Samstag, 18. Oktober 2014

Nur noch ein Zehntel...

Gestern in einer Morgensendung auf einem Kanal des ukrainischen Fernsehens gab es einen für mich extrem interessanten Auftritt. Der ehemalige Generalstabschef der ukrainischen Armee von 1996 bis 1998, Generaloberst Lopata, gab einige genaue Informationen zur militärischen Stärke des Landes bekannt. Zum Moment des Übergang zur Unabhängigkeit des Landes befanden sich auf seinem Territorium rund 720.000 Militärangehörige aus der Sowjetarmee. Als er Generalsstabschef war, ist der Bestand bei etwa 270.000 Militärs gewesen. Zu Beginn 2014 hatte die ukrainische Armee nur noch eine Personalstärke von rund 70.000 Personen. 
Die territoriale Größe des Landes macht ein stehendes Heer von etwa 220.000 Soldate und Offizieren nötig. Als absolutes Minimum sollten 120.000 Soldaten unter Waffen stehen.
Gegenwärtig sind die Luftstreitkräfte praktisch nicht einsatzbereit, weil die meisten Flugzeuge aller Typen ihre Sollbetriebszeit seit 1990 vorwiegend auf den Flugplätzen stehend ausgenutzt haben. Mittel für erforderliche Reparaturen oder Modernisierung sind nicht zugeteilt worden. Ähnlich sieht die Situation bei der Luftabwehr aus - vor allem ist die Technik überaltert. 
Aus diesen Tatsachen zog der General in Reserve einen logischen Schluss: der neue Verteidigungsminister hat weniger die Korruption in den Reihen der Armee zu bekämpfen, wie der Oberbefehlshaber und Präsident es als Aufgabe des Ministers bezeichnete, sondern aus militärischer Sicht in erster Linie eine wirklich neue, unbedingt gefechtsbereite Armee zu schaffen. Die alle Aufgaben aktiver Landesverteidigung in materieller und organisatorischer Hinsicht erfüllen kann. 
Letzteres untermauerte er in einer Abendsendung mit dem Fakt, dass die Armee auch in der "Zone antiterroristischer Handlungen" nur eine untergeordnete Rolle spielt. Denn die Leitung dieser eigentlich rein militärischen Aktion hat der Stellvertreter des Sicherheitschefs des Landes - der militärische Generalstabschef ist dem untergeordnet. Eine wichtige militärische Aufgabe wird im Prinzip durch zwei Stellvertreter geleitet. So wird die Informations- und Entscheidungskette unnötig verlängert, das Prinzip persönlicher  Verantwortung unzulässig unterhöhlt. 

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger




 

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