Sonntag, 6. Oktober 2013

Fliegerhelm

          Es ist nicht selten, dass von meinen ukrainischen Gesprächspartnern meine Meinung zum Verhältnis der Politiker des eigenen Landes zu Russland erfragt wird. Meistens rede ich mich damit heraus, dass ich mich nicht in die Angelegenheiten politischer Natur einmischen will – immerhin bin ich nicht Bürger ihres Landes. Als Ausländer muss ich unter ungünstigen Umständen befürchten, einfach außer Landes geschickt zu werden. Weil mir aber meine Frau ungern nach Deutschland folgen will, bleibe ich lieber zurückhaltend. 
       Nun hatte ich vor kurzem einer Diskussion zur russischen Politik nicht ausweichen können. Sie wird immer ein wenig mit nationalistischem Hintergrund geführt. So etwa: Putin will uns vereinnahmen wie das zu sowjetischen Zeiten war, wir aber wollen uns dann lieber an Westeuropa anschließen. Denn dort sind wir wirklich frei. 
              Meine Meinung dazu ist eindeutig. Die Mitglieder der (west-) Europäischen Union sind an die Vertragsklauseln gebunden, auf welchen juristisch dieses Bündnis beruht. Das bedeutet nicht selten, die gewohnte Souveränität auf bestimmten Gebieten aufzugeben und den Vorgaben aus Brüssel fein zu folgen. Das geht nicht immer ohne Widerstand der eigenen Bevölkerung ab. Das sollten meine Gesprächspartner aus den Massenmedien erfahren haben. 
          Es ist in unserer Welt eben doch nicht so, dass eine Entscheidung in beliebiger Sache nur positive Seiten aufweist. Wer ein nettes Mädchen heiratet, muss damit leben, dass sie auch unangenehme Verwandte hat – gewöhnlich sind nach sehr umstrittener Meinung meist die Schwiegermütter jene Personen, welche für die Auseinandersetzungen in eigener Familie sorgen. 
           International ist das häufig für die einfachen Leute nicht so durchsichtig und folglich schlecht einzuordnen. 

            Was einen slawischen Verbund nach völkerrechtlichen Prinzipien angeht – da bin ich dafür. Denn in ihm treffen sich gleichartige oder sehr ähnliche Kulturkreise. Außerdem sind die Bedürfnisse der meisten Menschen an vielen Waren sehr typisch und die inneren Märkte der beteiligten Länder für die Aufnahme spezifischer Produkte offener. Dazu die gemeinsame, wenn auch nicht immer einfache Geschichte… 
           Ukrainische Wissenschaftler haben bewiesen, dass sowohl die Kosten einer solchen Annäherung als auch ihr Nutzen wesentlich günstiger sind als die Hinwendung zur westeuropäischen Partnerschaft. Aber vor allem die rechtsnationalen Kräfte im Land stemmen sich mit Wort und Tat gegen die günstigere Variante. 

              Zurück zum Thema. 
           Wer das Plakat bestellt und bezahlt hat, das wir gestern am Morgen an einer günstigen Stelle unserer Fahrstrecke sahen, weiß ich nicht. Oder ob es eingeschmuggelt worden war. Nur passt es zu meinen letzten Artikeln auf diesem Blog. 
         Mir fiel als erstes der Fliegerhelm auf. Erklärt sich als ein Überbleibsel aus dem langen Berufsleben in dieser Sphäre. Dann hielt das Taxi vor einer Ampel – ich sah, das Bild war ein bekanntes Foto vom russischen Präsidenten Wladimir Putin. Daneben stand in extrem großer Schrift:                        „Putin – wir danken dir für den Frieden.“ 
        
           Eindeutig ein überraschender öffentlicher Dank für die erzielten politischen Ergebnisse in der Syrien-Frage. Da schließe ich mich aufrichtig an. 

Bleiben Sie recht gesund! 

Ihr 

Siegfried Newiger





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