Montag, 3. August 2015

Nicht schweigen!



Vor kurzem habe ich von Thomas Wieczorek „Die verblödete Republik: Wie uns Medien, Wirtschaft und Politik für dumm verkaufen“ als Taschenbuch gekauft und in einem Zug durchgelesen. Nun wurde mir von einem Freund ein weiterer Vertreter der Verdummung aus dem Internet zugeschickt. Den wollte ich erst nicht nennen – aber was soll das? Wer nach den von mir unverfälschten Textauszügen sucht, findet die in meinen Augen neofaschistische Quelle doch. Also mit offenem Visier: das „Ärgernis“ stammt aus „Mut zur Wahrheit“ mit dem Untertitel „Nicht glauben – selber prüfen“. 
Schon Aischylos formulierte vor rund 2500 Jahren „Im Krieg stirbt als erstes die Wahrheit“. Weil ich mit meiner Vergangenheit (Offizier der NVA) und meinen 78 Jahren begriffen habe, dass neben der Verdummung auch noch ein gnadenloser Informationskrieg tobt, will ich prüfen. Also zitiere ich den eindeutig zweckgerichtet falschen Absatz genannter Quelle. 

Die gesamte „Analyse“ ist unter dem behauptenden Titel 

Zitat: „Die Beweise liegen also vor, dass die MH 17 vorsätzlich und wahrscheinlich von langer Hand geplant und vorbereitet von einer ukrainischen SU 25 abgeschossen worden ist. 
Doch nun zu der Aussage des SU 25-Piloten: Es war das falsche Flugzeug. 
Von Anfang an kursierte die These, dass dieser Angriff eigentlich dem Flugzeug Putins galt, das tatsächlich zeitgleich einige hundert Kilometer nördlich geflogen ist. Wir wissen, dass Frau Timoschenko am liebsten Putin mit einer Kalaschnikow erschießen wollte. 
Aus gesicherter Quelle habe ich erfahren, dass der Journalistenstab und die Redakteure des Bayrischen Rundfunks von der These überzeugt sind, dass Putin abgeschossen werden sollte. Sie dürfen ihre Überzeugung nicht publizieren. (Pressefreiheit???) 
Also habe ich versucht, den Originalflugplan von Putins Maschine zu erhalten. Meine diesbezügliche Anfrage an das BFS (Bundesamt für Flugsicherung) wurde abgelehnt und zwar mit dem Argument, das man eigentlich nur von der US-Regierung kennt: Nationale Sicherheit!
Dazu muss man wissen, dass ein Flug auf einer bestimmten Route geplant wird, diese jedoch während des Fluges geändert werden kann und – man kann sagen in 100 Prozent aller Flüge – geändert wird. Wenn also der Originalflugplan von Putins Maschine über die Ukraine geführt hat – und dafür spricht einiges – dann hat dieser Angriff mit höchster Wahrscheinlichkeit tatsächlich Putin gegolten. Das falsche Flugzeug am falschen Ort. 
Es war dann das Unglück der 298 Insassen der MH 17, dass Putins Maschine den Weg über Polen gewählt hat. Zum weiteren Verständnis: Für den Pilot der Su 25 war es nahezu unmöglich zu erkennen, ob es sich bei seinem Ziel um eine B 777 oder Putins IL 96 gehandelt hat. Er hat seinen ersten Angriff mit der Luft-Luft-Rakete aus etwa sechs Kilometer hinter der Maschine gestartet; unter Zeitdruck, denn das Flugzeug drohte in wenigen Minuten in russischen Luftraum einzufliegen. Aus dieser Position kann er nicht unterscheiden, ob er eine Boeing 777 oder eine IL 96 vor sich hat. Er kann nicht einmal unterscheiden – zum Beispiel an den Kondensstreifen – ob er ein zwei- oder viermotoriges Flugzeug vor sich hat.“ Ende des Zitats 
Zu den Fakten. 
Der Flug MH-17 führte von Amsterdam nach Kuala Lumpur – also von West nach Ost über einen Teil der Ukraine. Der Flug Putins führte über Polen, wie in der Quelle zu lesen. Hunderte Kilometer nördlich bedeutet für mich sprachlich als Minimum 200 km. Dazu kommt, dass dieser Flug der „Rossian One“ von Osten nach Westen ging. 
Wie blöd müssten die ukrainischen Fliegerleitoffiziere sein, die SU-25 dem falschen Flugzeug nachzuschicken? Wie wenig muss der Verfasser davon ahnen, wie Präsidentenflugzeuge national und international abgesichert werden. Die SU-25 hätten nicht die Spur einer Chance gehabt, sich auf Verfolgungskurs dieser Maschine zu nähern – selbst wenn 
„… Frau Timoschenko am liebsten Putin mit einer Kalaschnikow erschießen wollte. Aus gesicherter Quelle habe ich erfahren, dass der Journalistenstab und die Redakteure des Bayrischen Rundfunks von der These überzeugt sind, dass Putin abgeschossen werden sollte.“ Lachhaft gefährlich! Fehlt nur noch als Ergänzung „… wenn er zur Inspektion der Frontlinie im Donbass langfristig geplant dort einfliegt.“ 
Weiter:
„Wenn also der Originalflugplan von Putins Maschine über die Ukraine geführt hat – und dafür spricht einiges – dann hat dieser Angriff mit höchster Wahrscheinlichkeit tatsächlich Putin gegolten.“ 
Diese Schlussfolgerung kann nicht besser sein als ihre physikalisch-räumlichen und politischen Voraussetzungen. Denn für diese Version spricht absolut nichts, aber auch garnichts. 
Frau Timoschenko war im Juni/Juli 2014 politisch so ohnmächtig, dass sie keinen wie auch immer durch Machtorgane der Ukraine eingefädelten und verübten Anschlag hätte initiieren können. Aus ihrer Zeit als Ministerpräsidentin sind ihr durch die Ära Janukowitsch auch keine Attentatsmöglichkeiten geblieben. 
Zum anderen ist keiner der gegenwärtigen ukrainischen obersten Entscheidungsträger als Anarchist oder Terrorist auffällig geworden. 
Dazu noch: die für die Sicherheit des russischen Präsidenten Verantwortlichen haben wie ich meine professionell gedacht und die Flugroute der Präsidentenmaschine selbst dann, wenn er aus seiner Schwarzmeerresidenz nach Westeuropa geflogen wäre, nie über das Krisengebiet hinweg geplant. Wer sie blöder einschätzt, hat davon allein den Schaden – wie hier. 
Alle anderen, in dem Absatz verwendeten Informationen sind mehr oder weniger brauchbar aufbereitet. Sie dienen allerdings als Mantel, unter dem sich das unbrauchbare Grundkonzept versteckt. Das weder politisch noch physikalisch-räumlich echter Kritik standhält. Selbst geprüft! 

Bleiben Sie recht gesund! 

Ihr 

Siegfried Newiger   





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