Wenn ich zuvor zum Abiball geschrieben habe, dann heute dazu, warum ich für
die ukrainischen Jungen und Mädchen etwas schwarzsehe. Stoff dazu gaben mir zwei
Fernsehsendungen.
In die erste zappte ich mich unversehens hinein – eine Wiederholung.
„Ein guter Tag?“ heißt sie in der Übersetzung. Dem Reporter gab, wie ich
diesmal aufschrieb, der Oberst der Reserve Oleg Shdanov (Олег Жданов) sehr gut überlegte und von Sachkenntnis sowie Insiderwissen zeugende Antworten
auf kitzlige Fragen. Eine bezog sich auf den Bereich „ukrainisches Verteidigungsministerium“.
Wie es denn da mit der Reform aussehe. Mich hat die Antwort erschüttert. Die
Reformen wären wegen der relativen Abgeschlossenheit des Ministeriums in ihm leicht zu
stoppen gewesen. Außerdem gäbe es nach seiner Meinung nicht wenige
Entscheidungsträger, welche russlandfreundlich seien. Es hätte sich in der
letzten Zeit die Anzahl der Generäle vergrößert, neue Bereiche seien geschaffen
worden. Solche, die schon vor fünf Jahren als wirklich unzweckmäßig abgeschafft
wurden, sind wiederbelebt.
Der Generalstabschef bekam zwei Erste
Stellvertreter. Während sich einer der beiden, ein strategisch gebildeter, erfahrener
Mann mit administrativen Aufgaben abmühen muss, sei General Nasarow, gegen
welchen ein Untersuchungsverfahren eingeleitet wurde, um zumindest seine
Mitschuld am Tod von Armeeangehörigen bei verfehlten militärischen Einsätzen in
der Ostukraine zu klären, sich als zweiter Erster Stellvertreter des
Generalstabschefs damit befasst, seine eigene Position zu stärken. Kritische Offiziere
müssten, wenn sie sich offen so zu ihm äußerten, mit ihrer Entfernung aus den
Streitkräften rechnen. Shdanov wies darauf hin, dass er mit General Nasarov aus
zweijähriger Zusammenarbeit bekannt sei. Die Zustände in dessen Nähe jetzt und im
Ministerium charakterisierte er als „Bachanal“. Für Änderungen fehle vor allem
politischer Wille.
In einer anderen Sendung sprach der Moderator sehr
überzeugend und mit Beweisen davon, dass mit der sich langsam durchsetzenden
Eigenverantwortung für getroffene Entscheidungen vor allem auf oberen
staatlichen Ebenen eine eigenartige Erscheinung zu beobachten ist. Immer wenn
Entscheidungen besonderer Art getroffen und unterschrieben werden müssen,
werden erstaunlich viele „Entscheidungsträger“ plötzlich krank, bettlägerig. Dann
hat eben der Stellvertreter den Hut auf…
In Sendungen, welche eine Einschätzung
der einjährigen Tätigkeit von Präsident Poroshenko zum Inhalt hatten, wurde
verhaltene Kritik deutlich. Es hätten sich nicht alle Erwartungen erfüllt… Vor
allem, dass er noch nicht wie versprochen seinen Süßwaren- und
Konditorei-Konzern verkauft hat, wird ihm als Zugehörigkeit zur Oligarchie
angekreidet. Mit einer Sparpolitik auf Kosten der „kleinen Leute“. Die Ukrainer
haben zum größten Teil noch nicht erfasst, dass dies ein Abbild der westlichen
Werte ist…
Nun kommt das „95-te Quartal“
ins Spiel, ein politisch-satirisches Kabarett. Ich kam zu einer Szene zurecht, als
Wladimir Selenskyi mit einem Riemen in der Hand in der Rolle Petro Poroshenko (Präsident)
den langen Lümmel (Sohn) Ewgeniy Koshewoi zu erziehen begann. Mit der Frage,
welchen Wagen aus dem Fuhrpark der Familie er unerlaubt genutzt und im Unfall
stark beschädigt habe. Das ging von BMW über Mercedes der Luxusklasse zu
Ferrari und Bentley. Als ein Supertoyota ermittelt war, begann die Frage nach
dessen Farbe. Inzwischen war die schmucke Jelena Krawetz als Mutti
dazugekommen. Sie fragte, ob das Söhnlein getrunken hätte vor der Fahrt. Der
Sohn wand sich wie ein Aal. Wies darauf hin, dass er bereits 30 Jahre alt und
Abgeordneter der Obersten Rada sei.
Nun kurz etwas aus dem Dialog Vater – Sohn.
„Ist der Schaden groß?“ „Da brauche ich schon etwas Geld.“ Poroshenko ruft per
Handy an: “Groismann?(Speaker des Parlaments) Mit Erhöhung der Diäten für die
Abgeordneten bin ich einverstanden. Es gibt gewichtige Gründe.“ Mutti: „Nun wird
es wohl nichts mit dem Posten als Ministerpräsident?“ Vater: „Was redest du jetzt
davon? Das sollte doch eine Geburtstagsüberraschung werden!“
Wie häufig-
Künstler haben (Selenskiy ist ausgebildeter Jurist und Vollblutsatiriker) nicht
selten die Witterung für das, was „faul ist im Staate Dänemark“.
Das Ganze wird im jetzigen Alltag
fortgesetzt mit den Verfahren gegen zwei hochrangige Abgeordnete der Obersten
Rada.
Auch der „Offene Brief“ der Volksvertretung von Belaja Zerkov an
Präsident, Ministerpräsident und Speaker der Obersten Rada gegen die extreme Erhöhung
von Tarifen für Elektroenergie und Gas für die Bevölkerung zählt mit zu den
politischen Ereignissen, welche die Einsetzung des grusinischen (georgischen) „Gastarbeiters“
Michail Saakaschwili als Gouverneur von Odessa etwas überstrahlen.
Bleiben Sie
recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
P. S. Berichtigung bzw. Ergänzung vom 04.06.2015
Der oben erwähnte "Offene Brief" stammt nicht vom gesamten Stadtparlament, sondern nur von dessen Batkowtshina-Fraktion (Fraktion "Vaterland"). Das sind die Anhänger der "Gasprinzessin" Julia Timoshenko, welche offensichtlich vergessen haben, welche eigenartige Rolle ihre Parteichefin als Ministerpräsidentin der Ukraine bei den Verhandlungen mit Präsident Putin zu den Gaspreisen gespielt hat. Wie mir damals jemand kommentierte: "Ihre Firma bekommt Prozente nicht von der Gasmenge, sondern von deren Preis. Da schneidet sie sich doch nicht ins eigene Fleisch."
P. S. Berichtigung bzw. Ergänzung vom 04.06.2015
Der oben erwähnte "Offene Brief" stammt nicht vom gesamten Stadtparlament, sondern nur von dessen Batkowtshina-Fraktion (Fraktion "Vaterland"). Das sind die Anhänger der "Gasprinzessin" Julia Timoshenko, welche offensichtlich vergessen haben, welche eigenartige Rolle ihre Parteichefin als Ministerpräsidentin der Ukraine bei den Verhandlungen mit Präsident Putin zu den Gaspreisen gespielt hat. Wie mir damals jemand kommentierte: "Ihre Firma bekommt Prozente nicht von der Gasmenge, sondern von deren Preis. Da schneidet sie sich doch nicht ins eigene Fleisch."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen