Vor kurzem habe ich von Thomas
Wieczorek „Die verblödete Republik: Wie uns Medien, Wirtschaft und Politik für
dumm verkaufen“ als Taschenbuch gekauft und in einem Zug durchgelesen. Nun wurde
mir von einem Freund ein weiterer Vertreter der Verdummung aus dem Internet
zugeschickt. Den wollte ich erst nicht nennen – aber was soll das? Wer nach den
von mir unverfälschten Textauszügen sucht, findet die in meinen Augen neofaschistische
Quelle doch. Also mit offenem Visier: das „Ärgernis“ stammt aus „Mut zur
Wahrheit“ mit dem Untertitel „Nicht glauben – selber prüfen“.
Schon Aischylos
formulierte vor rund 2500 Jahren „Im Krieg stirbt als erstes die Wahrheit“. Weil
ich mit meiner Vergangenheit (Offizier der NVA) und meinen 78 Jahren begriffen
habe, dass neben der Verdummung auch noch ein gnadenloser Informationskrieg
tobt, will ich prüfen. Also zitiere ich den eindeutig zweckgerichtet falschen
Absatz genannter Quelle.
Die gesamte „Analyse“ ist unter dem behauptenden Titel
Zitat: „Die Beweise liegen also vor, dass die MH 17 vorsätzlich und
wahrscheinlich von langer Hand geplant und vorbereitet von einer ukrainischen
SU 25 abgeschossen worden ist.
Doch nun zu der Aussage des SU 25-Piloten: Es
war das falsche Flugzeug.
Von Anfang an kursierte die These, dass dieser
Angriff eigentlich dem Flugzeug Putins galt, das tatsächlich zeitgleich einige
hundert Kilometer nördlich geflogen ist. Wir wissen, dass Frau Timoschenko am
liebsten Putin mit einer Kalaschnikow erschießen wollte.
Aus gesicherter Quelle
habe ich erfahren, dass der Journalistenstab und die Redakteure des Bayrischen
Rundfunks von der These überzeugt sind, dass Putin abgeschossen werden sollte.
Sie dürfen ihre Überzeugung nicht publizieren. (Pressefreiheit???)
Also habe
ich versucht, den Originalflugplan von Putins Maschine zu erhalten. Meine
diesbezügliche Anfrage an das BFS (Bundesamt für Flugsicherung) wurde abgelehnt
und zwar mit dem Argument, das man eigentlich nur von der US-Regierung kennt:
Nationale Sicherheit!
Dazu muss man wissen, dass ein Flug auf einer bestimmten
Route geplant wird, diese jedoch während des Fluges geändert werden kann und –
man kann sagen in 100 Prozent aller Flüge – geändert wird. Wenn also der
Originalflugplan von Putins Maschine über die Ukraine geführt hat – und dafür
spricht einiges – dann hat dieser Angriff mit höchster Wahrscheinlichkeit
tatsächlich Putin gegolten. Das falsche Flugzeug am falschen Ort.
Es war dann
das Unglück der 298 Insassen der MH 17, dass Putins Maschine den Weg über Polen
gewählt hat. Zum weiteren Verständnis: Für den Pilot der Su 25 war es nahezu
unmöglich zu erkennen, ob es sich bei seinem Ziel um eine B 777 oder Putins IL
96 gehandelt hat. Er hat seinen ersten Angriff mit der Luft-Luft-Rakete aus
etwa sechs Kilometer hinter der Maschine gestartet; unter Zeitdruck, denn das
Flugzeug drohte in wenigen Minuten in russischen Luftraum einzufliegen. Aus
dieser Position kann er nicht unterscheiden, ob er eine Boeing 777 oder eine IL
96 vor sich hat. Er kann nicht einmal unterscheiden – zum Beispiel an den
Kondensstreifen – ob er ein zwei- oder viermotoriges Flugzeug vor sich hat.“
Ende des Zitats
Zu den Fakten.
Der Flug MH-17 führte von Amsterdam nach Kuala
Lumpur – also von West nach Ost über einen Teil der Ukraine. Der Flug Putins
führte über Polen, wie in der Quelle zu lesen. Hunderte Kilometer nördlich
bedeutet für mich sprachlich als Minimum 200 km. Dazu kommt, dass dieser Flug
der „Rossian One“ von Osten nach Westen ging.
Wie blöd müssten die ukrainischen
Fliegerleitoffiziere sein, die SU-25 dem falschen Flugzeug nachzuschicken? Wie
wenig muss der Verfasser davon ahnen, wie Präsidentenflugzeuge national und
international abgesichert werden. Die SU-25 hätten nicht die Spur einer Chance
gehabt, sich auf Verfolgungskurs dieser Maschine zu nähern – selbst wenn
„… Frau
Timoschenko am liebsten Putin mit einer Kalaschnikow erschießen wollte. Aus
gesicherter Quelle habe ich erfahren, dass der Journalistenstab und die
Redakteure des Bayrischen Rundfunks von der These überzeugt sind, dass Putin
abgeschossen werden sollte.“ Lachhaft gefährlich! Fehlt nur noch als Ergänzung „…
wenn er zur Inspektion der Frontlinie im Donbass langfristig geplant dort
einfliegt.“
Weiter:
„Wenn also der Originalflugplan von Putins Maschine über
die Ukraine geführt hat – und dafür spricht einiges – dann hat dieser Angriff
mit höchster Wahrscheinlichkeit tatsächlich Putin gegolten.“
Diese Schlussfolgerung
kann nicht besser sein als ihre physikalisch-räumlichen und politischen
Voraussetzungen. Denn für diese Version spricht absolut nichts, aber auch garnichts.
Frau
Timoschenko war im Juni/Juli 2014 politisch so ohnmächtig, dass sie keinen wie
auch immer durch Machtorgane der Ukraine eingefädelten und verübten Anschlag
hätte initiieren können. Aus ihrer Zeit als Ministerpräsidentin sind ihr durch
die Ära Janukowitsch auch keine Attentatsmöglichkeiten geblieben.
Zum anderen
ist keiner der gegenwärtigen ukrainischen obersten Entscheidungsträger als
Anarchist oder Terrorist auffällig geworden.
Dazu noch: die für die Sicherheit
des russischen Präsidenten Verantwortlichen haben wie ich meine professionell
gedacht und die Flugroute der Präsidentenmaschine selbst dann, wenn er aus
seiner Schwarzmeerresidenz nach Westeuropa geflogen wäre, nie über das
Krisengebiet hinweg geplant. Wer sie blöder einschätzt, hat davon allein den
Schaden – wie hier.
Alle anderen, in dem Absatz verwendeten Informationen sind
mehr oder weniger brauchbar aufbereitet. Sie dienen allerdings als Mantel, unter
dem sich das unbrauchbare Grundkonzept versteckt. Das weder politisch noch
physikalisch-räumlich echter Kritik standhält. Selbst geprüft!
Bleiben Sie
recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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