Machtgerangel in den oberen Riegen der ukrainischen Politiker nehmen eindeutig zu. Das wird auch in aller Welt bemerkt – wie die Politologen signalisieren. Die Bankenkrise in der Ukraine hat, wie aus einigen Hintergrundbemerkungen zu entnehmen, beispielsweise nicht nur „ungesunde“ Banken getroffen, sondern die Umverteilung verfügbarer finanzieller Mittel zugunsten einer dem Präsidenten nahestehenden Gruppierung bewirkt.   
Wenn heute im ukrainischen Fernsehen auch einige Tatsachen zu den Handlungen des polnischen Justizministers publik gemacht wurden, der dort in Personalunion wohl auch Generalstaatsanwalt ist und anscheinend einige „alte Rechnungen“ einlöst, bekomme ich Bedenken. Ob es für die Ukraine immer sinnvoll ist, von welchem Nachbarn auch etwas recht direkt zu lernen…

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger







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