Mittwoch, 10. April 2013

Umverteilung der Aufmerksamkeit

          Der Besuch des russischen Präsidenten Putin in Hannover zur Messe 2013 war dem Anlass entsprechend. Die Ausstellung, deren Schwerpunkte unter anderem auf industrielle Innovation gelegt waren, hatte als Partnerland Russland gewählt. Folglich besuchten zur Eröffnung Kanzlerin Merkel und Wladimir Wladimirowitsch die Expositionen. Die halbnackten Femen sind nicht mein Thema. Sondern das, was sowohl Politiker als auch Presse und andere Massenmedien unter "wesentlich" verstehen.
          Was ich ehrlich so sehe: ich hätte etwas zu russischen Innovationen gesagt - da gibt es einiges. Bei einem Handelsvolumen zwischen beiden Ländern von rund 80 Milliarden Euro in 2012 können aus Russland außer Erdöl und Erdgas nicht nur Bastschuhe gekommen sein. So aber wurden als innenpolitisch vielleicht besser ausschlachtbare Themen gesucht: die Situation der "sexuellen Minderheiten" in Russland und alles, was sich um die Nichtregierungsorganisationen rankt.

          Was die russische Duma gesetzlich fixiert hat. ist politischer Wille. Dazu gehört offen zu legen, mit welchen Mittel jene sich finanzieren lassen, welche glauben machen wollen, dass ihre manchmal sehr eigenartigen Ansichten die der russischen Gesellschaft sind. Meine Frage: gibt es von Russland offen finanzierte Organisationen in Deutschland, welche das deutsche Wertesystem in Frage stellen?

          Was Putin bei seinem nach Hannover folgenden Besuch in Holland etwas deutlicher zu sagen genötigt war, hat etwas mit den "sexuellen Minderheiten" zu tun. Auf die in diese Richtung gezielten Fragen auch dort antwortete er mit einer Gegenfrage: ob es ethisch vertretbar sei, eine Organisation bestehen zu lassen, welche öffentlich Pädophilie propagiert? Das unter dem Deckmantel "persönlicher Freiheit" ist auch für mich unvorstellbar.

          Wladimir Wladimirowitsch Putin hat eins diplomatisch fest deutlich gemacht: diese "Werte" sind für Russland nicht annehmbar. Das kann ich verstehen - auch, weil ich es verstehen will.

          Allerdings habe ich hier die Möglichkeit etwas zu äußern, was Putin bei aller Direktheit nicht kann, weil das nicht politkorrekt wäre. Es ist undenkbar, dass er so formuliert: es würde in Russland zusätzlich innenpolitisch Ärger geben, wenn wir den Posten des Außenministers mit einem Vertreter der "sexuellen Minderheit" besetzen würden.
         Herr Westerwelle hatte deren durch Gesetz erschwerte öffentliche Auftritte in Russland noch im Januar dieses Jahres heftig kritisiert. Der deutsche Außenminister könnte wissen , dass die ihm unterstehenden deutschen Auslandsvertretungen in Russland und der Ukraine mit Entscheidungen über die Verweigerung eines Visums ebenfalls die Rechte dieser Minderheiten verletzen.
          Für Fragesteller: in beiden genannten Länder sind die Ehen Gleichgeschlechtlicher nicht erlaubt. Glaubt man der internationalen Statistik, dann werden etwa 11 % der Bürger dieser Länder nie heiraten können, selbst wenn sie das wollen. Weil sie anders lieben - was die Bevölkerung nicht in vollem Umfang versteht. Folglich haben sie das nicht, was in den Ablehnungen zu den Visaanträgen bei deutschen Botschaften als "fehlende familiäre Bindungen" bezeichnet wird.

          Wer mehr zu den damit verbundene Begründungen durch mich lesen möchte - neben dem Post "Die Kuh im Propeller" V vom 22.10.2012 gibt es noch auf dem Blog http://erlebnis-leben.blogspot.com/ im Post "Homosexuelle Grüne Woche?" vom 05.04.2012 etwas noch detaillierteres.

          Nebenbei: einen Brief zu dieser und andere Problematik - Quintessenz aus der Reihe "Die Kuh im Propeller" habe ich im November 2012 an die deutsche Botschaft in Kiew gesendet. Per Einschreiben. Höfliches diplomatisches Schweigen bis heute. Bin ich dort schon persona non grata? 

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen