Samstag, 19. September 2015

Janis Varoufakis im Gespräch



Den Post beginne ich einmal anders – mit einem Zitat von der ersten Seite des „neues deutschland“ (nd) vom19./20. September 2015: „Der US-Ökonom und Träger des Wirtschaftsnobelpreises E. Stiglitz ist von Janis Varoufakis beeindruckt, sieht nicht SYRIZA, sondern die Gläubiger-Politik gegenüber Griechenland als gescheitert an und kritisiert das demokratische Defizit Europas.“ Zitat Ende 
Als ich heute Morgen den dunkelrosaroten Blickfang der obigen Zeitung sah und das Zitat ganz las, nahm ich das Blatt mit. Um daheim den gesamten Artikel zu lesen. Er war so gut wie erwartet. Bleibt zu hoffen, dass die geäußerte Meinung auch zu jenen dringt, welche an den Schalthebeln der ökonomischen Entscheidungen sitzen. 
Denn eigentlich hat Herr Stiglitz mich überholt. Nicht, was den Nobelpreis anbetrifft. Weil ich doch nicht größenwahnsinnig bin. Aber zu Janis Varoufakis hatte ich hier aus ähnlichem Grund schreiben wollen. Der Anlass: ich habe sein Buch „TIME FOR CHANGE – Wie ich meiner Tochter die Wirtschaft erkläre“ (Carl Hanser Verlag, ISBN 978-3-446-44524-6) fast in einem Atemzug ausgelesen. 
Was ich vor Jahrzehnten bei Karl Marx mit gewissen Schwierigkeiten lernen konnte – weil ich musste – ist hier leicht fasslich und mit praktischen Beispielen aus der von ebendiesem Marx im Wesentlichen zutreffend vorausgesagten wirtschaftlichen Jetztzeit sachkundig und sinnvoll angereichert. Die Leichtigkeit der Darlegung zeigt, wie sehr Varoufakis den Stoff beherrscht. Der zweite Teil des Titels rührte mich an. Der Verfasser hat eindeutig keine anderen Ambitionen als die von ihm formulierten. Nur: sie sind bescheiden ausgedrückt – das Buch sollte Literatur für alle oberen Gymnasialklassen sein! 
Wenn im Gespräch mit Simon Poelchau (nd) Herr E. Stiglitz zu J. Varoufakis formuliert: „Er ist eine sehr dynamische Person und ein sehr guter Ökonom.“ – dann vertraue ich dem Mann, welcher 1999 unter Protest seinen Posten als Chefökonom der Weltbank verließ. Weil er deren Politik nicht vertreten wollte. Allerdings bin ich dann auch gezwungen, seine im erwähnten Gespräch geäußerte Meinung zu Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble zu akzeptieren: „Es war eindeutig, dass er die Krise nicht aus den Augen eines Ökonomen betrachtet. Für Schäuble geht es nur darum, dass in Europa die Regeln eingehalten werden.“ Diese Einschätzung ist leider bitter.
Die harsche Kritik von Mister Stiglitz daran, dass Europa Regeln nicht ändern will, welche es kaputt gemacht haben (so von ihm gesagt - kaputt), sollte die Entscheidungsträger aufmuntern, sich damit zu beschäftigen. Aber die werden abwimmeln. Weil sie „neues deutschland“ nicht lesen, kennen sie auch das Gespräch nicht. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. 
Oder doch? 

Bleiben Sie recht gesund! 

Ihr 

Siegfried Newiger









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