Sonntag, 13. Oktober 2013

Sehen, hören und verstehen...

       Der russische Theater- und Filmregisseur Mark Sacharow feiert heute seinen 80-sten Geburtstag. In einem seiner Filme formuliert der Held der Geschichte: „ Ein kluges Gesicht zu machen bedeutet noch nicht, klug zu reden oder zu handeln. Die meisten Dummheiten in dieser Welt werden auf diese Weise begangen.“ 

            Als ich mir aus dem Verzeichnis der Abgeordneten des Europa-Parlaments – mit Fotografien –  den polnischen Politiker Jacek Saryusz-Wolski herausgesucht hatte, musste ich an obiges Zitat denken. Zwischen seinen Kollegen sieht der Herr recht respektabel aus. 

           Im Weiteren beziehe ich mich auf alles das, was in der ukrainischen „Kommentare“ veröffentlicht wurde. Darin ging es um ein Interwiev, welches der Berater des russischen Präsidenten Putin, Herr Glasjew, im russischen Fernsehen gegeben hatte. 

           Der Reporter hatte ihn provokativ gefragt, wieso er der Äußerung seines Chefs Putin widerspricht, in welcher jener erklärte, die Einreisebedingungen für Bürger der ehemaligen Sowjetrepubliken nicht durch unnötige Visaformalitäten zu verschärfen. 

         Die Antwort von Herrn Glasjew habe ich gesehen, gehört und sehr wohl verstanden. Seine Überlegungen halten sich an die rechtlichen Rahmenbedingungen, welche gegenwärtig und zukünftig für beide Seiten gültig sind, wenn die Ukraine mit der EU assoziiert sein sollte. 

    Er betonte, dass man in diesem absehbaren Zusammenhang auch an mögliche wirtschaftspolitische Änderungen in naher Zukunft voraus denken müsse. Denn dann gilt doch, dass russische Bürger für eine Reise in die Ukraine Visa bekommen müssen. Verständlich.


           Hier nun die Übersetzung des Kommentars von Herrn Jacek Saryusz-Wolski dazu. Bei mir entstand der Eindruck, dass er dieses Interwiev nicht kennt – also wie der Blinde von Farben redet. 


        „Die Europäische Union erlaubt es nicht, das Visaregime einzuführen bis zu dem Moment, da wir die Visapflicht für die Ukraine aufheben. Die Handlungen, welche Russland gegenüber unseren Partnern im Osten vornimmt, werden wir auch gegen es selbst ausüben. Wir müssen die Länder schützen, mit denen wir assoziiert sind. Und Russland weiß, dass es selbst darunter leiden wird, wenn es diese Sabotage an der freien Wahl unabhängiger Staaten fortsetzt.“ 


    Nun ist erstens diese Assoziation noch nicht vorgenommen. Der vorletzte Satz also unlogisch. Da bisher die russischen Spitzenpolitiker sich an die Buchstaben geschlossener Verträge gehalten haben, sind Erdöl- und Erdgaslieferungen in die EU vertragsgerecht erfolgt – und das seit Jahrzehnten. Das ist im ureigensten Interesse Russlands. Der Staat ist inzwischen wieder stark genug, zu handeln, wie es seine Interessen erfordern – lässt sich das auch nicht von der EU erlauben oder verbieten. Außerdem hat Herr Glasjew deutlich davon gesprochen, dass die angesprochene Visapflicht erst greifen wird, wenn dafür Voraussetzungen und Notwendigkeiten bestehen - also nicht schon Morgen. Nur begreift Herr Saryusz-Wolski, dass die so noch erschwerte Verbindung zwischen unzähligen Familien in Russland und der Ukraine zu einem Faktor wird, welcher ukrainische Politiker neben weiteren von Glasjew erwähnten triftigen Gründen zu anderen Überlegungen veranlassen könnte.


        Hat der Herr Abgeordnete eigentlich das Recht, so politisch gewichtige Erklärungen im Namen des gesamten Gremiums abzugeben? 


         Diesen Post beende ich mit Worten von Dr. Konrad Adenauer, dem ersten deutschen Bundeskanzler. Nie war ich sein politischer Anhänger – aber er hat viel Vernünftiges gesagt. Zu den Äußerungen von Herrn Jacek Saryusz-Wolski passt: „Die Weltgeschichte ist auch die Summe dessen, was vermeidbar gewesen wäre.“ Oder in Sinne des Volksmundes: „Wenn man eine Möglichkeit zum Schweigen hat, sollte man die nicht vorübergehen lassen.“ 


Bleiben Sie recht gesund! 


Ihr 


Siegfried Newiger






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