Sonntag, 17. März 2013

Sonntag der Vergebung

          Mit dem heutigen Sonntag beginnt bei den orthodoxen Christen - vor allem zuhause in den Staaten mit slawischer Bevölkerung, sprich Russland und Ukraine - das vorösterliche "große Fasten". Dieser Sonntag wird auch als der Sonntag der Vergebung bezeichnet. Man sagt zueinander "Vergib mir" und küsst einander dreifach auf die Wangen. Der Patriarch Russlands hat bei seiner heutigen Messe darauf hingewiesen, dass vor allem auch im engen Familienkreise und mit allen Nächsten diese Sitte gepflegt und geübt werden solle - um die Harmonie zu bewahren, welche ab und an auch ohne Absicht gestört wird. 

          Diesen Gedanken hat Johann Wolfgang von Goethe so formuliert:  
          "Mit fremden Menschen nimmt man sich zusammen, da merkt man auf, da sucht man seinen Zweck in ihrer Gunst, damit sie nützen sollen. Allein mit Freunden lässt man sich gehen. Man ruht in ihrer Liebe, man erlaubt sich eine Laune, ungezähmter wirkt die Leidenschaft, so verletzen wir am ersten die, die wir am zartesten lieben."

          Im größten Frauenkloster der Welt, in Diweewo, sagte eine Holzschnitzerin dem Reporter in diesen Sonntag betreffenden Interwiev sinngemäß: "Wir sind hier im Kloster. Nur hat jede von uns ihre Eigenheiten und Vorstellungen. Die können einander widersprechen, also die Gesprächspartnerinnen verletzen, auch ungewollt. Nach dem "Verzeih mir!" fühlen sich alle Seiten besser."

          Am Ende dieses eindrucksvollen Berichtes haben sowohl der Journalist, welcher die Sendung "Wochenzusammenfassung" moderierte, als auch die Leiter der Fraktionen in der Russischen Duma (Parlament) ihre Landsleute um Vergebung gebeten. Für alle die Unterlassungssünden, die trotz täglicher intensiver Arbeit vorkommen. Fand ich etwas zu aufgesetzt, public relations. Denn wenn ich die gesamte Sendung bewerte: es gibt in Russland noch unheimlich viel zu tun durch alle wahren Patrioten für die Mehrheit der Bevölkerung und gegen eine große Anzahl jener, die ihre Stellung zu persönlicher Bereicherung ausnutzen. Letzteren zu verzeihen - auch nur heute - empfinde ich als unzumutbar.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger





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