Bis der neue
Präsident der USA offiziell seinen Amtseid abgelegt hat, will ich mit meiner
Meinung nicht warten. Weil meine ukrainischen Gesprächspartner zum Wahlsieg des
Donald Trump so manche sehr eigenartige Bemerkungen machen.
Jene, die mich
antrieb folgendes zu schreiben, war die einer uns bekannten Backwaren-Verkäuferin
aus einem kleinen, zum stationären umfunktionierten fahrbaren Verkaufskiosk. „Was
regen sich die Amerikaner jetzt über das Wahlergebnis auf? Das hätten sie vor der
Wahl tun sollen. Kennen sie den Unterschied zwischen dem neuen amerikanischen
Präsidenten und unserem?“ Natürlich kannte ich den nicht. „Dort ist der ein
Milliardär im reichen Land, hier einer
im armen Staat.“
Das konnte ich
nicht so stehen lassen – denn das widerspricht der Realität. Die USA sind der
am höchsten verschuldete Staat in der Welt. In dem Augenblick, da ich dieses
schreibe, beträgt ihre Staatsschuld 19.840 Milliarden US-Dollar. Damit hat
heute schon jedes Neugeborene dort 60995 US-$ „ererbte Schulden“ als Bürger
dieses Landes. Davon sind die ukrainischen Kinder zum Glück noch weit entfernt.
Der neugewählte
Präsident der USA hat mit eigenen Unternehmen schon vor dem Bankrott gestanden,
sich gerettet. Vielleicht hat er sich der neue Mister President der Aufgabe
verschrieben, sein Vaterland zu retten. Indem er beispielsweise die von
Präsident Obama veranlasste Reform medizinischer Versorgung zurückfährt. Die Rede
war bei ihm schon davon.
Die ukrainische
Verkäuferin war auch darüber verwundert, dass knapp 50 Millionen USA-Bürger
heute nur überleben können, wenn sie LEBENSMITTELKARTEN vom Staat bekommen. Sie
glaubte mir das vorgestern nicht – ihr Enkel hat die Information aus dem Internet
inzwischen bestätigt.
Dass angesichts der
sich häufenden Schusswaffen-Opfer in den USA ich auch weiß, dass dieses Land
außer beeindruckenden Leistungen auf vielen Gebieten die höchste Dichte an
einsitzenden Verurteilten als alle anderen Staaten weltweit hat, war ihr
unbekannt. Dass ich das alles nicht aus Amerikafeindlichkeit weiß, sondern aus
einem weitreichenden Mitgefühl für ehrliche einfache Menschen, war schwer zu
übermitteln.
Vor rund 700 Jahren
schon hat der Meister Eckhart bereits geschrieben: „Hast du dich selbst lieb,
so hast du alle Menschen lieb wie dich selbst. Solange du einen einzigen
Menschen weniger lieb hast als dich selbst, so hast du dich selbst nie wahrhaft
lieb gewonnen.“ Die gute Frau – die Verkäuferin – ist nicht die einzige Person,
welche mir diese „altmodische Einstellung“ nicht abnimmt. Natürlich ist es
leichter, in Feindbildern zu denken. Folglich anzunehmen, dass diese
Denkungsart auch bei jedem Anderen so wirkt. Da bin ich gerne eine Ausnahme…
Ein ukrainischer
Politologe hat eine beunruhigend interessante Variante angeboten – habe mir den
Sender nicht gemerkt. Zu seinen Erwartungen an den im Januar 2017 sein Amt
antretenden Präsidenten Trump gehört etwas Beunruhigendes: beide Präsidenten, Trump
und Putin, hätten ein übersteigertes Sendungsbewusstsein. Daraus könne zwischen
beiden eine Zuspitzung der Gegensätze zwischen den politisch denkbaren Lösungen
vieler internationaler Probleme bis an die Grenzen militärischer Machtproben
erfolgen. Oder darüber hinaus…
Das ist eine
Ansicht, die ich erwähne, auch wenn ich sie nicht teile. Weil sie das Risiko
persönlicher Fehlentscheidungen bis über ein erträgliches Maß hinaus enthält.
Meine Meinung: es
wird international nicht einfacher. Aber beide Präsidenten sind – nach Abwägung
aller Risiken – keine Selbstmörder. Caesar Nero konnte Rom anzünden lassen in
der Gewissheit, dass er in der Nachwelt berühmt-berüchtigt würde. Bei diesen
beiden Mächtigen würde nur Asche flüstern…
Bleiben Sie recht
gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen