Den Post beginne
ich einmal anders – mit einem Zitat von der ersten Seite des „neues deutschland“
(nd) vom19./20. September 2015: „Der US-Ökonom und Träger des Wirtschaftsnobelpreises
E. Stiglitz ist von Janis Varoufakis beeindruckt, sieht nicht SYRIZA, sondern die
Gläubiger-Politik gegenüber Griechenland als gescheitert an und kritisiert das
demokratische Defizit Europas.“ Zitat Ende
Als ich heute Morgen den dunkelrosaroten
Blickfang der obigen Zeitung sah und das Zitat ganz las, nahm ich das Blatt mit.
Um daheim den gesamten Artikel zu lesen. Er war so gut wie erwartet. Bleibt zu
hoffen, dass die geäußerte Meinung auch zu jenen dringt, welche an den
Schalthebeln der ökonomischen Entscheidungen sitzen.
Denn eigentlich hat Herr
Stiglitz mich überholt. Nicht, was den Nobelpreis anbetrifft. Weil ich doch nicht größenwahnsinnig bin. Aber zu Janis Varoufakis hatte ich hier aus ähnlichem
Grund schreiben wollen. Der Anlass: ich habe sein Buch „TIME FOR CHANGE – Wie ich meiner
Tochter die Wirtschaft erkläre“ (Carl Hanser Verlag, ISBN 978-3-446-44524-6)
fast in einem Atemzug ausgelesen.
Was ich vor Jahrzehnten bei Karl Marx
mit gewissen Schwierigkeiten lernen konnte – weil ich musste – ist hier leicht
fasslich und mit praktischen Beispielen aus der von ebendiesem Marx im
Wesentlichen zutreffend vorausgesagten wirtschaftlichen Jetztzeit sachkundig
und sinnvoll angereichert. Die Leichtigkeit der Darlegung zeigt, wie sehr
Varoufakis den Stoff beherrscht. Der zweite Teil des Titels rührte mich an. Der
Verfasser hat eindeutig keine anderen Ambitionen als die von ihm formulierten. Nur:
sie sind bescheiden ausgedrückt – das Buch sollte Literatur für alle oberen Gymnasialklassen
sein!
Wenn im Gespräch mit Simon Poelchau (nd) Herr E. Stiglitz zu J. Varoufakis
formuliert: „Er ist eine sehr dynamische Person und ein sehr guter Ökonom.“ –
dann vertraue ich dem Mann, welcher 1999 unter Protest seinen Posten als
Chefökonom der Weltbank verließ. Weil er deren Politik nicht vertreten wollte. Allerdings
bin ich dann auch gezwungen, seine im erwähnten Gespräch geäußerte Meinung zu Bundesfinanzminister
Wolfgang Schäuble zu akzeptieren: „Es war eindeutig, dass er die Krise nicht
aus den Augen eines Ökonomen betrachtet. Für Schäuble geht es nur darum, dass
in Europa die Regeln eingehalten werden.“ Diese Einschätzung ist leider bitter.
Die harsche Kritik von Mister
Stiglitz daran, dass Europa Regeln nicht ändern will, welche es kaputt gemacht
haben (so von ihm gesagt - kaputt), sollte die Entscheidungsträger aufmuntern, sich damit zu beschäftigen. Aber
die werden abwimmeln. Weil sie „neues deutschland“ nicht lesen, kennen sie auch
das Gespräch nicht. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
Oder doch?
Bleiben
Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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