In der Facebook-Gruppe
„Deutsche in der Ukraine“ hat Andreas Brandes soeben seinen 15-ten Beitrag zu
positiven Erscheinungen in der Ukraine gepostet. Mir gefällt dieses Engagement.
Mir fällt dabei J. W, von Goethe ein: „Wahrheitsliebe zeigt sich darin, dass
man überall das Gute zu finden und zu schätzen weiß.“ Es ist bei der Suche für Andras
sicher eine Fleißarbeit. Wer meinen Blog liest, kennt mein Verhältnis zu den vernünftigen
Menschen hier. Deshalb habe ich mich in dem auf einige Dinge spezialisiert, die
ich meine zu kommentieren das Recht und auch die Pflicht zu haben.
In meinem Post http://mein-ostblock.blogspot.com/2016/10/zivilist.html
habe ich schon am 12. Oktober 2016 vorausgesagt, dass die Warmwasserausbrüche im
ganzen Land vor der Tür stehen. Zu Mittag
des 14. Oktober lief durch unsere leicht schräg zum Fluss Ros geneigte Straße
ein eindeutig aufgeheiztes, weil sichtbar dampfendes, starkes Rinnsal Wasser. Ich habe es nicht zur Quelle
verfolgt – erst Stunden später und tausende Liter mehr wurde das Leck
abgestellt. Wer den Link nicht nutzen kann: überall in der Welt ist die
Alterung der Rohrleitungen ein technogenes Problem.
Mit der Heizperiode
kommt die nächste Prüfung auf die ukrainische Gesellschaft zu. Die extrem gestiegenen
Tarife für Dienstleistungen wie z. B. Heizung. Der große Trick des Premierministers,
die Zahlung für Bedürftige ein Jahr lang zinslos in „vertretbaren Raten“ zu
gestatten, ist in Wirklichkeit mies. Zieht die Verschuldung der Bevölkerung nur in die Länge.
Ein Abgeordneter der Werchowna Rada hat in
einer der letzten Sitzungen einen mich verblüffenden Vergleich angestellt. Im „Warenkorb“
für die Bestimmung der finanziellen Mittel des Existenzminimums in der Ukraine
ist an Lebensmitteln zwischen 40 und 50 % der Mengen festgelegt, welche in der
Sowjetunion als Norm für deutsche Kriegsgefangene im Jahre 1942 gültig waren. Die
Information kann ich nicht kontrollieren. Aber allein die Tatsache, dass sie im
Parlament auftaucht, ist doch beunruhigend.
Denn dass aus den größeren Mitteln des
Budgets (siehe Andreas Brandes) unter anderem gegenwärtig an rund sieben
Millionen Haushalte Subsidien ausgereicht werden, ist zu bedenken. Weil nach
Prognosen in 2017 es rund neun Millionen Haushalte sein werden. Nehmen wir drei
Personen je Haushalt, dann lebt heute schon fast die Hälfte der Ukrainer mit
staatlicher „Stütze“ gerade so, mehr schlecht als recht. Da ich häufig auf dem
Basar bin, kann ich die schleichende Kaufkraftminderung aktuell verfolgen. Und den
Stimmungsverfall bei Käufern und Verkäufern… Welche es zu fühlen bekommen, dass
die gegenwärtige Staatsmacht eine unzureichend soziale Innenpolitik betreibt.
Das alles auch
angesichts der Tatsache, dass sich die Abgeordneten (Volksvertreter!) soeben eine
saftige Erhöhung ihrer Diäten bewilligt haben. Der genannte Grund: um der
Korruption eine ihrer Voraussetzungen zu entziehen.
Der gegenwärtige
Trubel um die Präsidentin der ukrainischen Nationalbank, Frau Gontarewa, ist
ein weiteres innenpolitisches Element mit Sprengkraft. Wenn es stimmt, was ein
Redner in einer Sendung behauptete, dass noch vor der durch sie betriebenen
Liquidierung von mehr als 50 nicht den Finanzrichtlinien entsprechenden Banken
durch diese etwa 830 Millionen US-$ außer Landes transferiert wurden, ist das
unverantwortlich dann, wenn eine genauere Kontrolle dies hätte verhindern
können. Diese Summe ist ja im Verhältnis zu den Kredittranchen des IWF recht
bedeutend.
Schließlich etwas, was
mich persönlich anrührte. Zur Visafreiheit mit Westeuropa sagte in einer
Sendung von „Kanal 112“ ein Politologe sinngemäß: „Diese Freiheit ist eine
politische Fiktion. Die Mohrrübe vor der Nase des Esels. (Steht wörtlich so in einem
Post von mir.) Von den Ukrainern, die weniger Arbeitsplätze zu besetzen haben,
welche sinkende Einkünfte bei steigenden Preisen und Tarifen verkraften sollen,
werden nach Umfragen nur 4 (vier) Prozent diese Visafreiheit in Anspruch nehmen.
Eine durchgreifende Erhöhung der Wirtschaftsleistung und damit verbunden eine
Verbesserung des Lebensniveaus für die Bevölkerung ist dieses System schuldig geblieben.“
Leider nichts zu
ergänzen.
Bleiben Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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