Dieses Fremdwort in
der ukrainischen Sprache gefällt mir nicht. Vor allem, wenn es mit einem Bild
von der Kalaschnikov im Fernsehen zu sehen ist. Natürlich wäre eine Armbrust stattdessen
auch eine Waffe. Weil mir die Idee dahinter aus dem Denken „Kein Mensch – kein Problem!“
der schlimmsten Sowjetgedanken stammt. Oder den Denkmustern von Banditen. Das
nicht zu dem „Aufhellen“ mit Lüstern (Kronleuchtern) passt.
In der
Berichterstattung ukrainischer Massenmedien treffen sich immer häufiger die
Argumente vernünftiger Spezialisten und jene der ungezügelten Straße. Letztere
bringt die Kalaschnikov mit in die Diskussion. Hatte auch die – von vorausschauenden
Politikastern genutzte – Kraft, das „Kreuzigte ihn!“ in Fällen einzubringen, wo
es zweifelhaft war.
Aus der etwas
entfernteren Geschichte vieler Länder ist bekannt, dass das Lenken der
Geschicke eines Landes Persönlichkeiten erfordert, die auf einigen Spezialgenbieten
die erforderlichen Kenntnisse besitzen. Nehmen wir an – ein Wasserwerker, der
auch den Bereich Abwasser beherrscht. Ob Kutschma, Justshenko oder Janukowitsch
– der Mann mit Spezialkenntnissen dient der Bevölkerung in erster Linie. Er kann,
falls auch noch wissenschaftlich tätig, ehrlich zu einigen materiellen Mitteln
gekommen sein. Ihn nun zu „lustrieren“, wie einige Neider in Sozialen Netzen
fordern, ist idiotisch. Wenn keine Gesetzesverletzungen vorliegen.
Die absoluten
Herrscher der mittleren Vergangenheit haben sehr wohl besiegte Könige etc.
hinrichten lassen. Aber die „Kader“ aus dem mittleren Bereich haben sie
geschont. Weil vor allem das wirtschaftliche Räderwerk des eroberten Staates laufen
sollte. Ohne Produktion keine Reichtümer zum Abpressen! Also wurden die mit
Situation und Mentalität Vertrauten unter scharfer Kontrolle am Ruder belassen!
Wenn heute in der
Ukraine die Klage nach Fachleuten laut wird, dann wegen der – nicht selten
unsinnigen – Lustration.
Das sagt nichts
gegen diese. Denn zunehmend kommt bei den politisch durchblickenden Personen
aus den Massenmedien die andere Seite zum Tragen. Dass sie die Frage nach jenen
stellen, welche gegenwärtig die Aufklärung zu einer Reihe von Untaten der nahen
Vergangenheit verschleppen bzw. die Ergebnisse vertuschen oder abschwächen. Aus
– möglicherweise berechtigter – Befürchtung, dass noch weitere eigene
Verfehlungen aus vorhergehenden Zeiten aktenkundig werden.
Wer die Biographie
des gegenwärtigen ukrainischen Präsidenten durchgeht, hat es mit dem
zeitweiligen Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrates zu tun, dem
Notenbankpräsidenten und auch dem Außenminister dieses Landes. Also auch ein
hochrangiger Spezialist.
Gegenwärtig kommt
von Seiten der damit vertrauten Persönlichkeiten zunehmend kompromittierendes
Material aus der jüngsten Vergangenheit ans Tageslicht. Im Gegensatz zu einst
auch schon mit Namen und Adressen. Unter anderem auch zum ehemaligen
Premierminister Jazenjuk. Allerdings ist
der Filz im Bereich Rechtsprechung noch dick genug, um nicht wenigen der gegen hohe
Kaution aus der U-Haft entlassenen Rechtsbrechern den Weg ins Ausland frei zu
machen. Es wird für mich deutlich, dass die Bemerkungen einzelner Personen mir
gegenüber, dass sich nichts Wesentliches geändert hat seit den „Revolutionen
der Würde“, ihre Berechtigung hatten.
Die Fernseh-Vernehmung
des ehemaligen Präsidenten Janukovitch in Rostov (Russland) sehen die meisten
Leute als Farce. Wer hier im Lande um das nackte Überleben kämpfen muss, hat
für das so bezeichnete „Polittheater“ keinen Kopf frei.
Außer den Eltern
und anderen Angehörigen der auf dem Maidan getöteten Personen. Die vor dem als
Gegenpart ausgewählten Gericht in Kiew dagegen protestierten, dass Herr
Janukowitsch nur als Zeuge vernommen wird. Die ihn auf der Anklagebank sehen
wollen.
Bleiben Sie recht gesund!
Ihr
Siegfried Newiger
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