Mittwoch, 18. Februar 2015

Wie leben?

Weil sich viele meiner deutschen Landsleute nicht so recht entscheiden können: wer hier seit langem im Land Ukraine lebt, hat zu gewesenen oder aktuellen Politikern ein ganz anderes Verhältnis als alle von deutschen Massenmedien beglückten. Das schließt nicht aus, dass sich unter den Berichterstattern sehr wohl seriöse Personen befinden. Mit dazu passenden Berichten. Allerdings trifft auf das Ergebnis wohl die alte Weisheit zu: "Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, muss das nicht immer der Kopf sein" (oder das Buch - Zutreffendes wählen!).  

Aus einer ukrainischen Fernsehsendung -"Schuster life" (der Moderator heißt wirklich Schuster) - bekam ich die folgende Information. Der recht unhöfliche Vorsitzende der Radikalen Partei, Oleg Ljashko, sagte, dass er die Situation im Frontgebiet wohl kenne, weil er häufiger dort gewesen sei. Per Fernsehen dokumentiert. Außerdem wäre er auch über die Ansichten der Separatisten gut informiert, zumal seine eigene Schwester mit der Waffe in der Hand in deren Reihen kämpfe. Das war neu.
An einem späteren Tag wurde eine ansehnliche Frau gezeigt, ehemals ukrainischer Polizeioffizier, der Reportage nach damit befasst, die Feuerkorrektur einer Grad-Batterie zu leiten. Zu den Worten der Einwohner Debalzewos über die schrecklichen Wirkungen dieser Raketen-Salvenwerfer kommentierte sie: "Das war doch noch garnichts. Die werden erst noch etwas erleben, wenn wir konzentriert zuschlagen."

Eine Bekannte, mit der ich über diese Sendung sprach, sagte nur: "Hat die wirklich Vater und Mutter? Ich glaube, dass da beide fehlen." Kein Kommentar.

Gestern in der Frühe traf ich meinen Bekannten, der gerne von mir Spruchweisheiten hört. Allerdings wollte er sich revanchieren. Seine kurze Geschichte ging so: Ein junger Mann kam zum ältesten Einwohner des Dorfes. Er bat um Rat, wem er sich anschließen solle - den Separatisten oder den Freiwilligen der Regierungstruppen. Wie solle er sich entscheiden, um gottgefällig zu leben? Der alte Mann sagte: Du sollst so leben, das Gott sich nicht fürchten muss, sich an deiner Seele die Hände zu beschmutzen.

Obwohl ich keiner Religion anhänge, gefiel mir die schlichte Aussage dieser wenigen Zeilen. Denn die Verantwortung für seinen Weg bekam der junge Mann selbst zugewiesen.

Allerdings müssen sich alle jene, die für die Situation in der Ostukraine Verantwortung tragen, die Frage nach ihren Eltern und ihrer Seele gefallen lassen. 

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger 




 

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