Wer aus dem Inneren eines fremden Landes berichtet, hat besondere Sorgfalt
walten zu lassen. Einerseits rät dazu das eigene Gewissen, um dem Gastland
nicht zu schaden. Zum anderen ist es ganz gewöhnlicher Selbsterhaltungstrieb. Falsch
verstandene Formulierungen können bei wenig gutwilligen Personen übertriebene
Reaktionen auslösen. Deshalb habe ich mich nach dem letzten Post etwas
zurückgenommen. War kurzzeitig in meiner Heimat Deutschland. Die dortige
Berichterstattung zur Situation in der Ukraine ist mir wie „Leipziger Allerlei“
vorgekommen – die gemischte Gemüsesuppe. Das ist also Pressefreiheit.
Leider
habe ich vergessen bei wem ich las oder hörte, dass die Versicherungen
westlicher Entscheidungsträger gegenüber Gorbatschow, nach Vereinigung
Deutschlands würden die ehemaligen Staaten des Warschauer Vertrages nicht in
die NATO einbezogen werden, später nicht eingehalten wurden.
Die US-amerikanische
Raketenabwehr angeblich gegen den Iran in Gebiete verlegt wurde, deren Lage
eindeutig auf das Zielgebiet Russland verweisen.
Folglich die russischen
Militärs zu Recht davon ausgehen, dass die Einbeziehung der Ukraine in die Europäische
Union später zu ihrer Einbindung in die – nicht aufgelöste NATO – führt. Also im
Süden die Möglichkeit bestehen wird, dem russischen Bären einen Dolch in die
Kehle zu stechen. Was über die Berggipfel des Kaukasus schwieriger ist als
über das Flachland. Auf jeder Karte deutlich einzuschätzen.
Frau Albrigth hat einmal als US-Außenministerin
(Staatssekretärin) die Frage gestellt, warum Russland den Ureinwohnern der recht
unwirtlichen Regionen des Fernen Ostens oder des Hohen Nordens nicht die
Verfügungsgewalt über die dort liegenden reichen Bodenschätze überlässt.
Diese Frage
verstehe ich auch so, wie es beim „Ökonomischen Auftragsmörder“ John Perkins nachgelesen
werden kann (Bekenntnisse eines Economic Hit Man. Riemann, München 2005, ISBN
978-3-570-50066-8). Als Streben der führenden Kräfte in den USA, die ökonomische
und damit die politische Weltmacht zu erreichen. Denn die amerikanischen
Ureinwohner verfügen in den USA ebenfalls nicht über die viel gepriesene
Freiheit, unter ihren Ländereien vorhandene Bodenschätze in eigenem Interesse
auszubeuten.
Es ist für mich recht offensichtlich, dass vor dem Schrecken eines
heute denkbaren Krimkrieges die Abschätzung von globalen Interessen steht –
nicht immer so sichtbar, aber dennoch real.
Ich wünsche mir und den beiden
slawischen Völkern, denen ich seit Jahrzehnten mit Hochachtung und Zuneigung
gegenüber trete, dass Wladimir Wladimirowitsch Putin nicht wie der Fürst
Menschikow des Krimkrieges von 1853 aus dem Vermeidlichen etwas Unvermeidliches
macht.
Sondern mehr staatsmännische Weisheit beweist, auch die typische
slawische Eigenschaft, dennoch eine Lösung zu finden. Damit die Schafe heil
bleiben und die Wölfe satt werden. Oder, wie es hier nicht selten heißt: „Alles
wird gut.“
Hier empfehle ich noch das letzte von mir gekaufte Buch von Peter
Scholl-Latour, „Die Welt aus den Fugen“ – Betrachtungen zu den Wirren der
Gegenwart – ISBN 978-3-548-37527-4. Ab Seite 83 wurden seine Analysen für mich
besonders interessant.
Bleiben Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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