Angeblich Napoleon Bonaparte formulierte schon vor langer
Zeit: „Es gibt in Russland keine Wege, nur Richtungen.“ Das hat sich inzwischen
etwas geändert. Allerdings waren der ehemaligen Sowjetunion aus
unterschiedlicher Einschätzung der internationalen Situation die Panzer und die
Militärflugzeuge wichtiger als die Straßen. Deshalb sind die vorhandenen
Transportwege für den Straßentransport in miserablem Zustand. Was der
staatlichen Führung von heute nicht angelastet werden sollte. Denn es gibt unter anderem ein ehrgeiziges staatliches
Programm für den Straßenbau. Mit der Einschränkung: wenn es nur erst
durchgesetzt wäre…
Was den heutigen Regierenden von ihrer Opposition laufend
angelastet wird: die Bereicherung aus dem Staatssäckel in allen Bereichen der
Staatsmacht geht am Straßenbau nicht vorüber. Das ist heute nicht mein Thema –
obwohl es unter den Nägeln brennt. Sondern die Frage nach der
Verhältnismäßigkeit in der zum Thema „Straßenbau“ geführten Diskussion.
Wer von allen Kritikern bedenkt, dass Russland mit einer Fläche
von 17.075.400 qkm der größte Staat der Welt ist? Dass die Nord-Süd-Ausdehnung
über 2.000 km beträgt und die Ost-West-Ausdehnung rund 9.000 km? Dass auf
einhundert Quadratkilometer dort rund 835
Menschen wohnen, in Deutschland sind es 23100 Leute. Das sind rund 28-mal so
viele wie in Russland auf einen qkm! Wer überlegt, dass in diesem Land rund 40
% der Landfläche von Gebirgen/Hochland eingenommen werden, wo Straßenbau extrem
schwierig ist? Doch ist der Vergleich mit Norwegen gestattet, wo diese Aufgabe
effektiv gelöst wurde – nur in welcher Zeit und unter welchen Voraussetzungen?
Die Wüsten-, Steppen- und Sumpfregionen Russlands sollten auch ins Kalkül
gezogen werden – oder?
Vor einiger Zeit habe ich die Ukraine mit Deutschland
verglichen. Sie war auch lange Teil der Sowjetunion mit entsprechenden
wirtschaftspolitischen Vorgaben. Sie ist doppelt so groß in der Fläche als
Deutschland, hat etwa die Hälfte an Bevölkerung. Folglich müsste der
ukrainische Staatsbürger für einen entsprechenden Straßenbau das Vierfache
dessen aufbringen wie der Bundesbürger.
Russland ist flächenmäßig etwa 47-mal so groß als
Deutschland, hat eine Bevölkerung, welche etwa das 1,7-fache der deutschen
zählt. Rechnet man ehrlich, dann müsste der russische Bürger etwa das 27-fache
aus seinem Portemonnaie auf den Tisch legen, damit er auf einen Straßenausbau
wie in Westeuropa rechnen könnte – und das über Jahrzehnte! Das übersteigt bei
weitem das, was in der Ukraine auf den einzelnen Bürger zukäme – etwa das
Vierfache dessen, was der deutsche Steuerzahler aufbringt. Das allerdings in
Deutschland weniger den Neubau, sondern vor allem die Unterhaltung des
Straßenzustandes betrifft. Der fast erst und langfristig in den letzten
einhundert Jahren so hergestellt wurde.
Wer also unvoreingenommen die weitreichenden Pläne der
russischen Führung bezüglich besserer Straßen in Russland beurteilen will,
sollte diese Ausgangssituation nicht vergessen. Denn auch in den USA wurde das
Straßennetz in sehr langer Zeit auf- und ausgebaut. Seien Sie bitte bei Beurteilungen
kritisch und möglichst objektiv.
Bleiben
Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried
Newiger
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