Mittwoch, 18. Februar 2015

Was ich verstehe...

Wenn ich hier poste, dann zu Ereignissen und Themen, welche ich nicht aus dritter Hand habe. Weil sie zu ernst sind, um sich mit ihnen oberflächlich zu beschäftigen. Das ist kein Vorwurf an irgendwen, sondern ein Vorspann. 
In einem Interview des wegen seiner profunden Kenntnisse bei mir beliebten Journalisten Dmitrij Gordon mit dem ersten ukrainischen Präsidenten nach der vollzogenen  Unabhängigkeitserklärung, Leonid Krawtshuk, bemerkte ich einen sehr offenen Satz des Letzteren. Den zitiere ich hier sinngemäß: "Wissen sie, Dmitrij, wieviel unterschriebene Verträge - auch international - ich schon erlebt habe, welche nie erfüllt wurden?"
Diese Worte unter anderem veranlassen mich, zum Thema "Ostukraine" besonders vorsichtig zu formulieren. Tatsache ist, dass es dort starke separatistische Auffassungen gibt. Deren Basis ist ein Satz, den wir nach meiner Auffassung auf beliebige separatistische Bestrebungen in aller Welt anwenden können. Die Anführer dieser "Revolutionäre" handeln nach dem Prinzip "Lieber ein kleiner Chef als ein großer Stellvertreter". 
Selten ist in den Grundsatzerklärungen separatistischer Bewegungen eine ordentliche ökonomische Analyse zu finden mit den sachlich begründeten Argumenten dafür, dass es nach der Abspaltung vom ungeliebten Staatsgebilde den Bürgern der neuen Länder wirklich wirtschaftlich besser gehen kann oder gar wird. Die gewöhnlich vollmundigen Absichtserklärungen scheitern später gewöhnlich daran, dass die anders denkenden Vorgänger im neuen Staatssäckel nichts für den Fall einer solchen Veränderung gespeichert haben. Aufbruch ins neue Leben mit Nullbudget! 

Was hat das mit der Ostukraine zu tun? Mit dem Minsk 2 - Vertrag schon einiges. Denn ich sehe hier bestätigt, was ich zu Beginn des Konfliktes in einem Post bereits schrieb. Für Präsident Putin gibt es die - gewünschte, erwartete oder gar gesteuerte - Erscheinung "Die ich rief, die Geister werd ich nicht mehr los...". Welche, wie deutlich zu sehen, auf  die Vereinbarungen von Minsk 2 pfeifen. Mit russischer Unterstützung.

Immer mehr verdichtet sich meine Auffassung, dass aus Moskau gesteuert wird. Denn die fortlaufende Versorgung der Separatistentruppen mit Kriegsmaterial ist nicht zu übersehen. Wenn ein Abschussgerät "Grad" (Hagel) mit einer Salve in 20 Sekunden 20 Geschosse verschießt, ist das ein Drittel einer LKW-Ladung. Was also muss von der Gegenseite herangebracht werden, um den sachlich gesehenen ununterbrochenen Beschuss bei Debalzewo und um Mariupol aufrecht zu erhalten? Wie schon früher bemerkt: diese Geschosse und andere können nicht wie Jagdpatronen an der Ecke eingekauft werden...

Es wäre zu günstig zu hoffen, dass ein Grund für Kriege wegfallen könnte. Wir bekamen einst sehr vereinfacht die Situation geschildert, welche "kleine Kriege" für große militärökonomische Vereinigungen (Waffenproduzenten) so anziehend macht. In diesen Kriegen könne so viel der aufgehäuften Vorräte an Waffen und Munition verbraucht werden, dass diesen Rüstungskonzernen die staatlichen Nachfolgeaufträge die Nachfrage nach neuer Technik auf einige Jahre sichere. 
Wenn russische Rüstungskonzerne unter den jetzigen gesellschaftlichen Bedingungen ihr "Geschäft mit dem Tod" nicht nur im Ausland betreiben können, sondern es auch in den Särgen russischer Einsatzkräfte im russisch-ukrainischen Konflikt mit gestalten, wird es moralisch fragwürdiger. 

Aber auch die Zivilbevölkerung ist in Russland davon betroffen. Mein Gespräch über Skype mit einem russischen Kleinunternehmer, dem ich helfen konnte bei einem deutschen Text, enthielt folgende Sätze: "Die Preise für viele Artikel der Lebenshaltung sind stark gestiegen. Löhne und Renten halten da nicht mit." Da habe ich das Problem der rückgeführten Toten und Verwundeten noch nicht einbezogen. 

Es bleibt zu hoffen, dass Reste von Vernunft dennoch eine Wende zum Besseren erreichen.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger 




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen