Montag, 6. Mai 2013

Wege oder Richtungen?



Angeblich Napoleon Bonaparte formulierte schon vor langer Zeit: „Es gibt in Russland keine Wege, nur Richtungen.“ Das hat sich inzwischen etwas geändert. Allerdings waren der ehemaligen Sowjetunion aus unterschiedlicher Einschätzung der internationalen Situation die Panzer und die Militärflugzeuge wichtiger als die Straßen. Deshalb sind die vorhandenen Transportwege für den Straßentransport in miserablem Zustand. Was der staatlichen Führung von heute nicht angelastet werden sollte. Denn es  gibt unter anderem ein ehrgeiziges staatliches Programm für den Straßenbau. Mit der Einschränkung: wenn es nur erst durchgesetzt wäre…

Was den heutigen Regierenden von ihrer Opposition laufend angelastet wird: die Bereicherung aus dem Staatssäckel in allen Bereichen der Staatsmacht geht am Straßenbau nicht vorüber. Das ist heute nicht mein Thema – obwohl es unter den Nägeln brennt. Sondern die Frage nach der Verhältnismäßigkeit in der zum Thema „Straßenbau“ geführten Diskussion.

Wer von allen Kritikern bedenkt, dass Russland mit einer Fläche von 17.075.400 qkm der größte Staat der Welt ist? Dass die Nord-Süd-Ausdehnung über 2.000 km beträgt und die Ost-West-Ausdehnung rund 9.000 km? Dass auf einhundert Quadratkilometer dort rund  835 Menschen wohnen, in Deutschland sind es 23100 Leute. Das sind rund 28-mal so viele wie in Russland auf einen qkm! Wer überlegt, dass in diesem Land rund 40 % der Landfläche von Gebirgen/Hochland eingenommen werden, wo Straßenbau extrem schwierig ist? Doch ist der Vergleich mit Norwegen gestattet, wo diese Aufgabe effektiv gelöst wurde – nur in welcher Zeit und unter welchen Voraussetzungen? Die Wüsten-, Steppen- und Sumpfregionen Russlands sollten auch ins Kalkül gezogen werden – oder?

Vor einiger Zeit habe ich die Ukraine mit Deutschland verglichen. Sie war auch lange Teil der Sowjetunion mit entsprechenden wirtschaftspolitischen Vorgaben. Sie ist doppelt so groß in der Fläche als Deutschland, hat etwa die Hälfte an Bevölkerung. Folglich müsste der ukrainische Staatsbürger für einen entsprechenden Straßenbau das Vierfache dessen aufbringen wie der Bundesbürger.
Russland ist flächenmäßig etwa 47-mal so groß als Deutschland, hat eine Bevölkerung, welche etwa das 1,7-fache der deutschen zählt. Rechnet man ehrlich, dann müsste der russische Bürger etwa das 27-fache aus seinem Portemonnaie auf den Tisch legen, damit er auf einen Straßenausbau wie in Westeuropa rechnen könnte – und das über Jahrzehnte! Das übersteigt bei weitem das, was in der Ukraine auf den einzelnen Bürger zukäme – etwa das Vierfache dessen, was der deutsche Steuerzahler aufbringt. Das allerdings in Deutschland weniger den Neubau, sondern vor allem die Unterhaltung des Straßenzustandes betrifft. Der fast erst und langfristig in den letzten einhundert Jahren so hergestellt wurde.

Wer also unvoreingenommen die weitreichenden Pläne der russischen Führung bezüglich besserer Straßen in Russland beurteilen will, sollte diese Ausgangssituation nicht vergessen. Denn auch in den USA wurde das Straßennetz in sehr langer Zeit auf- und ausgebaut. Seien Sie bitte bei Beurteilungen kritisch und möglichst objektiv.

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger






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