Montag, 18. Februar 2013

Drei Brücken...

          Gestern nachmittag ging ich seit langem wieder an den Fluss Ros. War vorher eine Woche unterwegs in der Ukraine und davor davon abgekommen, zum Fluss zu gehen. Weil die Holzbrücke eingebrochen war, ein Überschreiten zum Spazieren gehen in freier Natur unmöglich. Nun berichtete mein Stiefsohn, es würde repariert. Als ich an der schon wieder begehbaren Brücke angekommen war, bedauerte mich ein mir bekannter Angler, der dort stand. Ich sei eine halbe Stunde zu spät gekommen. Anlässlich der sichtbaren Fertigstellung am heutigen Sonntag habe der Mäzenat - oder Sponsor - Alexander Poljarush ein Mittagessen für die Zimmerleute und alle "Vorübergehenden gegeben. Er zwinkerte mir zu und ergänzte, dass es da auch etwas Wodka zu Zutrinken gegeben hätte. Ob ich nicht bedauere, das versäumt zu haben - die Gartentische seien eben erst weggeräumt worden. 
          Dass ich diese Art von "Freibier" verpasst habe, sei nicht schlimm. Für mich ist gut, dass der mir unbekannte Alexander Poljarush den Übergang finanziert hat. Denn darum, ob die im Budget der Stadt Belaja Zerkov nicht geplante Reparatur nun jahrelang auf sich warten lassen würde, hatten die Massenmedien schon spekuliert. Der Sponsor hatte formuliert: "Eine Brücke für die Menschen!" und sein Scheckheft gezogen. Eine großzügige Geste. Selbst wenn niemand so recht weiß, woher die Moneten zusammen kamen...

          In einer russischen Kleinstadt gab es ein ähnliches Problem. Etwas ausgeprägter. Weil da nicht nur Spaziergänger und die bescheidenen Anbieter des nahen Basars ohne eigenes Auto über die Brücke mussten wie hier, sondern das Städtchen von seiner Versorgung abgeschnitten war. Die Lagerhäuser der Geschäftsleute im Städtchen Warja (Gebiet Kostroma) liegen auf dem anderen Flussufer, weg von den Läden. Die Umgehungsstraße verlängerte den Weg nur um 1,2 km - war aber im Winter oder bei starken Niederschlägen unbefahrbar. Ein altbekanntes Problem Russlands.
          Da taten sich die Geschäftsleute zusammen. Denn Stadtväter- und -mütter hatten nur leere Kassen und einen Projektvorschlag über 13,5 Millionen Rubel (rund 3,4 Millionen €) auf dem Tisch. Die Geschäftsleute beauftragten einen fähigen Bauleiter, gaben das Geld für die Stahlträger und alles andere - restaurierten die Brücke nach allen Regeln der Brückenbaukunst und zählten die Ausgaben zusammen. Da waren nur eine halbe Million Rubel aufgewendet worden! Die Brücke 27 Mal preiswerter als von "Spezialisten" veranschlagt! Das nenne ich grandios!

          Wahrhaft grandios ist die "Golden Brücke" über das "Goldene Horn" im fernen Wladiwostok. Schauen Sie doch einmal ins Internet. Die gesamt 2100 m lange Hängebrücke ist eine der fünf größten ihrer Art in der Welt und überspannt 737 m Meeresoberfläche. Für mich als Ingenieur eine technische und auch technologische Meisterleistung. 
          Erstmals noch unter Chrustschow in den Entwicklungsplan der Stadt aufgenommen - rund 40 Jahre später vollendet. Bei ihrem Bau wurde nicht nur verdient, sondern grandios geklaut. Darüber hatte Dmitrij Medwedjew noch anlässlich einer Kontrollfahrt vor der Einweihung bitter gescherzt.

          Drei Brücken - zwei Erfahrungen. Dort, wo sich die am Effekt interessierten Personen  damit beschäftigen, bekommt man rasche und sogar überraschende Resultate. Dort, wo Bürokraten sich "reinhängen", gibt es zeitliche Verschleppungen, Korruption und Kostenexplosion. Das bei weitem nicht nur in Russland oder der Ukraine. Sage nur Großflughafen Berlin-Brandenburg...

Bleiben Sie recht gesund!

Ihr

Siegfried Newiger








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